Mantei backt in Heidelberg unbeirrt weiter

Eine Räumungsklage gebe es nicht, Traditionsbäckerei produziert weiter in der Zentrale und 16 existierende Filialen sollen geöffnet bleiben

03.03.2017 UPDATE: 04.03.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Größte Filiale und Backstube zugleich: In der Eppelheimer Straße in der Bahnstadt steht die Firmenzentrale von Mantei. Foto: Philipp Rothe

Von Sebastian Riemer

Vor drei Monaten schien das Ende nur eine Frage der Zeit: Nach fast 60-jähriger Firmengeschichte stand die Heidelberger Bäckerei Mantei vor dem Aus. Denn der Eigentümer der Zentrale in der Bahnstadt, die Heidelberger Grundstücksverwaltung GmbH (HGV), hatte dem Traditionsunternehmen zum 31. Dezember den Pachtvertrag gekündigt. Und da ein Bäcker ohne Backstube nun einmal keine Brötchen backen kann, schien das Aus besiegelt.

Doch nun ist Anfang März - und Mantei backt unbeirrt weiter. "Mantei ist weiterhin Pächter", sagt Sven Goeddel, der seit Kurzem die Pressearbeit für das Unternehmen macht. Und er sagt auch: "Es gibt keinen Rechtsstreit mit der HGV." Das ist aus zwei Gründen erstaunlich: Zum einen hatte HGV-Anwalt Heinz-Günter Hub mehrmals betont, dass man Räumungsklage einreichen werde, falls Mantei das Gelände nicht zum 31. Dezember 2016 räumt. Verpächter und Pächter hatten eine unterschiedliche Rechtsauffassung vertreten, ob die Kündigung des Pachtvertrags gültig sei. Auf Nachfrage der RNZ wollte sich die HGV zu dem Thema gestern nicht äußern.

Zum Zweiten widerspricht die Mantei-Homepage selbst der Darstellung von Goeddel. Denn auf der Startseite steht ein Text, der über die aktuelle Situation informiert. Darin heißt es: "Der Standort ist unabhängig vom Rechtsstreit um den Pachtvertrag aus verschiedenen Gründen nicht mehr optimal für unsere Bedürfnisse, vor allem bedarf es dringender Renovierungen und Umbaumaßnahmen." Der Umzug einer Bäckerei im laufenden Betrieb sei eine logistische Herausforderung, heißt es weiter. Daher sei man bemüht, "eine gemeinsame Lösung mit dem Verpächter zu finden".

Konkret auf Umzugspläne angesprochen, sagt Goeddel: "Das Unternehmen beschäftigt sich aktuell nicht akut mit einem Umzug der Backstube." Natürlich sei man auf alle Eventualitäten vorbereitet, eines aber sei klar: "Mantei wird es auch zukünftig als Bäckerei mit eigener Backstube geben."

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Es ist laut Goeddel aktuell außerdem nicht geplant, weitere Filialen zu schließen. In den vergangenen zwei Monaten hatten sechs der ursprünglich 22 Filialen in der Region zugemacht. Neben den beiden Zweigstellen in Weinheim machten in Heidelberg vier Geschäfte dicht - darunter auch der symbolträchtige Laden in der Bergheimer Straße, wo Mantei 35 Jahre lang bis 1998 gebacken hatte. Zuletzt wurde die Filiale in der Neuenheimer Brückenstraße aufgegeben. "Mantei plant nun mit diesen 16 Filialen die Zukunft", sagt Sven Goeddel. Die Schließungen seien nötig gewesen, teilweise auch, weil der Betrieb nicht wirtschaftlich gewesen sei. "Aber dem Gesamtunternehmen geht es gut: Mantei schreibt schwarze Zahlen." Man schaue sehr zuversichtlich nach vorne. "Es gab auch keinerlei betriebsbedingten Kündigungen." Laut Homepage des Unternehmens sind aktuell sogar Stellen frei.

Vor einem Monat wurde außerdem das bislang schwärzeste Kapitel der Firmengeschichte endgültig beendet: Denn im August 2012 musste Mantei Insolvenz anmelden. Dank des Einsatzes von Insolvenzverwalter Gordon Rapp konnte das Verfahren zwei Jahre später abgeschlossen werden, die Bäckerei war gerettet. Doch Rapp überwachte noch weitere zweieinhalb Jahre die Planerfüllung - bis 1. Februar 2017.

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