Bürgermeister Christian Specht wirbt für Mannheim als Rettungsleitstelle
Rundgang durch Feuerwachen-Neubau – "Hier ist Platz"

Von Jan Millenet
Mannheim. Christian Specht steht mitten in der künftigen Einsatzzentrale der neuen Hauptfeuerwache. Er blickt sich um und deutet auf die Tische neben sich. "Wir haben hier genug Platz", sagt Mannheims Sicherheitsdezernent und Erster Bürgermeister bei einem Presserundgang am Mittwoch. Die Rede ist von der gewünschten Rettungsleitstelle Rhein-Neckar, die sich derzeit noch in Ladenburg befindet. Künftig soll diese, so sieht es ein Gutachten vor, in Heidelberg angesiedelt werden.
Doch damit will sich der Mannheimer Sicherheitsdezernent nicht abfinden. Mit Blick auf das BASF-Unglück am 17. Oktober im benachbarten Ludwigshafen macht Specht (CDU) noch einmal Werbung für Mannheim: "Im Fall einer Krise muss die Stabsarbeit direkt vor Ort sein. Ohne, dass die Stabsarbeiter an andere Orte fahren müssen", sagt er.
Die Einsatzzentrale könne sofort zu einer bereichsübergreifenden integrierten Leitstelle oder zu einer integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst im Stadtkreis Mannheim ausgebaut werden. Die direkte Nachbarschaft zur Großindustrie, zum zweitgrößten Rangierbahnhof und zum zweitgrößten Binnenhafen seien nun einmal ein Argument für Mannheim. Und er werde hartnäckig bleiben. Innenminister Thomas Strobl (CDU), der erst im September zu Besuch in Mannheim war, möchte sich laut Specht immerhin noch einmal mit der Thematik befassen.
In dem Neubau riecht es nach neuer Farbe. Die Böden sind noch nicht überall komplett verlegt, aus den Decken hängen Kabel und Rohre. Der Außenbereich der Feuerwache ist gesäumt von Matschpfützen, überall sind Arbeiter am Werk. Kaum zu glauben, dass hier schon im Dezember Abnahme sein soll, wie Projektleiter Bernhard Kunkel beim Rundgang erklärt.
Sowohl finanziell als auch zeitlich bewege sich bis jetzt noch alles im Rahmen, fügt Specht hinzu. Die geplanten Baukosten liegen bei rund 50 Millionen Euro, im April 2017 soll die neue Hauptfeuerwache in Betrieb genommen werden. Eines erscheint schon jetzt ersichtlich: Die neue Wache wird topmodern - sowohl in Sachen Ausstattung als auch was Effizienz und Funktionalität betrifft.
Immerhin kommen dort in Zukunft nicht nur der Löschzug 1 der Berufsfeuerwehr unter, sondern auch die zwei Freiwilligen Feuerwehren Innenstadt und Neckarau sowie die Verkehrsleitzentrale, die Tauchstaffel und der Bootsdienst. Dazu diverse Verwaltungseinrichtungen, die unter anderem brandvorbeugende Beratungen für Unternehmen anbieten. Es entsteht sprichwörtlich eine kleine Stadt, die den Einsatzkräften optimale Arbeitsbedingungen bieten soll, damit sie Sicherheit gewährleisten können.
Dazu gehören auch eine eigene Tankstelle, insgesamt drei Fahrzeughallen sowie Fitness- und Übungsmöglichkeiten für die Brandbekämpfer inklusive Übungsturm. Sollte es notwendig werden, kann die Hauptfeuerwache völlig autark existieren. Bei einem Stromausfall etwa springt eine Notstromversorgung ein, die den Wachbetrieb für mindestens fünf Tage sichern soll. Die Technikräume selbst sind nicht ebenerdig, sondern befinden sich in den Obergeschossen - für den Hochwasserfall.
Fragen, ob das Objekt nicht etwas überdimensioniert sei, weist Specht zurück. "Hier kommen über 40 Jahre Feuerwehrerfahrung zusammen." Da müsse auch die Kantine, die großzügig und hell ausfällt, passen. "Die Wache ist 365 Tage rund um die Uhr besetzt. Und auch im Notfall, wenn die Einsatzkräfte Überstunden leisten, muss deren Versorgung sichergestellt sein."
So gibt es Ruheräume mit spezieller Verglasung, damit kein Straßenlärm den Schlaf stört; für Männer und Frauen getrennte Umkleide- und Duschräume, was in älteren Feuerwachen oft nicht eingeplant war. "Sie finden hier alles an einem Ort: Freiwillige Feuerwehr, Berufsfeuerwehr und Ausbildungsgelände", so Specht.
Am 31. März 2017 ist die Einweihungsfeier für die Feuerwache geplant. Einen Tag danach, am 1. April, soll die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür eingeladen werden. Läuft alles nach Plan, erfolgt im April 2017 die Umschaltung des Notrufs in Echtbetrieb auf die neue Einsatzzentrale.