Heidelberg hat die geringste Geburtenrate und die ältesten Mütter

2012 lag die Geburtenrate bei nur 1,06 Kindern - 30 Prozent der Frauen sind bei der Entbindung über 35 Jahre - Typisch für Unistädte

06.09.2014 UPDATE: 06.09.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Bereits seit Jahren hat Heidelberg die niedrigste Geburtenrate in Baden-Württemberg - und auch die ältesten Mütter. Foto Waltraud Grubitzsch
Von Holger Buchwald

Heidelberg hat die ältesten Mütter und die niedrigste Geburtenrate in Baden-Württemberg. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Demnach lag die Geburtenrate bei den Heidelbergerinnen im Jahr 2012 bei nur 1,06 Kindern. 30 Prozent der Mütter waren bei der Geburt ihres Kindes 35 Jahre oder älter.

Schon seit Jahren hat Heidelberg die niedrigste Geburtenrate weit und breit. Niedrige Zahlen seien typisch für Universitätsstädte, betont Werner Brachat-Schwarz, Referatsleiter Bevölkerungsstatistik beim Landesamt. Dass ein niedriger Wert mit einem hohen Bildungsniveau zusammenhänge, sei eine naheliegende Schlussfolgerung. Brachat-Schwarz: "Wir haben dazu aber keine gesicherten Erkenntnisse." Grundlage für die Bevölkerungsstatistik seien nämlich die Angaben der Standesämter; der Bildungsabschluss der Mütter werde nicht erhoben.

Die zweitniedrigste Geburtenrate verzeichnet Stuttgart (1,18 Kinder pro Frau). Mannheim ist mit 1,22 Viertletzter. Der Rhein-Neckar-Kreis hingegen liegt mit einer Geburtenrate von 1,45 deutlich über dem Landesdurchschnitt von 1,36. Seit 2008 haben sich diese Zahlen kaum verändert. Damals hatte Heidelberg eine Geburtenrate von 1,07, der Rhein-Neckar-Kreis von 1,37. "Auf diesem Gebiet hat sich wenig getan, trotz vieler familienpolitischer Maßnahmen", sagt Brachat-Schwarz. Er glaubt aber schon, dass sich eine gute Kinderbetreuung langfristig positiv auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken könnte. In Heidelberg haben derzeit 44,8 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz - das ist die höchste Quote in Westdeutschland. Damit Frauen wieder mehr Kinder bekommen, seien aber wahrscheinlich noch viele weitere Schritte nötig. "Es ist immer ein ganzes Bündel von Gründen, warum sich Eltern für oder gegen Kinder entscheiden." Soziologische Studien hätten zum Beispiel ergeben, dass französische Frauen überhaupt keine Probleme hätten, ihren Nachwuchs sehr früh in eine Betreuungseinrichtung zu geben, Deutsche hingegen schon.

Wollen die Heidelbergerinnen wegen ihrer höheren Bildung - hier gibt es eine Akademikerquote von 38 Prozent - lieber zunächst Karriere machen, bevor sie Kinder kriegen? Für diese These spricht das relativ hohe Alter der Mütter in der Stadt. Im Rhein-Neckar-Kreis waren nur 25 Prozent der Frauen bei der Geburt ihres Kindes 35 Jahre oder älter. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt waren dies 23,4 Prozent, in Heilbronn 18,9 Prozent und in Mannheim 21,8 Prozent.

Insgesamt werden die Mütter im Südwesten immer "betagter". So waren 2002 nur 19,9 Prozent der Mütter bei der Geburt ihres Kindes 35 Jahre oder älter. Schon damals führte aber Heidelberg mit 28,5 Prozent die Liste der Stadt- und Landkreise an.

Wann die Zahlen für 2013 vorliegen, kann Brachat-Schwarz noch nicht sagen. Wegen des neuen Bevölkerungsstatistik-Gesetzes konnten bisher nur die Daten vom Vorjahr berechnet werden. 2012 wurden in ganz Baden-Württemberg 89.477 Menschen geboren, in Heidelberg waren es 1303. Dass die Geborenenzahl in den letzten Jahren stark angestiegen ist, führt Brachat-Schwarz auf die Zuwanderung zurück.

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