Gemeinden stehen vor großer Aufgabe
Bei der Vortragsveranstaltung "Kommunale Wärmeplanung in der Region Rhein-Neckar" konnten Bürgermeister sich informieren.

Das Limbacher Rathaus. Archiv-Foto: Weindl
Limbach. (mh) Es ist Pflicht – aber auch eine große Chance: die kommunale Wärmplanung. Für viele Experten ist sie der wichtigste Baustein für eine funktionierende Energiewende. Die landkreiseigene Energieagentur EAN unter Leitung von Dipl.-Ing. Uwe Ristl hatte dieser Tage die Bürgermeister des Neckar-Odenwald-Kreises zu einer Vortragsveranstaltung nach Limbach eingeladen.
Dr. Klaus Kessler von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Rhein-Neckar-Kreis gGmbH (KLiBA) sowie Karsten Thiel und Alexander Köhler von der Umwelt- und Energieagentur Landkreis Karlsruhe (UEA) informierten über das komplexe Themenfeld.
Den Anfang machte aber Limbachs Bürgermeister Thorsten Weber: Auch Limbach sei schon seit Jahren an diesem Thema dran. Geplant war eine Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes, das dann durch die Verwerfungen des Ukrainekriegs und den daraus folgenden Preissteigerungen nicht mehr umsetzbar war. Gleichwohl habe man eine Vielzahl von Daten gesammelt.
Landrat Dr. Brötel betonte ebenfalls, dass alle Gemeinden ein Wärmekonzept bis Mitte 2028 vorzulegen haben. Mit Neunkirchen habe man ein Paradebeispiel, wie ein solches Konzept aussehen könnte. Die Gemeinden sollten diese Pflicht als Chance für eine langfristig klimafreundliche und bezahlbare Wärmeversorgung sehen.
Mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs fließe in die Wärmeversorgung von Gebäuden – und das verursache rund ein Drittel aller CO₂-Emissionen in Deutschland. Die Wärmeplanung sei keine einfache Aufgabe, so Brötel. Abschließend verwies er auf das vorhandene hervorragende Netzwerk mit der eigenen Energieagentur EAN und den beiden Partnern aus Heidelberg und Karlsruhe.
Diesen "Ball" nahm Klaus Kessler von der KLiBa gerne auf und ging auf die praktische Umsetzung eines solchen Konzeptes ein. Die vorgegebenen Ziele (minus 65 Prozent der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990) seien nur schwer zu erreichen. 2022 wurde der Löwenanteil an Wärme, nämlich rund 70 Prozent, nach wie vor mit Gas oder Heizöl erzeugt.
Bei Neubauten sei es glücklicherweise anders: 17 Prozent Gasheizungen, 55 Prozent Wärmepumpen und 21 Prozent Fernwärme. Die kommunale Wärmeplanung erfordere, so Kessler weiter, eine aufwendige strategische Planung: Wärmequellen und -senken müssten sinnvoll zueinander gebracht werden. Die Planung umfasse vier Schritte, nach der Bestands- und der Potenzialanalyse werde ein Zielszenario definiert und eine kommunale Wärmewendestrategie mit Maßnahmenkatalog erstellt.
Alexander Köhler von der UEA erläuterte anschließend weitere Details. Die Einbindung aller Akteure, also der Betroffenen, sei elementar. Bei der Bestandsanalyse würden vorhandene Daten der Netzbetreiber, der Kommune, der Unternehmen und der Schornsteinfeger verwendet.
Als Wärmelieferanten kämen, zumindest theoretisch, Wärmequellen aus Abfall, Biomasse, industrielle Abwärme, Solarthermie bis hin zu Tiefengeothermie in Frage. Was aber tatsächlich vorhanden und vor allem sinnvoll sei, müsse man untersuchen.
Initiator Uwe Ristl von der EAN knüpfte an die Worte von Landrat Dr. Brötel an: Erfolg habe nur, wer etwas tut, und man solle als Gemeinde bereits jetzt aktiv werden, auch wenn die Abgabefrist im Sommer 2028 noch "weit entfernt" wirke. Deshalb ging er nochmals auf den Ablauf ein: Die per Gesetz geforderte Kommunale Wärmeplanung sei ein notwendiges "Grobkonzept für den Anfang" mit dem Ziel, umsetzungsorientierte Maßnahmen zu entwickeln.
Hier könne die EAN in Zusammenarbeit mit der UEA den Gemeinden wertvolle Hilfestellungen leisten. Doch nach dem Erstellen des Wärmeplans sollte dessen Realisierung stehen, die ebenfalls durch die Energieagenturen begleitet werden könne.
Ristl bewertet die Wärmeplanung als wichtigen Baustein für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Gemeinden.