Viele Ideen für Dorfscheune und Dorfplatz in Malsch
Grundsätzliches Ja im Rat zu Raumprogramm für die Scheune mit WC und Spülküche - Bürger-Vorschläge für den hinteren Dorfplatz

Noch liegen die Dorfscheune und der hintere Dorfplatz in Malsch im Dornröschenschlaf. Wie man sie daraus erwecken könnte, das diskutiert der Gemeinderat derzeit unter intensiver Beteiligung der Bürger. Foto: Kloé
Malsch. (oé) Der vordere Teil des Dorfplatzes in der Letzenberggemeinde ist schon fertig, der tiefer gelegene hintere Teil harrt jedoch noch der Überplanung und Neugestaltung. Zwischen den beiden Platzbereichen steht die historische, zwei- bis dreihundert Jahre alte Dorfscheune. Sie wurde zwischenzeitlich notdürftig gesichert, nun aber muss etwas geschehen, wenn man das historische Gebäude in seiner Substanz auf Dauer erhalten will. Damit eng verbunden ist die Frage, wie das Bauwerk künftig denn genutzt werden soll. Dies und das damit verbundene Raumprogramm waren Gegenstand der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Der Architekt Wolfgang Müller-Hertlein und die Gemeindeverwaltung hatten dazu ein Konzept vorgelegt, dem zufolge in dem Gebäude eine behindertengerechte WC-Anlage und eine Spülküche mit Lagerräumen und einer Durchreiche nach draußen untergebracht werden könnten. Im mittleren Bereich der Scheune könnte zudem ein Raum für unterschiedliche Nutzungen entstehen. Der Raum bliebe nach oben hin geöffnet und würde den Blick auf das historische Dachgebälk freigeben. Bürgermeisterin Sibylle Würfel sprach von einem insgesamt zweckmäßigen und sinnvollen Konzept, gerade mit Blick auf die Bedürfnisse der Vereine und der Gemeinde bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Mälscher Markt, dem Fastnachtsumzug, dem Weinfest oder auch anderen Festivitäten. Gerade für solche Anlässe könnte man eine Spülküche und eine öffentliche Toilettenanlage gut gebrauchen (etwa anstelle eines Toilettenwagens).
Der Preis von alles in allem rund 300.000 Euro sorgte im Gemeinderat indes für einige kritische Nachfragen. So hatten Marco Matzka (CDU) und auch Tanja Becker-Fröhlich (Grüne) Zweifel, ob die Kosten noch in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen stünden, da es sich bei den genannten Anlässen vielleicht um vier oder fünf Veranstaltungen im Jahr handele. Die Kosten seien "ein Wort", meinte auch Dr. Bettina Lieske (Grüne) und mahnte auch mit Blick auf mögliche Kostensteigerungen, sich eine andere Option offenzuhalten.
Einsparmöglichkeiten sieht Planer Müller-Hertlein aber nur wenige. Die dauerhafte Sicherung des Gebäudes, die Entwässerung des Kellers, der Innenausbau und die Ausstattung mit Strom, Wasser und Kanalisation müssen wohl sein und verursachen entsprechende Kosten. Das gilt auch für die technischen Anlagen und Installationen. Allenfalls im Bereich der Türen, Fenster und der großen (verglasten) Toröffnung sieht er noch "Stellschrauben". Auch die Bürgermeisterin meinte, man müsse das Geld wohl in die Hand nehmen, damit es "was Gescheites gibt". Die Kosten erschienen ihr nicht überzogen, zumal man auch noch Aussichten auf Zuschüsse und Fördermittel habe.
Während Konrad Fleckenstein von den Freien Wählern das Raumprogramm für "stringent" hielt und vor allem die Bedürfnisse der Vereine abgedeckt sah, meinte Robert Krippl (CDU), es wäre ihm deutlich wohler, wenn man die Scheune erst noch einmal bei einem Ortstermin in Augenschein nehmen könnte. Diese Ortsbegehung soll auch stattfinden, darin waren sich alle einig. Trotzdem gab der Gemeinderat bei vier Enthaltungen schon einmal seine grundsätzliche Zustimmung zum vorgelegten Raumprogramm, das dem Planer zufolge Voraussetzung für die eigentliche Entwurfsplanung ist.
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Wie die Bürgermeisterin eingangs betont hatte, handelt es sich bei dem Raumprogramm zunächst um ein "Grundgerüst", das für die Zukunft "nichts verbauen" solle und weitere Optionen bei der Nutzung der Dorfscheune offen ließe. Dies gerade mit Blick auf die kommende Neugestaltung des hinteren Dorfplatzes. Hier könnte die Dorfscheune zum Mittelpunkt und "funktionalen Rückgrat" für verschiedene denkbare Dorfplatzkonzepte werden, wie auch der Planer darlegte.
Bereits im vergangenen Oktober hatte die Gemeinde zu einer Bürgerversammlung mit dem Thema "Dorfplatz" eingeladen und die Bürger um Gestaltungsvorschläge gebeten. Die Resonanz war dem Planer Müller-Hertlein zufolge "erheblich" und die Ergebnisse waren so, dass ihnen auch der Profi "großen Respekt" zollte. Die Ideen reichten von einer Aufteilung des Areals in Park- und Platzelemente über die Installation von Spiel- und Sportgeräten und das Pflanzen von Bäumen, die Integration von Brunnen und Wasserlauf bis hin zu einer teilweisen Überdachung des Platzes durch einen offenen Anbau an die Dorfscheune (dort könnten auch Bühne oder Podest geschaffen werden). Die Scheune selbst könnte zum Heimatmuseum oder sozialen Treffpunkt umgestaltet werden, so lauteten einzelne Vorschläge. Auch eine Erweiterung des Platzes um ein inzwischen freigeräumtes Grundstück gegenüber wurde angeregt.
Während Parkplätze in den Konzepten der Bürger eine "deutlich untergeordnete Rolle" spielten, machten sich viele Teilnehmer Gedanken darüber, wie das jüdische Vermächtnis dieses Quartiers (hier standen einst Synagoge, Mikwe als rituelles Bad sowie jüdische Schule und Lehrerhaus) angemessen bewahrt werden könnte: etwa durch eine Aufwertung des vorhandenen Denkmals, durch ein neues Denkmal oder durch die Markierung der ehemaligen Gebäudegrundrisse im Boden. Bürgermeisterin Sibylle Würfel zeigte sich froh über die vielen Anregungen und "spannenden Ideen", mit denen man weiterarbeiten könne. Die Vorschläge sollen nun in den weiteren Diskussionsprozess im Gemeinderat einfließen.



