Bahnstadt

Die Pfaffengrunder Terrasse soll der grünste Freiraum der Bahnstadt werden

Viel Platz für Schatten - Stadt weist Kritik an Hitze-Inseln im Stadtteil zurück

11.09.2020 UPDATE: 12.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Noch ist die Pfaffengrunder Terrasse kaum mehr als eine Kiesgrube: Die Bürgermeister Odszuck und Erichson (6. und 9. v.l.) stellten nun das Projekt vor. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. In der Bahnstadt sei es im Sommer zu heiß, zu viele Freiräume seien zugepflastert worden. Solche Fundamentalkritik weisen die Bürgermeister Jürgen Odszuck und Wolfgang Erichson entschieden zurück. An der Pfaffengrunder Terrasse, zwischen Gadamerplatz und Bahnstadt-Promenade, zeigten sie nun, dass man hier einen 1,2 Hektar großen Platz anlegt, der in Zukunft mit seiner Aufenthaltsqualität ein Anziehungspunkt für Jung und Alt sein soll.

Während die Schwetzinger Terrasse und der Gadamerplatz befestigt sind und dort sowohl Märkte als auch Stadtteilfeste steigen können, soll dies auf der Pfaffengrunder Terrasse anders werden. Dort ist nicht nur eine rund 2000 Quadratmeter große Rasenfläche geplant, sondern es sollen auf dem Areal auch 125 Bäume gepflanzt werden. Und das ist auf diesem Gelände gar kein so leichtes Unterfangen.

Inzwischen wurde eine Grube von 1,30 Meter Tiefe ausgehoben und mit einer 20 Zentimeter hohen Kiesschicht verfüllt. Diese soll das Regenwasser aufnehmen, gleichmäßig verteilen und somit den neuen Bäumen als Wasserspeicher dienen – ein ausgeklügeltes Belüftungs- und Bewässerungssystem macht es möglich. "Zugleich haben wir aber auch einen Notüberlauf vorgesehen", so Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts: "Dadurch können die Bäume nicht ersaufen." Zwar sei es meist zu trocken, doch bei der Anlage des Platzes müsse man sich eben auch für Starkregenereignisse wappnen. Denn ein Nässestau sei noch tödlicher für die Bäume als Trockenheit.

Hochbeete für Urban Gardening, eine Boulefläche aber auch viel Platz für Slackline, Trampolinspringen und Frisbee oder Discgolf – all das soll auf dem neu angelegten Platz gegeben sein. Das sind die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung. Die Fertigstellung ist für Mitte 2021 vorgesehen. Selbst eine öffentliche Toilette soll es dort geben.

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Für etwas Kopfzerbrechen bei den Planern sorgte die verkehrliche Lage der Pfaffengrunder Terrasse: An ihrer Westseite verläuft nämlich eine wichtige Trasse für Radfahrer. Es ist ein Teilstück des künftigen Radschnellwegs von Schwetzingen nach Heidelberg, der von hier bis zum Luxor-Kino, weiter über die geplante Gneisenaubrücke nach Bergheim führen soll und von dort über den Neckar bis ins Neuenheimer Feld. In einem zwei Kilometer-Umkreis um diese Achse wohnen laut Odszuck immerhin 60.000 Menschen. "Da wird richtig was los sein."

Dies ist der Grund, warum an dieser Stelle eine 4,50 Meter breite Fahrradstraße vorgesehen ist. Zu den anliegenden Geschäften muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden, Zebrastreifen sind im Gespräch. Wenn der Radschnellweg in Betrieb gehen wird, soll aber zumindest der "Lange Anger" an dieser Stelle für den Autoverkehr längst gesperrt sein. Der Gemeinderat hat dies in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen. Zuvor hatten Anwohner gegen die bereits umgesetzte provisorische Sperrung geklagt – und erfolgreich einstweiligen Rechtsschutz beantragt.

Für die Dauer der Arbeiten auf der Pfaffengrunder Terrasse ist der Lange Anger an dieser Stelle noch halbseitig befahrbar. Erst wenn sie beendet seien, könne es eine dauerhafte Lösung mit versenkbaren Pollern geben, so Odszuck.

Bis die Bäume auf der Pfaffengrunder Terrasse groß genug sind, um richtig Schatten zu spenden, werden laut Baader mindestens zehn Jahre vergehen. Trotzdem lehnt die Stadt provisorische Lösungen wie Sonnensegel an dieser Stelle ab. Diese hatte die Stadtgeografin Kathrin Foshag vorgeschlagen, als sie für eine Studie die Schwetzinger Terrasse untersucht hatte. Diesem anderen Platz der Bahnstadt bescheinigte sie unter anderem wegen des fehlenden Schattens eine geringe Aufenthaltsqualität.

Um wirklich als Schattenspender zu funktionieren, müssten solche Sonnensegel aber sehr groß sein, so Odszuck. Und um auch hohe Windstärken aushalten zu können, seien massive Aufhängungen und Fundamente nötig. Daher hält Odszuck nichts von Sonnensegeln. Diese seien höchstens als Schattenspender für Spielplätze geeignet, nicht aber für so große Plätze. Überhaupt: Wenn Odszuck auf Foshags Arbeit angesprochen wird, reagiert er geradezu erzürnt: "Ich würde sie erst gar nicht zitieren. Diese Arbeit ist einfach grotesk." Die Stadt setze in der Bahnstadt auf nachhaltige Lösungen. Und bis die Bäume groß sind, dauere es eben seine Zeit.

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