Die Polizei rechnet ab Montag mit kilometerlangen Staus
Alle Baustellen in der Region im Überblick - und wieso es eine zehrende Stauperiode wrid

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Kommt es am Montag zum längsten Stau im Neckartal seit Jahren? Polizeisprecher Dieter Klumpp redet gar nicht erst um den heißen Brei herum: "Es ist gerade in den ersten Tagen mit kilometerlangen Staus zu rechnen", sagt er. "Da können wir keine Entwarnung geben - das ist jedem klar." Jetzt ist er da - der Moment, vor dem sich Tausende Autofahrer in der Region seit Monaten fürchten: Die Friedensbrücke in Neckargemünd wird am kommenden Montag, 3. Juli, drei Monate lang für die Sanierung des Oberbaus voll gesperrt und ist nur noch für Fahrradfahrer und Fußgänger nutzbar. Rund 20.000 Autos müssen nun Tag für Tag an einer anderen Stelle den Neckar queren. Das Problem: Die Ausweichmöglichkeiten im engen Neckartal sind - anders als bei einer Baustelle in der Ebene - sehr begrenzt.
"Es gibt zwar verschiedene Möglichkeiten, doch diese haben alle ihre Tücken", sagt Polizeisprecher Klumpp. Eine davon ist die Umfahrung über Schönau, Altneudorf und Wilhelmsfeld. Das Problem: Die dortige Landesstraße 536 ist zwischen Altneudorf und Wilhelmsfeld derzeit voll gesperrt, wird noch bis Herbst 2018 ausgebaut.
Hintergrund
Die wichtigsten Verkehrstipps
Umsteigen auf den ÖPNV: Die "beste und vernünftigste Möglichkeit", um Staus aus dem Weg zu gehen, ist das Auto stehen zu lassen und auf den öffentlichen Nahverkehr und die S-Bahn im Neckartal umzusteigen,
Die wichtigsten Verkehrstipps
Umsteigen auf den ÖPNV: Die "beste und vernünftigste Möglichkeit", um Staus aus dem Weg zu gehen, ist das Auto stehen zu lassen und auf den öffentlichen Nahverkehr und die S-Bahn im Neckartal umzusteigen, sagt Polizeisprecher Dieter Klumpp. "Es gibt kein schnelleres Mittel." Allerdings gebe es - ähnlich wie bei den meisten Umleitungsstrecken - auch hier ein Problem: Zwischen Eberbach und Mosbach wird an der Bahnstrecke gebaut und die Fahrgäste müssen auf Ersatzbusse umsteigen. "Das führt dazu, dass viele doch das Auto nehmen, weil sie zu viel Zeit verlieren und nicht in vollen stickigen Bussen fahren wollen", sagt Klumpp.
Früh oder spät losfahren: "Wenn die Bus- und Bahnverbindungen schlecht sind und jemand auf das Auto angewiesen ist, sollte er so früh oder so spät wie möglich losfahren", erklärt Klumpp. Es gelte, die Zeiten auszunutzen, in denen das Verkehrsaufkommen gering ist. Zu meiden seien möglichst die Hauptverkehrszeiten zwischen 6.30 und 9 Uhr sowie 15.30 bis 18.30 Uhr.
Länger, aber stressfreier: Im Stau zu stehen empfinden wohl die meisten als unangenehm und stressig. Deshalb könne es sinnvoller sein, eine längere Strecke zu fahren und länger zu brauchen als mit Stau - aber eben zu fahren und nicht zu stehen, sagt Polizeisprecher Klumpp. Aber das müsse jeder selbst entscheiden. cm
"Vom Umweg über Heiligkreuzsteinach raten wir ab", so Klumpp. "Das ist kein Zeitgewinn." Auch die Fähre zwischen dem Neckargemünder Ortsteil Neckarhäuserhof und dem Neckarsteinacher Stadtteil Neckarhausen ist aus Sicht der Polizei für die große Masse der Autofahrer keine Alternative, weil sie pro Überfahrt nur sechs Autos transportieren kann. Bleiben noch die Neckarquerungen in Hirschhorn und Eberbach mit dem Weg durch den Odenwald über Schönbrunn und Haag. Für Autofahrer aus dem Mosbacher und Sinsheimer Raum, die in den Heidelberger und Mannheimer Raum möchten, könne auch die B 292 zur Autobahn in Sinsheim eine Alternative sein.
"Schwierig wird es aber im Nahbereich", erklärt der Polizeisprecher. Die Beamten gehen davon aus, dass ein Großteil der Autofahrer die offizielle Umleitung über die Ziegelhäuser Brücke zwischen den Heidelberger Stadtteilen Schlierbach und Ziegelhausen nimmt. Oder auf den weiteren Heidelberger Neckarbrücken landet. Auf den Brücken und an deren Auffahrten rechnet die Polizei im morgendlichen Berufs- und im Feierabendverkehr mit großen Behinderungen und Rückstaus - morgens in Richtung Heidelberg und abends in die andere Richtung. Nach einigen Tagen würden sich erfahrungsgemäß viele auf die Situation einstellen und andere Wege suchen.
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"Wir werden auf jeden Fall im Berufsverkehr vor Ort sein und uns die Situation anschauen", kündigt Klumpp an. "Wo es geht, werden wir in Ampelschaltungen eingreifen, aber wir können auch keinen Stau wegzaubern." Ziel sei es, den Stau an den Auffahrten zu den Brücken kurz zu halten, sodass der Weg nach Heidelberg frei bleibt. Denn es sind längst nicht nur Autofahrer betroffen, die die Neckarseite wechseln wollen, sondern auch jene, die "nur" am Neckar entlang nach Heidelberg wollen. Auch sie landen im Stau - vor allem auf Ziegelhäuser Seite, wo es - anders als auf Schlierbacher Seite - nur eine Fahrspur in jede Richtung gibt. In Ziegelhausen soll eine Ampel den Verkehr von der und auf die Brücke regeln, in Schlierbach wird einer der beiden Fahrstreifen von der Brücke kommend in Richtung Neckargemünd reserviert, sodass der von der Brücke kommende Verkehr reibungslos abfließen kann.
An der Friedensbrücke selbst erwartet die Polizei keine Probleme. Die Vollsperrung ist auch notwendig, weil die Ortsdurchfahrt von Kleingemünd wegen der gleichzeitig stattfindenden Sanierung der B 37 nur einspurig befahrbar ist. An der Brücke kann der Verkehr nun "vorbeifließen". Mit zusätzlichem "Querverkehr" von der Brücke hätte ein noch größeres Verkehrschaos mit verstopften Kreuzungen gedroht, sind sich die Verantwortlichen einig. Außerdem ermöglicht die Vollsperrung, dass die Brücke immer für Rettungsfahrzeuge befahrbar ist - ansonsten wären diese auch im Stau gestanden. Die Vollsperrung sei "alternativlos".
Übrigens: Die Sperrung der Friedensbrücke ist längst nicht die einzige in der Region. Neben der bereits erwähnten Sperrung der L 536 im Steinachtal wird ebenfalls am Montag die Ortsdurchfahrt von Gauangelloch für ein Jahr dichtgemacht. Die Wiesenbacher Ortsdurchfahrt soll dann wieder frei sein. Richtig dicke dürfte es kommen, wenn der Heidelberger Schlossbergtunnel zwischen Karlstor und Friedrich-Ebert-Anlage vom 24. Juli bis 1. September voll gesperrt wird. Die Umleitung erfolgt über die B 37. In Heidelberg droht dann der nächste Stau. "Am schlimmsten", sagt Polizeisprecher Klumpp augenzwinkernd, "ist die Sperrung der Friedensbrücke aber für die Kleingemünder. Die können über den Neckar gucken, aber nicht rüberfahren."



