Unwetter über Heilbronn

Die Schäden zu beheben, kann Wochen dauern

Historisches Cäcilienbrunnen-Häuschen mit Schlamm bedeckt – Mehr als 100 Bäume beschädigt – Lebensgefahr am Neckarufer

12.06.2018 UPDATE: 13.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Der Boden des Cäcilienbrunnenhäuschens ist nach dem Unwetter mit einer dicken Schicht Schlamm bedeckt. Die Reinigung wird der Stadt bis zu 10 000 Euro kosten. Foto: Fritz

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Schon bei der Zufahrt zur Cäcilienstaße im Heilbronner Osten muss man ein "Verkehrshindernis" umfahren, mitten auf der Kreuzung, da wo es auch hinauf zum Gaffenberg geht, ist die Straßendecke eingebrochen und nun abgesichert. Von dem, was das Unwetter vom Samstag in Heilbronn angerichtet hat, bekommt man einen zutreffenden Eindruck, wenn man die Cäcilienbrunnenstraße weiter hinauffährt bis zu ihrem Ende.

Ein Bagger ist damit beschäftigt, die Erdmassen, die von den Äckern an den Hängen auf die Straße gewälzt wurden, nun wieder zurückzuschaufeln, die Zufahrtswege beispielsweise zu Heilbronner Weingütern sind auch noch drei Tage später total verschlammt, die Unwetterbilanz och nicht vollständig.

Bei der Feuerwehr hat man mittlerweile 540 Einsätze hochgerechnet und noch nicht alle aufarbeiten können. Vom Grünflächenamt der Stadt heißt es, dass mindestens hundert Bäume Schäden erlitten haben, einige gefällt werden mussten.

Die Schäden werden sukzessive durch extra Kontrollen abgearbeitet, was einige Wochen dauern kann, weil erfahrungsgemäß auch späte Schäden auftauchen und wegen der zahlreichen zurückliegenden Stürme auch turnusmäßigen Pflege an Bäumen mit Verspätung erfolgen.

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Das Amt für Straßenwesen meldet 300 bis 350 Tonnen Schlamm in den Regenrückhaltebecken, die Personal- und Sachkosten für deren Reinigung wird auf circa 20.000 bis 30.000 Euro beziffert. Die 30 Becken waren alle im Einstau, die sogenannten Einstauhöhen lagen zwischen 70 Zentimeter und zwei Meter Höhe.

Über die Notwendigkeit von Regenrückhaltebecken wird man auch in Sontheim nicht mehr diskutieren, hier hat das Hochwasserrückhaltebecken Deinenbach (Schozachtal) dank seiner Einstauhöhe von 5,50 Meter eine Überflutungen durch den Deinenbach verhindert. In der abschüssigen Einsteinstraße klafft noch ein drei Meter großes Loch, auch in den Stadtteilen sind einige Straßen stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der Geh- und Radweg entlang des Neckarufers zwischen Klingenberg (Sportplätze) und der Sontheimer Brücke bleibt weiter gesperrt. Hier droht immer noch Lebensgefahr durch abgebrochene und angebrochene Äste an den Pappeln.

Besonders schlimm getroffen hat es aber den Cäcilienbrunnen, der der ganzen Gegend im Osten der Stadt den Namen gibt und das längst unter Denkmalschutz stehende "Cäcilienbrunnenhäuschen". Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie des Schicksals, denn von diesem, einst weit außerhalb der Stadt gelegenen Brunnen lief ab 1588 eine Wasserleitung in die Stadt, die von dort sechs öffentliche Brunnen, rund 30 Zisternen und etliche Privatbrunnen versorgte.

Ein Jahr später 1589 wurde der Brunnen neu gefasst, 1590 mit einem weiteren Geschoss überbaut. Das von den Baumeistern Hans Stefan und Jakob Müller erstellte eineinhalbgeschossige Brunnenhäuschen mit Walmdach liegt in einem kleinen schönen "Wiesengrund", die Brunnenstube ist nach einer Seite offen, das erlaubt einen Blick auf den in Stein gefassten Brunnen und vor allem auf dessen Kreuzgewölbe. Heute liegt die schöne kleine Anlage eher im Dornröschenschlaf.

Traurig dagegen der Anblick, dass jetzt der Boden mit einer hohen Schlammschicht bedeckt ist. Um ihn von den Schlammmassen zu befreien, wird die Stadt an die zehntausend Euro aufbringen und dafür vermutlich eine Spezialfirma beauftragen müssen, da Düngemittel im Erdreich der Äcker eine Gefahr für das historische Häuschen darstellen.

Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 21. Juni soll eine Auflistung aller Schäden dem Gremium vorgelegt werden. Glück im Unglück: Auf dem Gelände von Buga und Neckarbogen hat der Starkregen kaum Schäden verursacht.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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