Flussufer gehört nun Fußgängern und Fahrradfahrern
Konturen der Anlagen werden sichtbar - Bundesstraße herausradiert

Aufenthaltsqualität am Fluss: Der Neckaruferweg soll den neuen Stadtteil Neckarbogen dauerhaft weiter aufwerten. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Zu dem Unwetter, das am Samstagabend über Heilbronn niederging, sagt Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH: "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen." Der Regen habe den Pflanzen nach der langen Trockenheit jedenfalls gutgetan.
In der Tat, es wäre schade gewesen, wenn es gerade in der jetzigen Entstehungsphase Schäden gegeben hätte. Kurz vor dem großen Regen war zur Besichtigung eingeladen worden, um den Stand der Arbeiten am Neckaruferpark zu zeigen.
Nun unübersehbar, welchen Zuwachs an Attraktivität der Neckaruferbereich hier erhalten wird, dies während der Buga für alle Besucher, danach für alle Heilbronner und nicht nur für die Bewohner des Neckarbogens.
Hintergrund
Der frühere Winterhafen ist eines der drei Hafenbecken, den es hier noch bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gab und auf dem die Heilbronner Großelterngeneration noch Schlittschuh lief, bevor er mit dem Trümmerschutt der Stadt aufgefüllt und dabei
Der frühere Winterhafen ist eines der drei Hafenbecken, den es hier noch bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gab und auf dem die Heilbronner Großelterngeneration noch Schlittschuh lief, bevor er mit dem Trümmerschutt der Stadt aufgefüllt und dabei wohl auch kontaminiert wurde.
Er war das erste von später drei Hafenbecken auf dem Fruchtschuppenareal und von 1855 an in Betrieb, Ort des Güterumschlags sowie Schutzhafen für Schiffe bei Eis und Hochwasser. Im Zukunftspark Wohlgelegen haben sich eine Reihe von Start-up-Firmen etabliert, vor allem aus dem Bereich von Biotec und IT, hier wird es bis zu 800 Arbeitsplätze geben. (bfk)
Aus einer steilen Uferböschung ist ein sanft abfallendes Gelände gestaltet worden, das terrassenförmig zum Fluss hin ausläuft und rein gar nichts mehr davon erahnen lässt, dass hier sogar noch nach Beginn der Bauarbeiten zur Buga täglich 33.000 Fahrzeuge über die damals hier noch befindliche Kranenstraße fuhren. Der Rückbau dieser Straße - immerhin eine Bundesstraße! - im Zusammenhang mit einer ganz neuen Verkehrsführung über den Neckar, hat sich die Stadt rund 22 Millionen Euro kosten lassen.
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"Wenn man heute hier entlang spaziert, zur einen Seite fließt der Neckar, zur anderen stehen die fast fertigen Häuser der Stadtausstellung, dann kann man sich kaum mehr vorstellen, dass bis vor Kurzem eine Bundesstraße hier durchging", sagte Faas dazu.
Und Oliver Toellner, Leiter der Abteilung Planung und Ausstellungskonzeption, ergänzt: "In einer autogerecht aufgebauten Stadt wie Heilbronn haben wir eine Straße herausradiert, die den Menschen den Zugang zum Fluss verwehrte. Das Flussufer gehört nun Fußgängern und Fahrradfahrern. So ist eine neue Qualität am Flussufer entstanden." Nun sieht man: Das viele Geld ist gut angelegt worden.
Der Neckaruferpark, 1,4 Hektar groß, wird ein Ort von hoher Aufenthaltsqualität werden und er transferiert ein Stück Heilbronner Geschichte so in die Gegenwart, dass diese sichtbar bleibt. Heilbronner Sandstein, aber nicht irgendeiner, wird die Optik mit prägen: Mauern und Uferbefestigungen, an denen vielleicht sogar einmal Hotelschiffe anlegen werden, wurden auch mit jenen 200 Sandsteinen gestaltet, die als "historisches Material" behutsam "recycelt", so geschliffen wurden, das sie wie neu aussehen.

Behutsam recyceltes historisches Sandsteinmaterial wird die Optik von Mauern und Uferbefestigungen mit prägen. Dazu wurden fast 200 alte Quader gesichert und neu geschliffen. Foto: Armin Guzy
Die teils schön behauenen Steine kamen bei Erdarbeiten unter anderem als Teile von Hafenbeckenmauern, ans Tageslicht, die schönsten bekommen einen Ehrenplatz, so wie eine der alten noch erhalten geblieben Peitschenstecken-Straßenlaternen. Auch ein Teil der Bäume, einige mehr als ursprünglich angenommen, blieben erhalten.
Die Trauerweiden bilden einen grünen Tunnel entlang des Neckars, im Kontrast dazu werden große Staudenbeete stehen, bei deren Bepflanzung man witterungsbedingt etwas im "hintennach" ist. Aber alles was hier grünt und blüht, wird es ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens auf torffreier Muttererde tun.
Der Neckaruferpark verbindet die Innenstadt mit dem nördlich gelegenen Zukunftspark im Wohlgelegen. Direkt an den Neckaruferpark grenzen die Gebäude der "Stadtausstellung", wie der erste Bauabschnitt des Stadtquartiers Neckarbogen als Bestandteil der Buga genannt wird.
Ihre Erdgeschossflächen sind als Ausstellungsflächen integriert. Themen wie Mobilität, Digitalisierung, Entwicklung moderner Materialien oder die Entstehungsgeschichte der Stadtausstellung Neckarbogen werden dort präsentiert.
Parallel zum Neckaruferpark wird auch am Campuspark gearbeitet, hier stehen die ältesten Platanen von Heilbronn, er ist Zwischenglied für ein grünes Band, von der Innenstadt bis zum Wohlgelegen.



