Mannheim gewinnt zum zweiten Mal die "Jewrovison"

Jüdischer Gesangs- und Tanzwettbewerb im Rosengarten - "Or Chadash" verteidigte Titel - Heidelberger Gruppe auf Platz 5

07.02.2016 UPDATE: 08.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Großes Kino: Die "Jewrovision" im Mannheimer Rosengarten stand zumindest in punkto Show und Action dem "Eurovision Song Contest" kaum nach. Foto: Alfred Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Es war weit nach 1 Uhr am Sonntagmorgen, als das Ergebnis feststand. Der Jubel war trotzdem ohrenbetäubend - denn der Gruppe des jüdischen Jugendzentrums Or Chadash Mannheim war der Doppelpack geglückt: Nach 2015 gewannen sie erneut die "Jewrovision".

Der jüdische Gesang- und Tanzwettbewerb, an dem sich diesmal 18 Gruppen aus ganz Deutschland beteiligten, fand erstmals in Mannheim statt. Schon vor Beginn der Show herrschte im Rosengarten eine Stimmung wie im Fanblock eines Fußballstadions: Jedes jüdische Jugendzentrum hatte seine Unterstützer mitgebracht, die lautstark für ihren Favoriten Sprechchöre sangen und Fahnen schwenkten. Dazu kamen noch stolze Eltern und Großeltern. Insgesamt 2000 Fans waren nach Mannheim gepilgert. Besonders stark vertreten war die jüdische Jugend Baden (JuJuBa) der israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, zu der unter anderem die jüdischen Gemeinden von Mannheim und Heidelberg gehören.

Der Name "Jewrovision" sagt es bereits: Es geht sehr ähnlich zu wie beim Eurovision Song Contest. Die Teilnehmer treten gegeneinander an und bekommen am Ende Punkte von einer Jury. Für ihren Showact suchen sie sich bekannte Rock- und Popsongs aus und versehen sie mit eigenen Texten; dazu gibt es selbst einstudierte Tanzchoreografien. Auch Kostüme und Kulissen werden entworfen. Jedes Team produziert außerdem ein Vorstellungsvideo über seine Stadt, das Jugendzentrum und seine Gemeinde; auch das beste Video ausgezeichnet. 2016 lautete das Motto "Ledor Wador": Von Generation zu Generation.

Die "Jewrovision" hat sich von einem kleinen Talentwettbewerb zu einer riesengroßen Show gemausert. Die Premiere fand 2002 mit sechs jüdischen Jugendzentren statt; 14 Jahre später traten 18 Zentren an. Insgesamt beteiligten sich mehr als 1200 Jugendliche im Alter zwischen elf und 19 Jahren. Seit 2013 richtet der Zentralrat der Juden in Deutschland die "Jewrovision" aus. Austragungsort muss nicht die Siegerstadt des vergangenen Jahres sein, doch als die Mannheimer 2015 den Pokal gewannen, wollten sie auch Gastgeber sein.

Durch die Show führte der aus Mannheim stammende David Studniberg mit Co-Moderatoren. In ihren Videos und vor allen den Liedtexten beschäftigten sich die Jugendlichen mit ihrem Glauben und dem Jüdischsein. Besonders humorvoll taten das Chasak Hamburg in ihrem Hip-Hop-Video: "Bin ich irgendwie jüdisch? Ich hab’ zwar ne Kippa an, aber trotzdem keinen Plan", wurde da gerappt. Viele Beiträge enthielten auch ein Bekenntnis zu Deutschland als Heimat und jede Menge Lokalpatriotismus.

Während die Videos über die Leinwand flimmerten, wurden auf der Bühne die Kulissen für jeden Act aufgebaut, und die Teilnehmer gingen in Position. Teilweise waren über 30 Akteure auf der Bühne, so wie bei Or Chadash Mannheim featuring JuJuBa, die "Let’s get started" von den Black Eyed Peas in "We’re sending Hope to the World" umgedichtet hatten.

Zum ersten Mal beteiligte sich das Jugendzentrum Simcha Heidelberg am Wettbewerb. Die Gruppe trat als Fantastic Four featuring JuJuBa gemeinsam mit den Zentren aus Freibug, Baden-Baden und Emmendingen mit einer Version von Jan Delays "Oh Johnny" auf.

Schnell wurde deutlich, dass Chai Hannover und Or Chadash Mannheim den Sieg unter sich ausmachen würden. Am Ende hatte Mannheim mit 110 gegen 101 Punkten die Nase vorn und zog so mit Jachad Köln gleich, die 2013 und 2014 den Doppelsieg geschafft hatten.

Den dritten Platz erreichte Amichai Frankfurt (70 Punkte), die in ihrer Show nicht nur die Musik von Sia ("Chandellier") und Miley Cyrus ("Wreckingball") verarbeitet hatten, sondern mit blonden Perücken und einer Abrissbirne auch die markanten Musikvideos der Originale.

Die Fantastic Four aus Heidelberg erreichten den fünften Platz .

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