Wie es ist, in einer alten Mühle zu arbeiten
Seit einem Jahr ist die Fondsbroker AG in der Merkel-Mühle, die beim Tag des offenen Denkmals dabei ist. Die ehemalige Synagoge öffnet auch.

Von Edda Nieber
Hirschberg. "Unsere Branche steht ja eher für Frankfurt und Glasfassade", sagt Thomas Sättele, Vorstandsvorsitzender der Fondsbroker AG. Nicht so in Hirschberg, wo es früher um Getreide, heute um Börsendaten und Firmenbilanzen geht: In einer alten Mühle, umgeben von historischen Maschinen und riesigen Zahnrädern, das Rauschen des Baches im Ohr. Tradition und Bodenständigkeit würden der Branche insgesamt gut tun, findet Sättele, und die findet man in der "Merkel-Mühle" auf jeden Fall.
Vor rund einem Jahr zog die Fondsbroker AG von der Oberen in die Untere Apfelbachmühle, auch "Merkel-Mühle" genannt. Diese wird beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, ihre Türen öffnen. Und das bereits zum zweiten Mal.

"Letztes Jahr wurden wir überrannt", erinnert sich Vorstand Frank Gutschalk an die über 1000 Besucherinnen und Besucher, die einen Blick in das historische Gebäude werfen wollten. Das zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ganz fertig war.
Inzwischen ist die Sanierung der 1549 erstmals erwähnten Mühle abgeschlossen, und die modernen Büros finden sich in einem "historischen Rahmen", der einen positiven Effekt nicht nur für die Mitarbeitenden, sondern auch für die Kunden hat. "Wir finden immer wieder Kunden über das Objekt. Die sind einfach interessiert an Mühlen und dann in zweiter Linie an unseren Dienstleistungen", erzählt der Vorstandsvorsitzende.
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Ein so altes Haus bringe immer wieder neue Baustellen, es arbeitet auch ein Stück weit selbst, sagt Sättele. "Und es ist viel, viel Detailarbeit". Gerade der Maschinenpark der Mühle müsse gepflegt werden. Besonders markant ist der Wasserbau, dessen Getriebe nach wie vor einwandfrei funktioniert.
In direkter Verbindung dazu hängt außerhalb das Wasserrad, mit dem früher die Mühle angetrieben wurde. Das Wasser läuft jedoch inzwischen unterhalb entlang. Aber man höre es noch rauschen.
Das Tal sei geprägt von Mühlen, sagt Gutschalk. "Insofern stößt man zwangsläufig irgendwann auf die Objekte." Die Mühle hätte nicht nur einen Wiedererkennungswert, sondern auch Charme und Wohlfühlcharakter. Der historisch erhaltene Teil des Gebäudes sei "der coolste Bereich", so Gutschalk. Und in diesen können Interessierte am 14. September einen Blick werfen. Die meisten interessiere der Sanierungsprozess, so Sättele, aber es gebe auch viele "Mühlen-Fans".
Das diesjährige Motto des bundesweiten Aktionstags: "Wert-voll – Denkmale als Teil unserer Geschichte und Identität" passe hervorragend zur Mühle. "Werte zu erkennen, zu bewahren und verantwortungsvoll weiterzuentwickeln, egal ob bei Kapitalanlagen oder im Umgang mit kulturellem Erbe, ist ein wesentlicher Teil der Firmenphilosophie", so Sättele.
Bei Führungen werden Gutschalk, Jonas Dallinger und er mit jeweils etwa zehn Personen eine kleine Tour durch das Gebäude machen und dabei etwas zu den einzelnen Sanierungsschritten sowie den Maschinen erzählen und erklären. Dass wieder so viele Leute kommen, denkt Sättele nicht.
"Die Neugierde des Ortes ist erst einmal befriedigt". Dennoch hofft er auf viele interessierte Gäste, die zwischen 13 und 17 Uhr einen Blick in dieses vielleicht nicht branchentypische, aber ganz besondere Gebäude werfen wollen.

Auch in Leutershausen öffnet am Tag des offenen Denkmals ein besonderes Gebäude seine Türen: die Ehemalige Synagoge. Von 14 bis 16 Uhr kann das geschichtsträchtige Haus besichtigt werden. Um 14.30 Uhr lädt der Synagogen-Arbeitskreis zu einer Führung ein. Sie erläutert die Geschichte der Synagoge und das Schicksal der zugehörigen jüdischen Gemeinde. Zudem wird auf die Bedeutung von Synagogen im Judentum eingegangen.
Die Synagoge wurde 1868 eingeweiht. Sie überstand die Pogromnacht der Nationalsozialisten 1938, weil sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Besitz der jüdischen Gemeinde war. Nach dem Krieg wurde das Gebäude unterschiedlich gewerblich genutzt. 2001 wurde die vollständige Renovierung abgeschlossen, seitdem ist die Ehemalige Synagoge ein Haus der Kultur und Begegnung.
Info: Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 14. September, öffnet die "Merkel-Mühle" in der Breitgasse 36 in Großsachsen von 13 bis 17 Uhr ihre Türen. Die Ehemalige Synagoge in der Hauptstraße 27 in Leutershausen ist von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Um 14.30 Uhr findet eine Führung statt.