JU-Landesvorsitzender Nikolas Löbel: "Jeder sollte sich selbst hinterfragen"

Löbel kritisiert indirekt Wolf - Lob für Parteichef: "Strobl hat uns schon einmal durch die Krise geführt"

21.03.2016 UPDATE: 22.03.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Nikolas Löbel (29), Landesvorsitzender der Jungen Union und Mannheimer CDU-Kreisvorsitzende. Foto: dpa

Von Sören S. Sgries

Mannheim/Heidelberg. Mit großem Einsatz hat die Junge Union sich im Wahlkampf engagiert, umso größer ist jetzt die Enttäuschung: Der JU-Landesvorsitzende und Mannheimer CDU-Kreisvorsitzende Nikolas Löbel (29, Foto: dpa) lässt im Interview kaum verholen durchblicken, was er von Spitzenkandidat Guido Wolf hält. Löbel wird dem Lager von Parteichef Thomas Strobl zugerechnet.

Herr Löbel, Sie sagen, Guido Wolf war Spitzenkandidat - bis zum Wahlabend, 18 Uhr. Eine Rücktrittsaufforderung?

Wir führen jetzt keine Personaldebatte. Ich halte auch die Diskussion um die Führungsrolle in den Sondierungsgesprächen für völlig unnötig. Klar ist: Guido Wolf war der Spitzenkandidat bis zum Wahlabend um 18 Uhr. Thomas Strobl ist unser gewählter Landesvorsitzender. Die Partei hat eine Kommission für Sondierungen beauftragt. Der gehört auch der Fraktionsvorsitzende an - aber geleitet wird sie vom Parteichef.

Die Junge Union hat sehr intensiv Guido Wolfs Wahlkampf begleitet, war immer mit im Bus unterwegs. Ist man im Nachhinein enttäuscht?

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Wir als Junge Union haben einen tollen Wahlkampf geführt. Wir haben die Füße stillgehalten, als wir die Füße stillhalten sollten. Wir haben angegriffen, als wir angreifen sollten. Wir haben alles gegeben. Natürlich sind auch wir enttäuscht. Viele Verbände bringen gerade ihre Enttäuschung zum Ausdruck, weil man sich einen anderen Umgang mit dem Ergebnis gewünscht hätte. Ein demütigeres Auftreten und das Zeichen an die Mitglieder, dass man gemeinsam diese Niederlage analysieren will.

Wäre es nicht geschickter, diese Diskussionen erst nach Koalitionsverhandlungen zu führen?

Es gibt eine breite Unzufriedenheit in der Partei, die jetzt hervorbricht. Mein Rat: Wir müssen das ernst nehmen. Wir hatten immer den Anspruch, die Baden-Württemberg-Partei zu sein. Mit 27 Prozent sind wir es leider nicht mehr. Das müssen wir ändern. Personaldebatten stehen am Schluss. Aber auf dem Weg dahin sollte sich jeder selbst hinterfragen. Das fordern die Mitglieder ein.

Momentan dreht sich die Diskussion vor allem um zwei Namen: Guido Wolf und Thomas Strobl. Hat die CDU nicht mehr zu bieten an Spitzenpersonal?

Wir sind insgesamt sehr gut aufgestellt, als stolze Partei mit über 65 000 Mitgliedern, vielen starken Köpfen und Nachwuchskräften. Ich nehme aber auch wahr, dass derzeit viele ihr Vertrauen in Thomas Strobl setzen, weil er uns schon einmal durch eine Krise geführt hat. Am Wahltag und danach ist er sichtbar demütig mit dem Ergebnis umgegangen. Deshalb vertraut die Partei ihm.

Wie sieht es denn in der Fraktion aus - da sitzen ja vor allem Abgeordnete aus den ländlichen CDU-Hochburgen.

Ja, die Verhältnisse haben sich verändert. Umso mehr gilt: Partei und Fraktion müssen jetzt eng zusammenarbeiten, damit wir wieder die Baden-Württemberg-Partei werden.

Wie blicken Sie auf Grün-Schwarz: eine Chance, sich in Regierungsverantwortung neu zu sortieren, oder eine Bedrohung, dass die CDU weiter schrumpft?

Ich habe immer gesagt, ich kann mir eine schwarz-grüne Zusammenarbeit vorstellen. Und wer das kann, der kann sich grundsätzlich eine Zusammenarbeit mit den Grünen vorstellen. An eine Juniorpartnerschaft haben wir nie gedacht, deshalb ist das eine völlig neue Fragestellung für uns alle. Der Wahltag hat einen Wahlgewinner: Winfried Kretschmann. Wir müssen uns fragen, ob wir uns in der Situation sehen, gemeinsam mit den Grünen Verantwortung für das Land zu übernehmen.

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