Hirschberg

Damit die Merkel-Mühle in Großsachsen nicht verschwindet (plus Fotogalerie)

Die Fondsbroker AG lässt Mühle sanieren und zum Firmensitz umbauen. Im Sommer 2024 könnte sie fertig werden.

23.02.2023 UPDATE: 23.02.2023 20:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Im Januar haben die Arbeiten an der Merkel-Mühle in der Breitgasse begonnen. Foto: Kreutzer

Von Annette Steininger

Hirschberg-Großsachsen. Vor der alten Merkel-Mühle in der Breitgasse 36 stapeln sich Ziegelsteine. Ein Kran hievt Betonbehälter über die Hausdächer zur Scheune, die zum denkmalgeschützten Ensemble gehört und die am Donnerstag eine Bodenplatte bekommt. Inmitten des emsigen Wirbelns führt Thomas Sättele, Vorstand der Fondsbroker AG durch die Baustelle. Die vorbereitenden Arbeiten haben schon im vergangenen Jahr begonnen, am 15. Januar ging es richtig los.

"Die Balken wurden freigelegt, eine neue Statik eingebaut, um die alte zu restaurieren", erzählt Sättele. Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Frank Gutschalk lässt er das historische Kleinod wie schon die "Apfelbachmühle" 500 Meter talaufwärts zum Firmensitz der Fondsbroker AG umbauen.

Thomas Sätteles Sohn Kevin hat das Projekt unter seinen Fittichen und wird einen Teil des Mühlen-Ensembles privat nutzen und die Scheune zu einem Zwei-Familien-Haus umbauen. An die Mühle direkt grenzt ein Wasserbau an. "Hier floss früher das Wasser rein", erzählt Sättele. Gerne hätten sie auch die Wasserkraft des Apfelbachs genutzt. Aber weder die Menge noch die Fallhöhe hätten ausgereicht. Daher werde nun eine Wärmepumpe eingebaut und eine Photovoltaik-Anlage installiert.

"Das wird ein Effizienzhaus-Denkmal", sagt der Vorstand nicht ohne Stolz. Überhaupt ist Nachhaltigkeit für Sättele ein großes Thema. "Denkmalschutz ist ja auch etwas Ressourcenschonendes", sagt er mit Verweis auf die Ziegelsteine, die aus den Gefachen herausgenommen wurden und wieder eingebaut werden.

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Faszinierend auch, was mit den Balken passiert. Die Ständer sind teilweise verfault, durch das Mauerwerk kam die Feuchtigkeit. Unter anderem darum kümmert sich die Laudenbacher Zimmerei A&S. Geselle Ronny Mann zeigt, wie sie die verfaulten Stellen wegschneiden und dann wieder mit "gesundem" Holz verkleben und verschrauben.

Die Mühlen-Technik ist noch gut erhalten und soll sichtbar bleiben. Foto: Kreutzer

Teilweise müssen diese Balken dann wieder verputzt werden, aber Sättele ist es wichtig, auch für den "Mühlen-Charakter", Ausschnitte offenzulassen und durch Glaselemente sichtbar zu machen. "Es wäre doch schade, wenn alles verpackt ist", findet der Vorstand. Auch die Mühlentechnik soll sichtbar bleiben. "Sie ist noch gut erhalten", sagt Sättele und zeigt auf die leicht eingestaubten metallenen Zeitzeugen.

Ronny Mann von der Zimmerei A&S erklärt Fondsbroker-Vorstand Thomas Sättele, wie er mit den teils morschen Balken umgeht. Foto: Kreutzer

Im Erdgeschoss soll es unter anderem einen Besprechungsraum, eine Teeküche, einen Technikraum und ein WC geben. Im ersten Obergeschoss bietet sich ebenfalls ein guter Blick auf die Mühlentechnik. Hier sind unter anderem eine Event-Küche und ein Aufenthaltsraum vorgesehen. Und im zweiten Obergeschoss, wo noch die Vorrichtungen für die Mehlsäcke zu sehen sind, wird mit acht Arbeitsplätzen geplant.

Insgesamt sollen am künftigen Hauptsitz der Fondsbroker AG bis zu 25 Arbeitsplätze möglich sein. Aktuell arbeiten bei dem wachsenden Unternehmen 15 Mitarbeiter; in der "Apfelbachmühle", die weiter Standort bleibt, war es zu eng geworden. "Hier, im zweiten Obergeschoss, gab es den Handschlag mit dem Vorbesitzer", erinnert sich Sättele. Er bat darum: "Erhalten Sie bitte die Mühle." Das versprach der Vorstand gern.

Der Blick wandert nach oben, wo es eine Galerie gibt; "vielleicht richten wir eine Bibliothek ein", sinniert Sättele. Aktuell besteht das Dach nur aus einer Plane, die Ziegel sind runter. Hieran wird gearbeitet, sobald die Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen sind. Im Hauptgebäude ist bereits die Bodenplatte drin. Das Weinheimer Bauunternehmen Leist hat die Rohbauarbeiten übernommen. Sättele hofft, dass der Umbau – das Investitionsvolumen liegt im siebenstelligen Bereich – im Sommer 2024 abgeschlossen ist.

Ort des Geschehens

Aktuell kann man ihn zweimal am Tag hier antreffen. "Man muss dauernd neue Entscheidungen treffen; da geht es um jeden einzelnen Balken", sagt Sättele. Dem das aber nicht zu viel wird. "Ich bin da ganz entspannt. Bei der Apfelbachmühle hat es damals genauso schlimm ausgesehen", sagt der Vorstand und lacht.

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