Wo in Mosbach und Schwarzach inklusiv Sport getrieben wird
Für die einen ist es Neuland, für die anderen längst Alltag: Infoabend der Stadt vor dem Hintergrund der "Special Olympics". Mosbach und Schwarzach fungieren als Gastgeberstädte.

Mosbach/Schwarzach. (RNZ/zg) Der Countdown läuft, das wird eine große Sache: Dieses Jahr werden in Berlin die Special Olympics World Games, die Weltspiele der Menschen mit geistiger Behinderung, ausgetragen. Eine Premiere in und für Deutschland. Die Stadt Mosbach und die Gemeinde Schwarzach werden dabei als "Host Towns" fungieren und im Vorfeld der Spiele für einige Tage das Olympics-Team der Mongolei empfangen und begleiten.
Hintergrund
Die Special Olympics World Summer Games 2023 werden die 16. internationalen Sommerspiele von Special Olympics. Sie sollen vom 17. bis 25. Juni in Berlin stattfinden und werden das erste internationale Special-Olympics-Turnier auf deutschem Boden sein. Es werden etwa 7000
Die Special Olympics World Summer Games 2023 werden die 16. internationalen Sommerspiele von Special Olympics. Sie sollen vom 17. bis 25. Juni in Berlin stattfinden und werden das erste internationale Special-Olympics-Turnier auf deutschem Boden sein. Es werden etwa 7000 Teilnehmende aus über 170 Nationen erwartet. 216 sogenannte Host Towns werden dabei Special-Olympics-Delegationen aus aller Welt – von sechs bis 400 Mitgliedern stark – in Deutschland empfangen. Es ist das größte kommunale Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik und soll ein neues Miteinander, Raum für Begegnungen weit über die World Games hinaus ermöglichen.
Das Host-Town-Programm setzt auf Nachhaltigkeit. So sollen mit den Spielen in Berlin in ganz Deutschland langfristig inklusive Sportstrukturen und Möglichkeiten aufgebaut und gefestigt werden. In Mosbach und Schwarzach bereitet man sich längst auf den besonderen Besuch vor. Dieser Tage hatte nun die Mosbacher Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Special Olympics Baden-Württemberg einen Informationsabend für Vereine und Anbieter von Sportgruppen organisiert. Für einige Vereine ist das Thema Neuland, bei anderen ist das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Einschränkung längst Alltag.
Einer dieser Vereine ist der SV Bergfeld. Dessen Tischtennis-Abteilung pflegt seit 2015 eine Kooperation mit der Johannes-Diakonie Mosbach. Die Trainerin des Teams der Johannes-Diakonie, Alexandra Schork, ist auch Mitglied beim SV Bergfeld. Einmal die Woche wird an der Johannes-Diakonie trainiert, umgekehrt kommen die Mitglieder des Teams auch ins reguläre Vereinstraining.
Jens Opahle, Vorsitzender des SV Bergfeld, bedauert, dass derzeit nur die Teammitglieder des Teams Johannes-Diakonie am Vereinstraining teilnehmen. "Generell kann jeder mit oder ohne Einschränkung am Vereinstraining teilnehmen", betont er. "Durch Corona sind uns da schon etwas die Strukturen und Kontakte weggebrochen", meint Opahle, der aber gleichzeitig auch optimistisch in die Zukunft blickt.
Ebenfalls seit 2015 wird in der Radsport-Abteilung des TV Mosbach inklusiv trainiert. Claudia Geiger, unter anderem auch verantwortlich für die Radsportler der Johannes-Diakonie, hatte zur Vorbereitung auf die Special Olympics World Games in Los Angeles Unterstützung gesucht. Fündig wurde sie bei Martin Weber, der selbst in der Radsportgruppe des TVM aktiv ist. Zusammen mit dem damaligen Abteilungsleiter Andreas Wurz hatte er neben den sportlichen Zielen auch die Integration der Radsportlerinnen und Radsportler in die Abteilung zum Ziel.
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Zweimal wöchentlich, immer mittwochs und sonntags, wird in den Sommermonaten gemeinsam trainiert, auch Ausfahrten werden unternommen. Wichtig ist Weber dabei, dass seine Schützlinge Ziele haben. "Gerade in den Zeiten, in denen es durch die Corona-Pandemie keine Veranstaltungen gab, hat bei einigen die Motivation nachgelassen."
Das gemeinsame Trainieren sieht er daher auch als zusätzlichen Motivationsschub. Mit Michael Lofink hat die Radsport-Abteilung mittlerweile sogar einen Doppelweltmeister in ihren Reihen. Bei den Special Olympics 2019 in Abu Dhabi gewann der Mosbacher zwei Goldmedaillen. Aber nicht nur sportlich haben sich die Radsportler beim TVM längst integriert.
Ein besonderer Verein ist das Kraft-Werk Schwarzach. Sport verbindet – das ist die Idee, die von Anfang an hinter dem Verein steckt. Der integrative Aspekt stand schon bei seiner Gründung im Mittelpunkt. Hier treffen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen, Leistungs- und Breitensportler, jung und alt. Dank einer seit mittlerweile zwölf Jahren bestehenden Kooperation zwischen Verein und Johannes-Diakonie zählen rund 80 Menschen mit Behinderung zu den Vereinsmitgliedern und nehmen aktiv am Indoor Cycling, Fitnesstraining oder Kraftdreikampf teil. Zudem ist im Kraft-Werk mit Unterstützung der regionalen Lions-Clubs und Lions Deutschland bundesweit der erste "Special Olympics Kraftdreikampf-Stützpunkt" entstanden.
Für den Vereinsvorsitzenden und Gründer Oliver Caruso, einst selbst Weltklasse-Gewichtheber und erfolgreicher Olympionike, eine großartige Bestätigung und ein toller Ansporn für die Zukunft. Dieses Engagement schlägt sich auch sportlich nieder: Seit Bestehen des Vereins konnten die Sportlerinnen und Sportler schon mehr als 100 Medaillen bei nationalen und internationalen Special-Olympics-Meisterschaften erringen.