Bio-Kunstoffbeutel sind nichts für die Biotonne
Biologisch Abbaubare Tüteneignen sich laut KWiN/AWN nicht für die Bioenergietonne

Abholung des Biomülls in Buchen. Symbolfoto: Andreas Hanel
Buchen. Bei vielen Bürgern sorgt die Bioenergietonne momentan für Verdruss: Mitbedingt durch die hochsommerlichen Temperaturen bilden sich in der Tonne verstärkt Maden. Auch Flüssigkeitsbildung und Gerüche machen so manchem zu schaffen.
Einige RNZ-Leser haben in der Redaktion angefragt, ob sie statt der von der KWiN/AWN empfohlenen Papierbeutel auch biologisch abbaubare Kunststoffbeutel verwenden können, um Maden- und Geruchsprobleme in den Griff zu bekommen.
Hierzu nahm die Abfallwirtschaft Neckar-Odenwald-Kreis (AWN) nun in einer Pressemeldung Stellung. Die Abfallwirtschaft hat sich bei der Einführung der Bioenergietonne, zuletzt in Buchen Gesamtstadt und den Hardheimer Ortsteilen, dafür ausgesprochen, keine biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel zu verwenden. Aufgrund von Rückfragen aus der Bevölkerung wurde dieses Thema seitens der Abfallwirtschaft erneut geprüft.
Während, so die Abfallwirtschaft in der Pressemeldung, einige Verbraucher diese biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel als Lösung für Geruchs- und Madenprobleme sehen, hätten die Kompost- und Erdenwerke am liebsten keine dieser Tüten "auf dem Hof". Die AWN erläutert: Die zugrunde liegende Euronorm EN 13432 für die Zulassung von Bio-Kompostbeuteln besagt, dass sich diese Tüte innerhalb zwölf Wochen zu 90 Prozent in Teile zersetzt haben muss, die kleiner als zwei Millimeter sind, und die gesamte Tüte nach sechs Monaten zu 90 Prozent abgebaut sein muss. Ein weiterer Abbau der Partikel wird durch die Norm nicht gewährleistet. Für im Bioplastik enthaltene Additive muss laut der Euronorm bei einem Anteil von bis zu fünf Prozent die biologische Abbaubarkeit überhaupt nicht bestimmt werden.
In diesen langen Zeiträumen liege, so die AWN, auch die Problematik, die sich aus der Praxis ergibt: Die Verweildauer des Biomülls in Deutschland beziehungweise in unserer Region sei deutlich kürzer als ein halbes Jahr - man könne hier von rund acht Wochen ausgehen. Die verbleibenden Kunststoffteilchen gelangen dann zusammen mit dem Kompost auf die Felder, was niemand so haben wolle.
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Wissenschaftler der Uni Bayreuth haben kürzlich veröffentlicht, dass die aus Bioabfällen hergestellten Düngemittel in Deutschland mitverantwortlich dafür seien, dass Flüsse und andere Gewässer mit Mikrokunststoffen belastet würden.
Der Einsatz von biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel führe zudem zu erhöhten und für die Verwertung nachteiligen Fehlwürfen, da im Haushalt zwischen unterschiedlichen Kunststoffarten unterschieden werden müsse.
Auf eine erneute Rückfrage seitens der Abfallwirtschaft gaben die weiterverarbeitenden Betriebe wieder an, dass die biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel einer optimalen Verarbeitung entgegenstehen würden - man empfehle, diese nicht zu verwenden.
Vor diesen Hintergründen bleibt auch die KWiN/AWN bei der Empfehlung, keine biologisch abbaubaren Kunststoffbeutel in der Bioenergietonne zu verwenden, sondern ausschließlich Papier-Kompostbeutel oder Zeitungspapier.
Dazu gibt die Abfallwirtschaft des Neckar-Odenwald-Kreises noch Tipps zur Behandlung von Biogut: Wenn man die Küchenabfälle jeweils einfach in Zeitungspapier einwickelt beziehungsweise den bereitgestellten Zehn-Liter-Vorsortierbehälter mit Zeitungspapier auskleidet oder Papier-Kompostbeutel verwendet, werde ein Großteil der Flüssigkeit (Ursache für Geruch und Madenbefall) aufgenommen. Auch die Tonne sollte mit dicken Lagen Zeitungspapier am Boden ausgekleidet sein. Fazit: Die Abfallwirtschaft rät von der Verwendung von biologisch abbaubaren Kunststoffbeuteln ab.



