Der 34er-Bus quält sich über die mit Schlaglöchern übersäte L 536. Ob es während der Sanierung eine Umleitung gibt, ist fraglich. Foto: Alex
Von Manuel Reinhardt
Steinachtal. Erst wehrten sich die Bürgermeister, jetzt die Bürger: Unter dem Motto "Pro ÖPNV im Steinachtal - unabhängig und überparteilich" wurde eine Petition gestartet. Sie richtet sich an den baden-württembergischen Landtag, das Karlsruher Regierungspräsidium und den Verkehrsverbund Rhein-Neckar richtet und soll die Busverbindung während der rund eineinhalb Jahre dauernden Sanierung und Vollsperrung der Landesstraße 536 zwischen Wilhelmsfeld und Schönau-Altneudorf sichern. Und sie verbreitet sich im Steinachtal wie ein Lauffeuer.
"Im schlimmsten Fall werden das Steinachtal und das Wilhelmsfelder Unterdorf vom öffentlichen Personenverkehr abgehängt", sagt Rudolf Klapdohr. Der 53-Jährige wohnt direkt an der Bushaltestelle in Wilhelmsfeld-Unterdorf, an der jeden Morgen sein elfjähriger Sohn den Weg in die Schule antritt. Jetzt hat er die Petition gestartet, da die Umleitung des Busses der Linie 34 über den Heiligkreuzsteinacher Ortsteil Vorderheubach während der Baumaßnahme finanziell nicht gesichert ist. Denn die Gemeinden Schönau, Wilhelmsfeld und Heiligkreuzsteinach sollen dafür zusammen zusätzlich 216.000 Euro zum regulären ÖPNV-Angebot zahlen. Aber das können sie nicht stemmen.
Das Land als Straßenbaulastträger beziehe sich auf gängige Rechtsprechung, um die Kosten der Mehrkilometer an die Gemeinden abzutreten, heißt es in der Petition. Und verweise zusätzlich darauf, dass die Straße und deren Pflege kostenlos zur Verfügung gestellt werde. "Ich bin der Meinung, dass derjenige, der die Baumaßnahme durchführt, auch für die Umleitung sorgen und aufkommen soll", begründet Klapdohr gegenüber der RNZ die Aktion. "Das Land ist in der Pflicht."
Er will erreichen, dass die Volksvertreter des Landesparlaments zu der Sache Stellung nehmen und sich für die Übernahme der Umleitungskosten durch das Land einsetzen. Dazu benötigt er in den kommenden drei Wochen 320 Unterschriften; diese Zahlen richtet sich an der Gesamteinwohnerzahl der drei Steinachtalgemeinden aus - rund 190 Menschen haben bis gestern Abend online bereits unterschrieben.
Und die machen sich mit Kommentaren Luft: Es sei "eine Frechheit und Unterdrückung der Bürger, uns im Odenwald einzuschließen" heißt es dort. Oder: "Damit die ländliche Struktur nicht noch mehr ausblutet." Und schließlich: "Es kann nicht sein, dass das Land nach einer unendlichen Geschichte von über 30 Jahren endlich die schlaglöcherstarke Straße ausbaut und dass dann die betroffenen Gemeinden noch die Kosten für den Busverkehr der Umleitungsstrecke bezahlen müssen."
Rudolf Klapdohr stimmt mit ein: "Das ist eine sehr unschöne Situation." Zumal den Bürgern bei der Informationsveranstaltung im November noch zugesichert worden sei, dass die betroffenen Haltestellen während der Vollsperrung bedient werden. "Und jetzt erfahren wir, dass die Busse vielleicht nicht fahren", so Rudolf Klapdohr. Das könne nicht sein, schließlich nutzten auch viele ältere Menschen die Busse.
"Müssen Wilhelmsfelder Kleinkinder, Schüler und Senioren aus dem Unterdorf bei jeder Wetterlage 1,5 Kilometer bergauf zur nächsten Haltestelle ,Autohalle’ laufen?", fragt Rudolf Klapdohr. Für die drei Gemeinden sei eine Umleitung bis Herbst 2018 zwar verkraftbar. Ungeklärt sei aber, was mit dem Unterdorf passiert. Denn die "Enklave" liegt genau zwischen Wilhelmsfeld und Schönau an der L 536. Möglich wäre, so bringt der Wilhelmsfelder eine Lösung ins Spiel, dass Kleinbusse eingesetzt werden könnten, die dann drehen. Für die großen Gelenkbusse sei das nicht möglich. "Dafür braucht es auch wieder Busfahrer mit Konzession." Und das kostet natürlich Geld. So bleibt die Hoffnung, durch die Petition eine Lösung zu finden, damit das Steinachtal nicht abgehängt wird.
Info: Die Petition "Pro ÖPNV im Steinachtal - unabhängig und überparteilich" ist im Internet noch bis zum 16. März unter www.openpetition.de/!steinachtal abrufbar. Außerdem liegt sie in Papierform in den drei Gemeinden in der Bäckerei Legron, der Metzgerei Beisel, der Tankstelle Herbig, in Wilhelmsfeld in der Bäckerei Bernauer, der Postagentur Naumann und der Tankstelle Elfner aus.