Wenn die Maden scharenweise aus der Bio-Tonne kriechen
Buchener machten erste Erfahrungen mit der "Bioenergietonne" und dem "Störstoffsack" bei sommerlichen Temperaturen

Unappetitlich, unhygienisch, ärgerlich und leider keine Seltenheit: eine Bioenergietonne voller Maden. Dieses und ähnliche Fotos wurden der Redaktion von Lesern zugeschickt.
Von Fritz Weidenfeld
Buchen. Die "Restmüllarme Abfallwirtschaft" ist auch in Buchen angekommen. Am Mittwochvormittag war die erste getrennte Abfuhr von "Bioenergietonnen" und "Störstoffsäcken" in der Kernstadt. Es gibt offenbar nicht wenige Bürger, die gleich bei der Premiere schlechte Erfahrungen mit dem neuen Müllsystem gemacht haben. Lässt sich in Einfamilienhäusern noch ein schattiges Plätzchen für die Bioenergietonne finden, so ist dies bei Mehrfamilienhäusern mit beengtem Platz oftmals nicht möglich.
Auch lässt es Fliegen dort bei heißesten Sommertemperaturen sprichwörtlich "kalt", wenn der Tisch so reichhaltig, besser tonnenweise, gedeckt ist. Die Folge war schon in den letzten Tagen absehbar, wenn unappetitliche Maden scharenweise aus dem Siff in der Tonne ans Tageslicht krochen.
Dazu kam dann furchtbar ruchbar, dass Biomüll aus zersetzbaren organischen Stoffen besteht. Auch lässt sich Biomüll nicht in allen Fällen einfach mit Zeitungspapier "bändigen". Selbst bei einem ausreichenden Packverhältnis, in aller Sorgfalt ausgeführt, wird es biodynamisch reichlich feucht und am Boden nass in der Bioenergietonne - ab jetzt Biotonne genannt - weil das ohnehin nix anderes ist.
Sorgfältig am Boden der Tonne mehrschichtig eingelegtes Zeitungspapier blieb nach der Leerung dort am Boden kleben. Das Leeren der Tonnen am Müllfahrzeug ist unter diesen Bedingungen auch kein Vergnügen, wenn die Müllwerker in einer Gemengelage übler Gerüche, Siffwasser und Maden ihren Knochenjob verrichten müssen. Von der anschließenden Freude beim dringend notwendigen Reinigen der Tonnen in den Haushalten ganz zu schweigen.
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Es soll ja schon hoch spezialisierte Bürger in Buchen geben, die ihren Biomüll auf Balkonen zum Trocknen auslegen, dann erst in Papier einwickeln, um ihre Biotonne im perfekten Zustand zur Abfuhr bereitzustellen. Abgesehen vom Zeitfaktor und einem riesigen Geduldsfaden in der Nachbarschaft ist es wohl nicht das, was sich Otto Normalbürger unter der neuzeitlichen Mülltrennung so vorgestellt hat.
Auch wenn man schon seit Tagen mit allerlei Mitteln die Tonne innen ausgesprüht hat, was das Zeug hält, um Fliegen und deren Maden abzuwehren, sowie mit Essiglappen der Rand der Tonne sorgfältig abgewischt hat. Das neue Müllsystem ist, wenn nicht schon in aller Munde, auf jeden Fall in (fast) aller Nase. Erst recht beim Störstoffsack. Denn wenn Windeln von Kindern und Senioren oder gar die Hinterlassenschaften unserer Haustiere dort tagelang in den Säcken sind, sind explodierende Geruchsströme geradezu vorprogrammiert. Abgesehen davon, dass es Passanten nichts angeht, wer wo mit Inkontinenz zu kämpfen hat, kann es nicht sein, dass Menschen so gläsern gemacht werden. Es ist dringend notwendig, dass die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises die Menschen fürsorglich berät, denn es gibt ja die Störstofftonne, die äußere Blicke auf den Inhalt nicht zulässt.
Immer wieder wird von Bürgern in der Redaktion angefragt, ob man für die Biotonne kompostierbare "Beutel" verwenden darf. Manche "Müllbürger" würden die verständlicherweise anstelle von Papier nutzen.
Die AWN, die stets zum Verwenden von Zeitungspapier und zum eigens vertriebenen Papiersack rät, "prüft aktuell die Möglichkeit des Einsatzes von zertifizierten Bioabfallbeuteln aus biologisch abbaubaren Werkstoffen (Kunststoffen) in Zusammenarbeit mit den Kompostwerken", hieß es auf Anfrage der RNZ.
Am Mittwoch wurde offensichtlich alles abtransportiert, egal ob sorgfältig in Papier gewickelt oder einfach im Plastiksack wie seither sorglos, unbekümmert fröhlich, in die Tonne gehauen. Sollte das so unkontrolliert bleiben, ist die Erhöhung der Müllgebühren vorprogrammiert!



