Deshalb gibt es so wenige Radschnellwege in der Region
Bislang wurde in der Region nur die Förderung der Trasse Mannheim-Heidelberg beantragt.

Das grüne Schild soll bundesweit zum Zeichen für Radschnellverbindungen werden. Foto: dpa
Von Carsten Blaue
Heidelberg. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hebt es hervor: 60 Prozent der Bevölkerung würden Fahrrad fahren, wenn es sicherer, komfortabler und einfacher wäre: "Deshalb ist der Ausbau wichtig. Wir brauchen sichere Radwege für alle, nicht nur für geübte Radfahrer", betonte ADFC-Kreisvorstandsmitglied Michael Fröhlich.
Der Fahrradclub hatte zum "Parlamentarischen Abend" über Radschnellwege in der Metropolregion Rhein-Neckar eingeladen, und der Saal im B3 Bürgerhaus in der Bahnstadt war gut gefüllt. Die Botschaften des Abends: Die Verkehrswende und der Klimaschutz brauchen Radschnellverbindungen. Für die Planungen bedarf es allerdings eines langen Atems und des Willens der Kommunen. Wobei der Bund eigentlich nur darauf wartet, dass jemand Anträge stellt, um die gefüllten Fördertöpfe anzuzapfen.
Denn seit der Änderung des Bundesfernstraßengesetzes im Jahr 2017 kann der Bund auch bei der Finanzierung von Radschnellwegen helfen. Das betonte Brigitta Worringen vom Bundesverkehrsministerium. 25 Millionen Euro würden pro Jahr bereitstehen: "Aber so reichlich fließen die Anträge noch nicht."
Genauer gesagt: Es gab bislang nur einen, nämlich für die Trasse zwischen Mannheim und Heidelberg, die ja Pilotprojekt des Landes ist. Für die Planungsphase gibt der Bund 750.000 Euro. Diese und den Bau übernimmt das Land komplett und will den Radschnellweg später wie eine Landesstraße unterhalten.
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Die Aussicht auf den Bau ist hier also schon sehr realistisch. Es geht zwischen Mannheim und Heidelberg nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie. Das federführende Regierungspräsidium Karlsruhe ist im Stadium der Entwurfsplanung. Für andere Strecken in der Region sind zumindest die Machbarkeitsstudien fertig (Heidelberg-Bruchsal, Heidelberg-Schwetzingen, Heidelberg-Darmstadt) oder in Vorbereitung (Neustadt-Landau). Ob auf diesen Routen am Ende wirklich eine Radschnellverbindung gebaut wird, muss sich zeigen. Denn, so betonte Klemens Gröger vom Verband Region Rhein-Neckar, bei aller Euphorie muss so ein "Premiumradweg" auch "Sinn machen".
Sprich: Es muss absehbar sein, dass er wirklich genutzt wird. 2000 Nutzer pro Tag müssen das Ziel sein - zumal das die Marke ist, die der Bund für eine Förderung ebenso zugrunde legt, wie zum Beispiel eine Länge von mindestens zehn Kilometern, eine maßgebliche Bedeutung für den Pendlerverkehr oder die räumliche Trennung von Radfahrern und Fußgängern.
Mit 2600 Radfahrern am Tag hat die Trasse Mannheim-Viernheim-Weinheim nach Ansicht der Planer ein sogar noch größeres Potenzial als die Strecke Mannheim-Heidelberg. Auch zwischen Heidelberg und Wiesloch/Walldorf sieht es gut aus, wesentlich schlechter allerdings im weiteren Verlauf bis Bruchsal. Aber abwarten.
Schnell geht in der Planung sowieso nichts, zumal die Kommunen mit ins Spiel kommen. Sie müssen letztlich mitentscheiden. Gerade die Anrainer an der Bergstraßen-Trasse Heidelberg-Laudenbach wären bei der Finanzierung eines Radschnellwegs mit im Boot.
Daher wünscht sich Gröger, dass die Machbarkeitsstudien auch "auf die Agenda der Kommunalparlamente kommen und hoffentlich weiterverfolgt werden". Pflicht ist das nicht. Aber der Ausbau des Radverkehrs sei politisch gewünscht, so Worringen. Und es müsste doch möglich sein, den Holländern und Dänen etwas auf die Pelle zu rücken.
Die Niederländer sind beim Radfahren mit 27 Prozent aller zurückgelegten Wege Spitzenreiter in Europa, Dänemark folgt mit 18 Prozent. Deutschland landet mit elf Prozent auf Rang drei: "Da besteht Nachholbedarf", so Worringen. Ihrer Ansicht nach ist der Weg bis zum Fahrradpendlerland aber immer noch lang.
Oder um es mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten und ADFC-Kreisvorstandsmitglied Hermino Katzenstein zu sagen: "Zehn Radschnellverbindungen bis 2025 werden wir nicht mehr schaffen."
Info: Info-Veranstaltung zum Radschnellweg Mannheim-Heidelberg für alle Interessierten am Mittwoch, 24. Juli, 18 Uhr, in der Kulturhalle in Mannheim-Feudenheim. Die Schau- und Info-Tafeln können bereits ab 17 Uhr eingesehen werden.