Plankstadt und Eppelheim sagten "Ja" zum Radschnellweg (Update)
Nehmen die beteiligte Kommunen nun dem Land die Planung ab? Gemeinderäte von Plankstadt und Eppelheim stimmten zu.

Eppelheim/Plankstadt. (hab/aham) Heidelberg hat schon Ja gesagt, Schwetzingen so gut wie. Und am Montagabend haben auch die Gemeinderäte in Plankstadt und Eppelheim den Planungen für den neuen Radschnellweg mehrheitlich zugestimmt. Damit hat die Verbindung zwischen Schwetzingen und Heidelberg zwei weitere Hürden genommen.
Der Plankstadter Bürgermeister Nils Drescher argumentierte in der Sitzung, es dauere relativ lange, erst mit dem Bus und ab Eppelheim mit der Straßenbahn nach Heidelberg zu kommen. Kritik äußerten vor allem die CDU-Gemeinderäte. Sie schlugen sich auf die Seite der Landwirte und monierten einen etwa zehn Meter breiten Geländestreifen, der für den Radweg bebaut werden müsste. Drescher sprach dagegen nur von vier Metern Breite.
Im Eppelheimer Gemeinderat wurde über eine Stunde lang kontrovers diskutiert. Dabei lautete das große Stichwort ebenfalls: Flächenverbrauch. Schließlich gehört die Kommune mit ihren 15 000 Einwohnern und einer vergleichsweise kleinen Gemarkung zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands. Dazu gesellten sich die Sorge um Biotope, die sich auf der angedachten Strecke befinden, und die Meinung, dass Eppelheim angesichts vieler bestehender Radwege gar keine zusätzliche Verbindung brauche.
Und so blieben die ganz großen Jubelrufe erst einmal aus, als das Projekt vorgestellt wurde. Dabei stellte die Eppelheimer Rathauschefin Patricia Rebmann klar: "Es geht nicht darum, ob es einen Radschnellweg gibt oder nicht." Es gehe vielmehr darum, wer die Kontrolle über die Planungen habe. Und wenn diese in kommunaler Hand seien, würden die Belange der einzelnen Gemeinden eher berücksichtigt werden, ergänzte Schwetzingens Erster Bürgermeister Matthias Steffan, der kräftig für das Vorhaben warb.
Die Vision des Radschnellwegs: Vom Schwetzinger Schloss soll man schnell und einfach über Plankstadt an Patrick-Henry-Village, Eppelheim und Pfaffengrund vorbei in die Heidelberger Bahnstadt und bis zur Uni oder den Kliniken im Neuenheimer Feld gelangen. Zehn Kilometer mit dem Fahrrad oder Pedelec kerzengeradeaus und weitgehend kreuzungsfrei, Überholen problemlos möglich. Der Radschnellweg soll hier eine Lücke schließen und zahlreiche Pendler für den Drahtesel begeistern. Nachdem die Nord-Süd-Verbindungen im Raum Schwetzingen durch die S-Bahn immer besser werden, krankt die Ost-West-Achse beim Nahverkehr noch immer. Das Land hatte angekündigt, die notwendigen Planungen wegen anderer wichtiger Projekte erst 2025 starten zu können.
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Jetzt soll alles schneller gehen, wenn sich die beteiligten Kommunen einig sind. Jetzt muss nur noch der Schwetzinger Gemeinderat in seiner Sitzung am 4. März zustimmen. Das gilt als sicher.
Update: Dienstag, 18. Februar 2020, 19.30 Uhr
Heidelberg. (hab/man/cab) Der Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg ist ein Vorzeigeprojekt des Landes. Doch auch die Trasse zwischen Heidelberg und Schwetzingen hat Potenzial. Sagt zumindest eine landesweite Untersuchung des Stuttgarter Verkehrsministeriums. Demnach könnten auf der rund zehn Kilometer langen Route täglich zwischen 2900 und 4000 Radpendler unterwegs sein, was den siebten Platz in der Attraktivitätstabelle ergab.
Aber: Das Land könnte in die Planung für den Radschnellweg nicht vor 2025 einsteigen. Wenn überhaupt. Das geht den Rathäusern der beteiligten Kommunen nicht schnell genug. Also wollen sie selbst planen. Dabei handelt es sich um die Strecke zwischen der Heidelberger Bahnstadt und dem Schwetzinger Hauptbahnhof. Die Federführung bei der Planung würde die Stadt Schwetzingen übernehmen – wenn die Gemeinderäte dieser Idee folgen.
Hintergrund
Die "Maulbeerallee" war schon früher ein Schnellweg und führte zehn Kilometer lang in gerader Linie vom Schwetzinger Schloss nach Heidelberg. Viele Jahrhunderte lang war sie die Direttissima der Kurfürsten von der Pfalz zwischen ihren Residenzen. Kurfürst Carl-Theodor wollte
Die "Maulbeerallee" war schon früher ein Schnellweg und führte zehn Kilometer lang in gerader Linie vom Schwetzinger Schloss nach Heidelberg. Viele Jahrhunderte lang war sie die Direttissima der Kurfürsten von der Pfalz zwischen ihren Residenzen. Kurfürst Carl-Theodor wollte die Achse Königsstuhl-Kalmit mit der Allee markieren.
Entsprechend wurde die Schwetzinger Schlossachse im frühen 18. Jahrhundert ausgerichtet und der Bau der Allee zur alten Heidelberger Residenz im Jahr 1734 fortgesetzt.
Später, von 1872 bis 1966, verlief auf dieser Route die Eisenbahn-Trasse Heidelberg-Schwetzingen. Insofern würde der neue Radschnellweg zwischen beiden Städten auf einer historisch bedeutsamen Route geführt. (cab)
Heidelberg signalisierte bereits grünes Licht. In Schwetzingen ist man begeistert, der Gemeinderat entscheidet aber erst am 4. März. Am Montagabend stand das Thema in Plankstadt und Eppelheim auf den Tagesordnungen. Zu den Unterlagen gehörten die Planungsvereinbarung mit dem Land, die die Planung durch die beteiligten Kommunen regelt, sowie der Kooperationsvertrag der drei Städte sowie der Gemeinde Plankstadt untereinander, aus dem auch die Verteilung der Kosten hervorgeht. Diese sollen demnach bei 900.000 Euro gedeckelt werden, davon 200.000 für die Projektsteuerung und 700.000 für die Planung selbst.
Die Planungskosten würden nach einem Verteilungsschlüssel errechnet, der die Einwohnerzahlen berücksichtigt. Auch bei den Ausgaben für die Projektsteuerung würde Heidelberg mit 110.000 Euro den Löwenanteil tragen, gefolgt von Schwetzingen (50.000), Plankstadt (32.000) und Eppelheim (8000). Das Land würde einen Teil der Planungskosten erstatten und darüber hinaus beim Bund Fördermittel beantragen.
Im Vorfeld äußerte sich Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher zu der bevorzugten Trassenplanung der Ost-West-Verbindung, die rund 1,7 Millionen Euro pro Kilometer, also rund 11,9 Millionen Euro kosten soll. Die Route folgt der historischen "Maulbeerallee". Aufwändigste Maßnahme wäre laut der Eppelheimer Verwaltungsvorlage der drei Millionen Euro teure Neubau einer Brücke über die Bundesstraße B535 bei Schwetzingen und Plankstadt.
Drescher sagte aber: "Ein konkreter Verlauf der Trasse ist noch nicht festgelegt. Im weiteren zeitlichen Verlauf und bei Konkretisierung des Trassenverlaufs wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig werden. Auch die Landwirtschaft könnte sich mit Bedenken zu Wort melden." Es müssten also noch viele Detailfragen betrachtet werden, so Drescher.
"Wir machen das gern und freuen uns auf das Projekt", erklärte dagegen Schwetzingens Erster Bürgermeister, Matthias Steffan, etwas euphorischer. "Wenn diese Schnellstrecke kommt, wird der Weg für Radler von Schwetzingen nach Heidelberg wesentlich sicherer. Das wäre ein deutlicher Mehrwert für uns."
Steffan rechnet damit, dass die Gemeinden etwas mehr als ein Jahr für die Planungen brauchen würden. "Wenn alles gut läuft, findet der Spatenstich dann Anfang 2023 statt." Mit den Planungen will man in Schwetzingen im März oder April diesen Jahres beginnen, sollten die Gemeinderäte mitspielen.
In Heidelberg scheint man davon überzeugt zu sein. Für die Stadt ist gerade die klimafreundliche und staufreie Anbindung der US-Konversionsfläche Patrick-Henry-Village wichtig, "wo künftig mehr als 15.000 Menschen leben und arbeiten werden." Ziel sei es, das Areal attraktiv an die Innenstadt und das Neuenheimer Feld anzubinden: "Die Fortführung des Radschnellweges Richtung Neuenheimer Feld erfolgt künftig über die Achse Bahnstadt-Gneisenaubrücke und die neue Fuß- und Radbrücke über den Neckar."
In Richtung Innenstadt werde die Radtrasse über die Bahnstadtpromenade und von dort über die künftige Fahrradstraße Gaisbergstraße oder über die Verlängerung Speyerer Straße bis zum Adenauerplatz weitergeführt.