Sattelschlepper mit Corona-Testlabor ab Mitte Juli am Uniklinikum
So kommt der Corona-Test zu den Menschen - Künftige Nutzung für Impfkampagnen?

Von Volker Endres
Mannheim. Baden-Württemberg schaut auf das Mannheimer Uniklinikum (UMM). Von hier aus soll sich ab Mitte Juli das neue mobile Testlabor auf den Weg machen und zu den Menschen rollen, die kein stationäres Testzentrum für den Covid 19-Erreger aufsuchen können, etwa Haftanstalten, Altenpflegeeinrichtungen, Flüchtlingsheime oder Frauenhäuser. Entwickelt wurden Einrichtung und Einsatzbereich für das neue Testlabor fakultätsübergreifend am UMM.
"Durch die Anbindung an die akkreditierte medizinische Labordiagnostik sowie die Wissenschaft und Technik der Universitätsmedizin Mannheim ist höchste Qualität bei der Testplattform gewährleistet, betont die Baden-Württemberg-Stiftung, die das mobile Testlabor mit 1,3 Millionen Euro finanziert hat.
Ende April war Professor Michael Neumaier, Direktor im Institut für klinische Chemie, als fachlicher Berater für das Testmobil eingestiegen. Mittlerweile ist er der medizinische Berater, betont aber zugleich die gute Zusammenarbeit, etwa mit dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene unter Professor Thomas Miethke im Bereich der Erregerdiagnostik. "Alle Mitarbeiter der beteiligten Institute leisten großartiges", betonte Neumaier. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist sich sicher: "Das mobile Covid-19-Testlabor setzt bundesweit Maßstäbe."
Das Grundprinzip sei einfach: "Wenn jemand vom Bäcker kommt, muss das Ergebnis da sein", so Neumaier. Innerhalb von zwei Stunden werde der Erregernachweis für aktuell Erkrankte geführt. Der Antikörpertest sei hingegen aktuell noch schwierig zu führen, weil es dafür etwa 180 Testverfahren gebe und die Gefahr eines fälschlicherweise als "positiv" bewerteten Tests zu groß sei. Der Patient würde von Antikörpern ausgehen, die er gar nicht habe. "Der Immuntest kommt deshalb wirklich erst, wenn er sicher ist", so der medizinische Leiter.
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Vom Konzept, die Diagnostik zu den Menschen zu bringen, war er hingegen von Anfang an überzeugt. Und durch die maximal zwei Stunden zwischen Abstrich und Ergebnis haben nicht nur die getesteten Personen 22 Stunden früher Sicherheit über ihr Ergebnis, sondern auch 22 Stunden weniger Zeit, andere Menschen mit dem Covid-19-Erreger zu infizieren. Ein weiterer Vorteil sei, dass im Infektionsfall umgehend weitere Tests an Kontaktpersonen aus dem Umfeld vorgenommen werden können.
Beheimatet wird das rollende Labor am UMM sein. Einmal in der Woche, rechnet Neumaier, werden hier die Testbestände aufgefüllt und auch Antikörpertests für eine Studie ausgewertet, die zu zuverlässigeren Tests beitragen soll. "Eine Langzeitaufnahme für unsere Immunitor-Studie", umschreibt dies Neumaier.
Über die technische Ausstattung des 40-Tonners ist ebenso bereits entschieden, wie über die dafür notwendige EDV. Neumaier geht deshalb davon aus, dass der Truck ab Mitte Juli einsatzbereit sein könnte und freut sich, ebenso wie der Ministerpräsident über die gelungene kurzfristige Finanzierung. "Die Stiftung kann schnell und flexibel auf Krisensituationen reagieren", lobte Kretschmann.
Insgesamt stellte die Landesstiftung 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Größter Brocken – neben dem Testmobil – ist ein Fonds von 1,5 Millionen Euro, mit dem bis zu 1000 ausgebildete Musiker im Land unterstützt werden sollen, die aktuell weder Auftritte noch Einnahmemöglichkeiten haben. Weitere 400.000 Euro gehen an das Programm Digitale Inhalte in der beruflichen Bildung zur Stärkung der Infrastruktur an Berufsschulen, und mit zusätzlichen 400.000 Euro wird das Kunstprojekt "Konzerte zum Dank an die Corona-Helfer" des Freiburger Barockorchesters unterstützt.
Das rollende Testlabor sei im Übrigen eine langfristige Investition. So kann sich Neumaier etwa künftig auch Impfkampagnen im ländlichen Raum für Influenza-Virusgrippewellen vorstellen.