Flüchtlinge in Patrick-Henry-Village: Bis Freitag muss alles fertig sein

Das Regierungspräsidium arbeitet unter Hochdruck an der Fertigstellung der Flüchtlingsunterkunft.

18.12.2014 UPDATE: 18.12.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Flüchtlinge aus Gambia in Westafrika, die in einer Einrichtung in Mannheim leben, richteten gestern für den Betreiber der Unterkunft, European Homecare, die Zimmer ein. Die Matratzen für die Betten wurden bis dahin im ehemaligen Offiziersklub gelagert. Foto: Rothe
Von Timo Teufert

Das Patrick-Henry-Village - die ehemalige US-Siedlung an der Autobahn - gleicht im Moment einem Ameisenstaat: Ständig fahren Bagger über das Gelände, und Sattelzüge liefern Waren und Einrichtungsgegenstände für die neue Flüchtlingsunterkunft an. Überall wird gewerkelt, geschraubt und geputzt. Unzählige Handwerker und Dienstleister sind im Moment im Dauereinsatz, damit am morgigen Freitag die ersten 450 von 2000 Flüchtlingen ihr Notquartier beziehen können. Im Laufe der nächsten Woche sollen die Wohnblocks dann komplett belegt sein. Nicht immer klappt alles ganz problemlos, denn sowohl das Wetter als auch die vielen zu koordinierenden Arbeiten führen zu Verzögerungen. Den Überblick über den Trubel haben Jens Harich und Kai Kohm vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Sie sorgen mit einem weiteren Kollegen dafür, dass der nordöstliche Bereich des Patrick-Henry-Village (PHV) bis Freitag bezugsfertig ist.

Insgesamt 2000 Flüchtlinge will das Regierungspräsidium im PHV den Winter über unterbringen: "In der Erstaufnahmeeinrichtung in Karlsruhe sind wir mit 4000 Menschen am Rande der Möglichkeiten", beschreibt Uwe Herzel, Sprecher des Regierungspräsidiums, die derzeitige Situation. Seit Anfang des Monats seien 3100 Menschen angekommen, allein am Montag seien es 370 gewesen. Auch die neu eröffnete Aufnahmestelle in Meßstetten ist voll. "Wir können nicht absehen, was uns über die Feiertage erwartet. Deshalb sind wir sehr froh, dass uns diese Möglichkeit in Heidelberg gegeben wird", so Herzel. Der Heidelberger Gemeinderat hatte Mitte November einer Anfrage des Landes zugestimmt, im PHV vorübergehend 2000 Flüchtlinge aufzunehmen.

Seit Ende November wird nun im PHV unter Hochdruck gearbeitet: Als erstes wurde die Fernwärmeleitung reaktiviert, damit die Heizungen wieder laufen. Da die Wasserleitungen auf dem Gelände in die Jahre gekommen sind, muss in den bestehenden Rohren im sogenannten Reliningverfahren eine neue Leitung verlegt werden. Das braucht Zeit bis Februar, deshalb wurde für die Blocks entlang der Autobahn, an der Gettysburg Avenue, eine Behelfsleitung verlegt. "Die Leitungen sind gespült, desinfiziert und werden nun noch mikrobiologisch untersucht", berichtet Jens Harich vom Baureferat Süd. Eigentlich baut er gerade an der Autobahn 8 zwischen Karlsbad und Pforzheim-West mit, doch als Mitglied des Katastrophenstabes des Regierungspräsidiums ist er nun für das PHV zuständig - auch wenn der Katastrophenfall nicht ausgerufen wurde.

Weil weitere Wohnblöcke am Santiago und Saratoga Drive vorerst nicht mit Wasser über die provisorische Leitung versorgt werden können, wurden vor dem ehemaligen Offizierskasino eine Reihe von Dusch- und Sanitärcontainern aufgestellt. Um die Wege kurz zu halten, stehen vorübergehend vor den betroffenen Wohnblöcken jeweils zwei mobile Toiletten. "Ab Februar steht dann die Wasserversorgung komplett, dann fallen die Container wieder weg", berichtet Kai Kohm von der Landeserstaufnahmeeinrichtung. Harich und Kohm danken vor allem den beteiligten Unternehmen: "Wir hatten es hier mit vielen hilfsbereiten Firmen zu tun, die alles möglich gemacht haben, damit wir hier die Termine einhalten können."

Auch ohne die Hilfe der Stadtwerke Heidelberg und des Hochbauamtes wären die Arbeiten nicht so schnell zu erledigen gewesen. Denn schon am Freitag und Samstag sollen die ersten Flüchtlinge nach Heidelberg kommen, dafür mussten die Elektrotechnik in den Gebäuden erneuert und Rauchmelder installiert werden. In den Außenbereichen mussten die Bäume geschnitten und die Gehwege vom Moos befreit werden. "Weil alles gleichzeitig passieren muss, stehen sich die Gewerke auch oft im Weg", erklärt Harich. Und zu allem Überfluss machte der Reinigungsfirma gestern auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Sie kommt erst am Freitag wieder, um Moos und Laub von den Gehwegen zu entfernen.

Jeweils acht Personen werden künftig in den 15 Wohnungen in den zweigeschossigen Blocks leben. Immer zwei Zimmer teilen sich eine kleine Küchenzeile und ein Badezimmer. Die ersten Wohnungen sind bereits fertig und gesäubert und wurden gestern vom zukünftigen Betreiber European Homecare mit Betten und Matratzen ausgestattet. Dafür wurden Flüchtlinge aus Gambia eingesetzt, die in einer Einrichtung in Mannheim leben. Insgesamt 21 Blöcke nutzt das Regierungspräsidium, 19 davon dienen als Unterkunft. In einen zieht die Verwaltung und in einen anderen die Polizei, die mit zwei Beamten immer vor Ort sein wird.

Für die Männer des Regierungspräsidiums geht es heute noch einmal in den Endspurt: "Der ständige Druck geht an die Substanz", gibt Kai Kohm zu, der auch schon die Einrichtung in Meßstetten mit aufgebaut hat. Denn "die größte Herausforderung waren die knappe Zeit und die bevorstehenden Feiertage", betont auch Harich.

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