Heidelberg

Das sind die Pläne für die neue Neckar-Brücke

Bauingenieur Andreas Keil plant eine Rad- und Fußgängerbrücke von Bergheim ins Neuenheimer Feld. Baubeginn soll Ende 2023 oder Anfang 2024 sein.

26.08.2020 UPDATE: 27.08.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 7 Sekunden
In den Augen von Bauingenieur Andreas Keil können sich der Wehrsteg (im Hintergrund) und seine neue Brücke architektonisch gut gegeneinander behaupten.

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Große Hoffnungen setzen die Verkehrsplaner in die neue Fuß- und Radwegbrücke von Bergheim über den Neckar ins Neuenheimer Feld. Sie soll die stark frequentierte Ernst-Walz-Brücke und die Mittermaierstraße entlasten, in der für Radler nur ein schmaler Weg zur Verfügung steht. Zusammen mit der Gneisenaubrücke über die Bahngleise wird das neue Bauwerk der schnellste Weg für Radler vom Patrick-Henry-Village und von der Bahnstadt und Bergheim ins Neuenheimer Feld.

Nach einem Wettbewerb, zu dem 15 Teams eingeladen waren, steht nun fest, dass das Stuttgarter Büro "Schlaich Bergermann Partner" mit "Lava" und "Latz und Partner Landschaftsarchitektur" das 30-Millionen-Euro-Projekt umsetzen soll. Ende 2023, Anfang 2024 soll Baubeginn sein. Im Gespräch mit der RNZ erklärt Bauingenieur Andreas Keil, was das Besondere an dem insgesamt 700 Meter langen Bauwerk ist.

Glückwunsch, Herr Keil, zu Ihrem Siegerentwurf. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt, eine neue Radbrücke über die B37 und den Neckar zu bauen?

Andreas Keil. Foto: Zooey Braun

Ich bin selbst Radfahrer. Und die Verkehrsströme an der Ernst-Walz-Brücke zeigen, wie wichtig eine gute und direkte Verbindung von der Bahnstadt und Bergheim ins Neuenheimer Feld ist. Uns ging es um eine flüssige Verkehrsführung, wir wollten die Brücke als durchgängiges Band kreieren – ohne Hindernisse und unübersichtliche Stellen.

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Warum haben Sie sich gerade für diese Konstruktion entschieden?

Wir haben lange überlegt, was zu Heidelberg passt. Bogen- oder Seilkonstruktionen, die in ihrer Architektur viel präsenter sind, haben wir letztendlich verworfen. Stattdessen ziehen wir eine zurückhaltende und elegante Lösung vor. Die geplante Brücke hat eine sanfte Silhouette, die über dem Neckar liegt. Der Entwurf ist nicht laut, sondern leise und ruhig und versucht nicht, mit anderen Bauwerken zu konkurrieren. Unsere Brücke besitzt aber dennoch eine eigene Identität und Prägnanz.

In direkter Nachbarschaft liegt der Wieblinger Wehrsteg. Warum haben Sie nicht versucht, ihn in die Planung für eine neue Brücke zu integrieren?

Dies war in der Aufgabenstellung zum Wettbewerb nicht vorgesehen. Stattdessen sollte die neue Brücke direkt westlich des ehemaligen IBM-Gebäudes in der Vangerowstraße durch eine Baulücke über den Neckar führen. Wir haben das nicht hinterfragt. Meiner Meinung nach wäre aber eine Radverbindung auf dem Wieblinger Wehr mit großen Schwierigkeiten verbunden. Mehrere Steigungen hätten eingebaut werden müssen. Die Wartung des Wehrs wäre in Zukunft sehr umständlich und könnte den Radverkehr dadurch zeitweise lahmlegen.

In fünf bis sechs Metern Höhe und auf einer Länge von 614 Metern geht es auf einem Niveau über die B 37 und dann über den Neckar. Der Gneisenaupark wird umfahren. >>>Zum Vergrößern bitte anklicken<<<

Auch architektonisch werden in Zukunft nun aber zwei Neckarquerungen in direkter Nachbarschaft miteinander konkurrieren.

Sie können sich gut gegenseitig behaupten. Es sind zwei Bauwerke mit stark unterschiedlichen Formen und aus ganz unterschiedlichen Zeiten.

Abgesehen von der zurückhaltenden Bauweise: Was ist das Besondere an Ihrem Entwurf?

Ein Punkt ist, dass wir den Gneisenaupark in Bergheim abschirmen. Das Bauwerk durchquert ihn nicht, sondern schlängelt sich an ihm vorbei. Dadurch können auch zwei alte Platanen erhalten bleiben. Die Radler kommen über eine Rampe, Fußgänger über einen Treppenabgang in den Gneisenaupark, der dadurch zu einem attraktiven Naherholungsgebiet für die Anwohner entwickelt werden kann. Eine weitere Besonderheit ist die große Spannweite über dem Neckarkanal. Dank einer verstärkenden Konstruktion mit Schwertern, kommen wir 110 Meter ohne Pfeiler und mit einem sehr schlanken Brückenkörper aus. Die beiden Stützpfeiler aus hochfestem Beton im Neckar haben eine spezielle Konstruktion. Sie müssen so stabil sein, dass sie auch einen Schiffsanprall aushalten können.

Auf den Visualisierungen ist zu erkennen, dass Sie den Fuß- und Radverkehr trennen.

Ja, wir haben versucht, den Verkehr so zu ordnen, daher sind alle Treppenabgänge im Osten, die Fahrradrampe zum Gneisenaupark im Westen. Trotzdem lässt sich nicht überall vermeiden, dass Fußgänger den Radweg queren. Als trennendes Gestaltungselement haben wir an der breitesten Stelle der Brücke, über dem Neckar, Bänke vorgesehen.

So soll die neue Brücke am Ochsenkopf aussehen. Von hier aus geht es in fünf bis sechs Metern Höhe über die B 37 und auf fast gleichem Niveau weiter über den Neckar. Visualisierungen: Schlaich Bergermann Partner / RNZ-Repro

Haben Sie schon einmal eine ähnliche Brücke gebaut?

Ehrlich gesagt, ist jede Brücke einzigartig. Eine Konstruktion in genau dieser Art haben wir noch nicht umgesetzt.

30 Millionen Euro soll die neue Verbindung kosten. Ist das realistisch?

Betrachtet man die Brückenfläche und vergleicht die Kosten anderer Bauwerke, so scheint dies realistisch. Wobei eine Kostenschätzung in solch einem frühen Stadium wegen der fehlenden Planungstiefe immer schwierig ist. Während man in Großbritannien bei solchen Wettbewerben sehr üppige Kostenbudgets ansetzt und es dann positiv empfunden wird, wenn diese Budgets eingehalten oder gar unterschritten werden, wird in Deutschland oft ein zu geringes Budget angesetzt. Hierzulande wird es dann sehr negativ bewertet, wenn das Budget überschritten wird. Deshalb sollte aus meiner Sicht die Kostenschätzung mit einem deutlichen Zuschlag versehen werden.

Haben Sie Angst, dass Ihre Brücke der Corona-Krise zum Opfer fällt und diese auf einmal nicht mehr finanzierbar sein wird?

Nein. Es gibt keine Anzeichen, dass sie nicht gebaut werden soll. Sie ist ein enorm wichtiges Bindeglied zwischen der Bahnstadt und dem Neuenheimer Feld. Zudem ist die Stärkung des Radverkehrsnetzes eine wichtige Aufgabe für die Städte von morgen und somit ein Baustein für die Mobilitätswende. Ich hoffe daher, dass der Bau priorisiert wird.

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