Umgestalteter Stadtwerke-Turm ist höchstes Urban Art-Werk Deutschlands
Ein "Symbol" für die Stadtplanung: Der "Bleistift" soll die Heidelberger aufrufen, eigene Ideen für ihre Stadt zu entwickeln.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Mit rund 3500 Besuchern feierten die Heidelberger Stadtwerke und das Metropolink-Festival am Freitag die Einweihung des höchsten Urban-Art-Kunstwerks Deutschlands: Der 84 Meter hohe Heizwerk-Kamin auf dem Stadtwerke-Areal, den die Künstler Case Maclaim, Stohead, Mina Mania und Sweet Uno als überdimensionalen Bleistift gestaltet haben.
Zum kulturbegeisterten Metropolink-Publikum gesellten sich für die Eröffnungsfeier am späten Nachmittag allerlei Familien mit jungen Kindern, für die das Stadtwerke-Team zahlreiche Spiel- und Mitmachaktionen aufgebaut hatte, wie ein Kartparcours oder eine Malstation.
Die Planungen für das Kunstwerk liefen schon seit Jahren, erzählte Metropolink-Chef Pascal Baumgärtner, den Gästen. Jetzt, nach drei Monaten Arbeit, fielen ihm und seinem Team "eine Last von den Schultern". Denn eine "normale Fassade" sei der Kamin nicht gewesen. "Wir haben dann lange überlegt, was man da machen könnte, und dachten uns am Ende: ,Keep it simple.’"
Mit dem Bleistift wolle man nun die Heidelberger aufrufen, eigene Ideen für ihre Stadt zu entwickeln: "Und wenn ihr mal einen Fehler macht, dafür gibt es den Radiergummi", so Baumgärtner, der auch seinen ehemaligen "Kunsterzieher", den Künstler und Kunsthistoriker Hartmuth Schweizer, eingeladen hatte, über die Bedeutung des Bleistifts in der Kunstgeschichte zu sprechen.
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Auch die Künstler selbst zeigten sich geschafft, aber glücklich nach dem "Großprojekt": "Wir sind eigentlich einen anderen Arbeitsrhythmus gewohnt", reflektierten sie. Damit sie in dieser Höhe überhaupt arbeiten durften, mussten sie Innungsprüfungen durchlaufen und konnten nur zu gewissen Zeiten arbeiten. "Es ging immer auf und ab." Jetzt freue man sich, dass "in Heidelberg ein Platz in Zukunft ,Zum Bleistift’ heißen könnte."
Finanziert wurde die 400.000 Euro teure Umgestaltung des Kamins von den Stadtwerken und aus dem Fördertopf "Mittendrinnenstadt" – und soll nun, metaphorisch gesehen, "der Startpunkt des kreativen Prozesses in der Stadtplanung" sein, wie Bürgermeister Jürgen Odszuck sagte.
Bergheim solle in den nächsten Jahren "ein vitaler und zentraler Stadtteil" werden, so Odszuck, und mit dem Bleistift habe man "ein hervorragendes Symbol für diesen Prozess" geschaffen.
Geht es nach Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg, stellt der Bleistift aber nur den Anfang der Entwicklung des Stadtwerke-Areals dar. Die Nordseite des Heizwerks wurde ebenfalls schon umgestaltet als "Andeutung, was da noch kommt".
Auch die Fassade des restlichen Heizwerks soll umgestaltet werden und der Platz um den Turm herum irgendwann "Zum Bleistift" heißen, schloss sich Teigeler der Idee der Künstler an. "Wir wollen als Stadtwerke in der Stadt stattfinden."
Anschließend an die Reden hatte das Metropolink-Team noch drei Konzerte im Gepäck, nach dem Auftakt durch den Chansonier Laurent Biever spielten die Berliner Pop-Sängerin Lara Hulo und die Heidelberger Indie-Band Yara, während Heidelbergs neuestes Wahrzeichen farbenfroh angestrahlt wurde.

