Jahresempfang der Diakonie ganz im Zeichen der Flüchtlingshilfe
Jahresempfang des Diakonischen Werks unter dem Motto: "Ehrenamtlich engagiert für Flüchtlinge in Heidelberg"

Dekanin Marlene Schwöbel-Hug erinnert an die Nächstenliebe gegenüber Flüchtlingen. Foto: Joe
Von Marion Gottlob
Über 2600 Flüchtlinge sind derzeit in Patrick Henry Village untergebracht. Unter ihnen war eine 30 Jahre alte Frau aus Syrien - zehn Tage vor der Geburt ihres Kindes hatte die Frau mit Hochschulabschluss und guten Englischkenntnissen keine Ausstattung für ihr Baby, einfach nichts. In der Not wandte sie sich an Johannes Moll, Berater des Diakonischen Werkes. Dort wurde sie an die Schwangerenberatung vermittelt, um an der richtigen Stelle einen Antrag auf Hilfe zu stellen. Und die bekam sie.
Um die Flüchtlinge ging es beim Jahresempfang des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche Heidelberg, zu der Martin Heß, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, rund 90 Gäste auf der Marienhütte begrüßen konnte. Das Motto: "Ehrenamtlich engagiert für Flüchtlinge in Heidelberg". "Die Flüchtlinge in unserem Land - das Leid bricht einem das Herz", sagte Marlene Schwöbel-Hug, Dekanin der Evangelischen Kirche Heidelberg.
Die Probleme sind bekannt: Zu schnell sind zu viele Flüchtlinge gekommen, ohne Vorankündigung. Wie auch? Notdürftig sind die Asylsuchenden auf engstem Raum untergebracht. Langsam aber sicher kommt nun mehr Hilfe in Gang. Schon jetzt sind beim Diakonischen Werk rund 150 ehrenamtliche Helfer in der Migrationsarbeit aktiv. Zu ihnen gehört Dina Satvaldinova aus Kasachstan. Sie kam nach Heidelberg zum Studium der Germanistik und Jura - und ist geblieben. Nun hilft sie einer Familie aus Dagestan mit einem behinderten Sohn. "Ich begleite die Familie zu Ämtern", sagt sie, "ich kümmere mich um die Briefe."
Neu ist das Projekt "Mov’ in", bei dem Helfer anerkannte Flüchtlinge bei der Suche nach einer Wohnung begleiten werden. Gerade genehmigt ist ein Projekt für ehrenamtliche Sprachmittler, die bei Sprachproblemen helfen sollen - Englisch reicht nicht aus, es braucht weitere Sprachen. Christian Heinze vom Diakonischen Werk bittet um Geduld: "Wir schauen, wer zu wem passt." Bürgermeister Wolfgang Erichson erklärte: "Unsere Verfassung erlegt uns die Pflicht auf, Menschen Zuflucht zu gewähren, die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe verfolgt werden." Zur Versammlung in Kirchheim in der vergangenen Woche (die RNZ berichtete) sagte er: "Das war keine ausländerfeindliche Veranstaltung, sondern ein Ausdruck der Unsicherheit. Wir müssen den Menschen erklären, dass Flüchtlinge keine lästigen Gäste auf Zeit sind, sondern Menschen, denen Brücken in unsere Gesellschaft gebaut werden müssen. Viele Flüchtlinge sind hochmobil, flexibel, mehrsprachig, leistungs- und risikobereit - wir brauchen sie." Er mahnte jedoch an, diejenigen zurückzuweisen, "die nach den gültigen Kriterien keine Fluchtgründe haben, die zur Aufnahme, jedenfalls in der Bundesrepublik, berechtigen würden".
Rechtsanwalt Berthold Münch, Mitglied der Evangelischen Stadtsynode, erinnerte daran, warum Flüchtlinge zu uns kommen. Er hat die Region Kurdistan-Irak besucht: 2014 haben bewaffnete Kräfte des IS (Islamischer Staat) im Nordirak die Stadt Mosul und Gebiete im Norden des Irak erobert. "Rund 850 000 Menschen wurden vertrieben und unzählige bestialisch ermordet." Bei seinem Besuch erlebte Münch inmitten des Leids einen Moment des Glücks: Kinder sangen fröhlich Lieder. "Sie konnten einfach Kinder sein - und waren nicht mehr nur ,Flüchtlinge‘." Er sagte auch: "Bei meiner Beratertätigkeit, gerade auch mit dem Diakonischen Werk, schätze ich die Zusammenarbeit sehr." Ein großer Dank ging an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Diakonischen Werks. Dekanin Schwöbel-Hug erinnerte an den Korinther-Brief 13: "Glaube, Liebe, Hoffnung - diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen."
Info: Weitere Informationen zum ehrenamtlichen Engagement des Diakonischen Werks gibt es unter Telefon 06221 / 53759 oder im Internet unter www.diakonie-heidelberg.info.