Flüchtlingsunterkunft Edingen: Anwohner fühlen sich im Stich gelassen
Ärger um geplanten Bau einer Flüchtlingsunterkunft am Sport- und Freizeitzentrum - Rolf Weinzierl: "Mit uns hat keiner gesprochen"

Das Biotop-Schild auf dem Gelände, wo die Flüchtlingsunterkunft gebaut werden soll, ist nicht offiziell, sagt Bauamtsleiter Horst Göhrig. Diese Erklärung ärgert die Anwohner in der Bismarckstraße: "Wir haben uns alle daran gehalten, haben es nicht betreten und keine Hunde reingelassen. Jetzt sagt die Verwaltung plötzlich, dass es noch nie ein Biotop war", sagt Rolf Weinzierl. Foto: Kraus-Vierling
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. "Damals, als ich es wegen der Kinder gebraucht hätte, durfte ich nicht größer bauen wegen der Baugrenze. Und heute wird die einfach mal schnell aufgehoben wegen der Flüchtlingsunterkunft." Rolf Weinzierl, Anwohner in der Bismarckstraße in Edingen, ärgert sich.
Im Prinzip, sagt er, gehe es ihm dabei nicht einmal um die geplante Unterkunft zur Anschlussunterbringung für Flüchtlinge am Rand des Sport- und Freizeitzentrums. Es gehe ihm vielmehr darum, dass diese Pläne vonseiten des Rathauses den Anwohnern gegenüber nicht kommuniziert worden seien. "Wir haben erst aus den Medien davon erfahren", sagt Weinzierl. Und: "Mit uns hat keiner gesprochen."
Früher sei das anders gewesen. Beim Bau des Sport- und Freizeitzentrums Anfang der 90er und fünf Jahre später bei der Errichtung des Sporthauses und des Fortuna-Vereinsheims seien die Anwohner vom Rathaus informiert worden.
Weinzierl geht es darum, dass das Gelände, auf dem die Unterkunft entstehen soll, vor Jahren als "Pufferzone" zwischen Sportzentrum und Wohnbebauung freigehalten worden sei. Ursprünglich stand es für die Umsiedlung des Kleingartenvereins Edingen zur Verfügung, blieb aber, weil es nicht gebraucht wurde, bewusst frei. "Es geht doch auch um den Lärm. Den haben wir ja bereits jetzt durch die Fußballer und Beachvolleyballer", sagt Weinzierl.
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Was ihn und andere Anwohner ebenfalls ärgert, ist die Tatsache, dass die Gemeinde selbst das Areal vor Jahren zum Biotop erklärte. "Wir haben es nicht angelegt, das Ganze ist wild gewachsen", hatte Bauamtsleiter Horst Göhrig kürzlich der RNZ auf Anfrage erklärt.
Allerdings steht genau das auf den Schildern, die jetzt wegkommen werden: "Dieses Biotop wurde im Rahmen des Biotopvernetzungskonzepts von der Gemeinde Edingen-Neckarhausen angelegt." Ja, was denn nun?, fragt Weinzierl. "Wir haben uns alle daran gehalten, haben es nicht betreten und keine Hunde reingelassen. Jetzt sagt die Verwaltung plötzlich, dass es noch nie ein Biotop war."
Zumindest kein offizielles, denn es gebe eben einen Unterschied zwischen "selbst gemachten" Schildern und den "echten". Warum man denn dann überhaupt eine artenschutzrechtliche Begutachtung brauche, fragt sich Weinzierl weiter. Diese sei Teil eines Bebauungsplanverfahrens: "Immer", hatte Bauamtsleiter Göhrig in der vergangenen Gemeinderatssitzung betont. Und festgestellt, dass die Gemeinde einfach der Not gehorchen müsse und sich "wirklich Gedanken um den Standort gemacht" habe. Private Unterkünfte seien leider ausgeschöpft.
Argwöhnisch reagierten die Anwohner auf einen Vorschlag aus dem Gemeinderat, dass ihre rückwärtigen Gärten mit einem Zuschlag an Fläche zu Bauland werden könnten. Quasi zum Wertausgleich: "Ein Entgegenkommen für die Anwohner", meint Bürgermeister Simon Michler. Wohl eher, um die Angrenzer "ruhigzustellen", vermutet Weinzierl. Und sagt: "Ich will nicht bauen, ich brauche das nicht."
Das sei auch alles andere als beschlossen, sagt Michler: "Wir müssen das separat besprechen, denn diese Idee ist auch völlig losgelöst von der Flüchtlingsunterkunft." Wenn die Anwohner nicht wollten, werde die Gemeinde das auch nicht vorantreiben.
Zu den Vorwürfen, die Bismarcksträßler seien nicht informiert worden, verweist der Bürgermeister auf den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss für den geplanten Standort. "Wir haben das seit Juli viermal öffentlich beraten und auch gesagt, dass es noch eine Bürgerinfo geben wird. Bislang wussten wir ja aber noch gar nicht, wie wir bauen und was Teil der Ausschreibung sein soll."
Bei der rasch einberufenen Bürgerinformation in der Rudolf-Diesel-Straße in Neckarhausen sei der Fall anders gelagert gewesen, so Michler, denn dort habe es bereits eine konkrete Planung gegeben: "Wir müssen doch jeden Fall anders betrachten." Tatsache sei, dass 140 Flüchtlinge quasi ab jetzt bis einschließlich 2017 untergebracht werden müssten - eine Pflichtaufgabe für die Kommune. Mit dem Kreis sei man bereits in Verhandlungen, ob dessen kreiseigene Gemeinschaftsunterkunft in der Gerberstraße nicht zur Anschlussunterbringung umgewidmet werden könnte.
Weinzierl sagt: "So, wie es gelaufen ist, finde ich es einfach nicht gut." Der Bürgermeister stellt hingegen fest: "Allen können wir es nie recht machen."



