Kritik an "Schneckentempo" beim Radschnellweg
Virtuelle Auftaktveranstaltung für die Strecke zwischen Heidelberg und Schwetzingen. Der Baubeginn wird wohl nicht vor 2027 sein.

Von Alexander Albrecht
Schwetzingen/Heidelberg. Nun kann man sich den Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen nicht als staufreie Autobahn für Radfahrer vorstellen – die Trasse in spe wird aber auch in anderer Hinsicht ihrem Namen nicht gerecht. Die Planungen gingen nur sehr langsam und im Schneckentempo voran, das ist der Tenor vieler Wortmeldungen bei der digitalen Auftaktveranstaltung am Mittwochabend für die rund sieben Kilometer lange Strecke.
Am deutlichsten wird der Schwetzinger SPD-Politiker Norbert Theobald, der sich nach eigenen Angaben bereits 2017 mit anderen für einen Förderantrag stark gemacht hat. Schon vor einem Jahr hat das Bundesverkehrsministerium fast 600.000 Euro als Planungszuschuss freigeben. Geschehen sei seither fast nichts, sagt Theobald und schimpft: "Es ist eine Schande, dass solche Verfahren so lange dauern."
Aktuell ist der Baubeginn für 2027 vorgesehen. Projektleiter Samuel Möhler vom federführenden Regierungspräsidium Karlsruhe bittet um Verständnis. Planungsprozesse zu beschleunigen, sei Sache der Politik, die Behörde müsse die vom Land und Bund vorgegebenen Schritte befolgen.
Die Experten der BIT Ingenieure wollen im März und April die Verkehrsströme zwischen Schwetzingen, Plankstadt, Eppelheim und Heidelberg erfassen. Anschließend liefen Voruntersuchungen an, wie Projektleiter Ronny Dahl ausführt, die circa ein Jahr dauerten. Mit dem Verfahren zur Planfeststellung – also Baurecht – rechnet er Mitte Mai 2025. An die Arbeit macht sich auch Kathrin Küble vom Heidelberger Büro Plan A. Sie untersucht – grob gesprochen –, wie sich der Radschnellweg auf Tiere und Pflanzen, Böden, Wasser, Luft und Klima auswirkt.
Auch interessant
Nach einer Machbarkeitsstudie sind drei Varianten möglich. Eine Strecke ist zentral an das Heidelberger Patrick Henry Village (PHV) angebunden, eine andere führt durch die Wohngebiete von Eppelheim und Plankstadt. Favorit ist laut Cathrin Nähr von der Schwetzinger Stadtverwaltung eine Trasse entlang der sogenannten Maulbeerallee. Historisch führte die Verbindung überwiegend gerade vom Schwetzinger Schloss nach Heidelberg. Für Theobald und Manfred Kern, Vorstandsmitglied beim Verkehrsclub Deutschland (VD) in der Kurpfalz, muss es auf diese Variante hinauslaufen, sie sei alternativlos.
Doch auch hier steckt der Teufel im Detail. Oder in landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die Radlern "begegnen" können, wie Möhler ausführt. Außerdem bedeute ein sieben Kilometer langer Radschnellweg einen "relativ großen Eingriff" in die Fläche. "Wenn man sich da nicht genau an die Vorgaben hält, fällt uns das beim Planfeststellungsverfahren vor die Füße, und es wird möglicherweise dagegen geklagt", erklärt Möhler.
Ähnlich äußert sich Cathrin Nähr: "Wir können uns nicht einfach eine Strecke aussuchen und dann loslegen." Ein Bürger sieht aus eigener Erfahrung allerdings keine Probleme zwischen Radlern und Landwirten. Vielleicht müsse ja nicht der komplette Weg immer genau vier Meter breit sein, meint er. Wichtiger sei ohnehin ein guter Fahrbahnbelag und dass Schlaglöcher auf bereits bestehenden Abschnitten beseitigt würden.
Die geplante Route beginnt beziehungsweise endet in der Bahnstadt. Manfred Kern rief die Verantwortlichen im Heidelberger Rathaus dazu auf, für einen Anschluss in die Altstadt zu sorgen, weil der Radschnellweg sonst an Charme verliere. Dazu können er und alle Bürger aber auch das Internet nutzen. Vom 1. bis 31. März besteht für Interessierte unter www.jetzt-mitmachen.de/rs16 die Möglichkeit, auf einer Beteiligungskarte Änderungsvorschläge zu verschiedenen Kategorien einzutragen.
Auf der Strecke sollen einmal etwa 2900 Radler täglich unterwegs sein, wie eine Verkehrsprognose ergeben hat. Der Weg ist dann attraktiv genug, so die Hoffnung, dass möglichst viele Pendler statt im Auto zu sitzen in die Pedale treten.