Ingo Fesenbeck vom KIT präsentiert den Karlsruher Radonexposimeter, mit dem Radonmessungen durchgeführt werden können. Foto: dpa
Von Susanne Kupke
Karlsruhe. Es riecht nicht, schmeckt nicht und ist unsichtbar: Radon. Weil das radioaktive Edelgas Lungenkrebs verursachen kann, verpflichtet das Strahlenschutzgesetz die Länder, bis Ende des Jahres Gebiete auszuweisen, wo eine erhöhte Radon-Konzentration messbar ist. Firmen und öffentliche Gebäude sind dann in der Pflicht, Privatleute nicht. Doch auch sie sollten sich informieren. Radon ist nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) noch immer eine unterschätzte Gefahr.
Was hat es mit Radon auf sich? Das radioaktive Gas, das ständig aus dem Boden nach oben steigt, entsteht durch den Zerfall von Uran im Erdreich. Gelangt es im Freien ungehindert in die Luft, richtet es keinen Schaden an. Problematisch kann es werden, wenn das Gas über Risse, Rohre und Öffnungen in Gebäude dringt. "Ein Unterdruck kann den Radon-Eintritt noch verstärken", sagt Ingo Fesenbeck, Leiter des Radonlabors am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Wie gefährlich ist das Gas? Radon als Strahlenquelle ist nach einer Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) den meisten Deutschen nicht bekannt. Dabei ist es die größte Quelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung – und nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Doch Radon kann auch anders: Während es in der Raumluft das Lungengewebe schädigt, kann es als Heilwasser bei Rheuma schmerzlindernd sein.
Wo ist die Belastung am höchsten? Radon ist im Untergrund nicht gleichmäßig verteilt. Sein Vorkommen ist abhängig von Geologie und Bodenbeschaffenheit. In Norddeutschland sind die Konzentrationen niedriger als in Mittelgebirgen mit Granit- und Schiefergesteinen. So gibt es nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) höhere Radonmengen im Südschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb.
Wo lauert Gefahr? Das BfS informiert auf Karten über regional durchschnittliche Konzentrationen. Doch, so die Behörde: Wie viel Radon in Häusern tatsächlich ist, können nur einzelne Messungen klären. Gut abgedichtete Gebäude haben in der Regel eine geringere Konzentration als etwa ältere Häuser mit mehr Eintrittsstellen. Vor allem Keller sind potenzielle Radon-Speicher.
Ab wann muss gehandelt werden? Nach dem Strahlenschutzgesetz müssen ab einem Wert von 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft in Innenräumen Maßnahmen ergriffen werden. Doch dieser "Referenzwert" ist keine Versicherung dafür, dass Werte darunter ungefährlich sind. "Es gibt keinen Schwellenwert, ab dem Radon schädlich ist", sagt Radon-Experte Fesenbeck. "Je höher die Konzentration und je länger man dem ausgesetzt ist, desto höher ist aber das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken."
Was tun, wenn die Werte zu hoch sind? "Radon ist ein Gesundheitsrisiko, gegen das man selbst vorgehen kann", betont BfS-Präsidentin Inge Paulini. Als erstes hilft regelmäßig lüften. Risse und und Öffnungen in Keller und Erdgeschoss sollte man abdichten lassen und einen möglichen Unterdruck beseitigen. Auch ein Radon-Brunnen, der radonhaltige Luft unter dem Gebäude absaugt, oder Dränagesysteme können helfen. Fesenbeck empfiehlt eine Messung, vor allem in energetisch sanierten Häusern.