Warnstreik bei Checkpoint Systems in Hirschhorn
Metaller fordern bessere Bildungs- und Altersteilzeit - Angebot der Arbeitgeber ist für IG Metall "Treppenwitz der Tarifgeschichte".

Mehr Geld und bessere Bildungs- sowie Altersteilzeit forderten gestern Beschäftigte von Checkpoint Systems mit ihrem Betriebsratsvorsitzenden Gernot Walter (vorn). Foto: Deschner
Hirschhorn. (MD) "Wir fordern ein Lohnplus von 5,5 Prozent, Bildungsteilzeit und Altersteilzeit", betonte Holger Hammer-Huhn. Der Bevollmächtigte der IG Metall war gestern gemeinsam mit DGB-Regionalsekretär Horst Raupp von Darmstadt an den Neckar gereist, um bei Checkpoint Systems die Kollegen bei ihrem Warnstreik zu unterstützen.
Bei unwirtlichen Wetterverhältnissen hatten sich rund 60 Mitarbeiter zu der halbstündigen Versammlung vor den Werkstoren getroffen. Aus Sicht der IG Metall ist die von den Arbeitgebern angebotene Lohnerhöhung der "Treppenwitz der Tarifgeschichte". Dies sei kein verhandlungsfähiges Angebot, betonte Hammer-Huhn. Denn die Unternehmen hätten im letzten Jahr mehr als 50 Milliarden Gewinn gemacht. Wenn nun von Arbeitgeberseite her die Bemerkung gemacht werde, 2,2 Prozent fühlten sich bei den Beschäftigten angesichts der extrem niedrigen Inflationsrate wie 5,5 Prozent an, sei dies an Arroganz nicht zu überbieten.
"Öl und Benzin kann man halt nicht trinken", sagte der Gewerkschafter. Doch es gehe nicht nur ums Geld. Die Arbeitgeber lehnten auch die Bildungsteilzeit ab, für die man von Gewerkschaftsseite aus kämpfe.
Auch wollten die Unternehmer die Altersteilzeit auf besonders Belastete beschränken. Nur hoch halb so viele Beschäftigte wie bisher, mithin zwei Prozent der Belegschaft, sollen sie künftig nutzen können. Wer dazu gehört, entscheide der Arbeitgeber. Auch dagegen sträube sich die Gewerkschaft.
Für 90 Prozent der Kollegen sei ein flexibler Übergang in die Rente aus guten Gründen wichtig. Sie brauchten einen Zugang zu einem flexiblen Übergang, den sie sich auch leisten könnten.
Horst Raupp wandte sich gegen die Rente mit 67 oder gar mit 70, wie unlängst in Unionskreisen laut geworden sei. Er sicherte den Kollegen in Hirschhorn Solidarität zu. Nach Auskunft von Betriebsratsvorsitzendem Gernot Walter hat das Unternehmen in Hirschhorn noch etwa 150 Mitarbeiter, wovon rund 70 Prozent gewerkschaftlich orientiert seien.