Von oben kam nichts Gutes
Gewitter, Sturm, Starkregen und Hagel haben in der Region große Schäden hinterlassen

Neckar-Odenwald-Kreis. (schat/wd/dore) Am Schluss kam es doch noch mal heftig: Während Mosbach von den schweren Gewittern der vergangenen Tage zunächst weitestgehend verschont geblieben war, kam es am Montagabend dann - in Form von heftigem Starkregen - richtig dicke. Die Wassermassen bahnten sich an vielen Stellen im Stadtgebiet ihren ganz eigenen Weg, Straßen wurden zu Wasserwegen, an Böschungen bildeten sich Sturzbäche, das Altstadtpflaster verschwand vorübergehend in einem See aus Regenwasser.
Doch längst nicht nur Mosbach war betroffen, die Gewitterzelle zog von Binau aus entlang der B 27 Richtung Osten, in etlichen Gemeinden entleerten sich die dunklen Wolkenberge. "Wir hatten eine echte Flächenlage", erklärt Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr gegenüber der RNZ, von Gewitter, Starkregen und Sturmböen seien diesmal viele im Landkreis betroffen gewesen, so Kirschenlohr weiter.
Dafür aber längst nicht so heftig wie etwa bei den Unwettern 2016, die in Gemeinden wie Waldbrunn, Elztal oder Billigheim noch immer in unguter Erinnerung sind. "Wir hatten diesmal hauptsächlich überflutete, verschmutzte Fahrbahnen, vollgelaufene Keller und vereinzelt umgestürzte Bäume", erläutert der Kreisbrandmeister weiter und berichtet von rund 130 Einsätzen, die am Montag im gesamten Kreis von ca. 400 Feuerwehrmänner- und -frauen absolviert wurden. Die Höhe des Sachschadens, der durch die Gewitter verursacht wurde, sei noch nicht abschätzbar.
Allein die Feuerwehrabteilung Mosbach Stadt verzeichnete am Montagabend "26 Einsatzstellen", auch die Polizei war rege beschäftigt, die Meldungen von herausgespülten Gullydeckeln oder anderen Wasserschadensereignissen abzuarbeiten. "Während kleinere Einsatzgründe wie aufgeschwemmte Gullydeckel oder Straßenschäden schnell selbst beseitigt oder an den städtischen Bauhof abgegeben werden konnten, beschäftigten einige größere Einsatzstellen die Einsatzkräfte bis zu viereinhalb Stunden", heißt es im Einsatzprotokoll der Feuerwehr-Abteilung Mosbach Stadt. Gleich drei Gewerbeobjekte wurden laut Bericht im Kellerbereich derart überschwemmt, das einzelne Teileinheiten fast ausschließlich an diesem Objekt gebunden waren.
"Insgesamt waren im Stadtgebiet rund 50 Einsätze zu bewältigen und rund 60 Feuerwehrkameraden im Einsatz. Hinzu kommen rund 20 Mitarbeiter des Bauhofes. Die Zusammenarbeit mit allen Einsatzkräften - Polizei, THW Neunkirchen, Straßenmeisterei usw. - funktionierte sehr gut", erklärte Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadt auf RNZ-Nachfrage am Tag nach dem großen Regen.
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Aufgrund der zahlreichen Einsatzmeldungen in kürzester Zeit "konnten die Einsatzstellen nur nach Priorität bzw. Eingang abgearbeitet werden", heißt es vonseiten der Feuerwehr ergänzend. Bei der Rettungsleitstelle liefen die Telefone am Montagabend unterdessen heiß, mehr als 100 Anrufe gingen nach dem kurzen, aber umso heftigeren Starkregenereignis ein.
Bleibende Schäden hat das Wasser vor allem auch an der Pestalozzi-Realschule hinterlassen. Durch das derzeit in Sanierung befindliche Dach ist Wasser eingedrungen. "Es gibt über alle Stockwerke bis in den Keller punktuelle Durchweichungen, auch die Telefonanlage hat Schaden genommen", sagt Meike Wendt. Das Dach wurde mit Spezialmatten frisch abgedeckt. Der Schulbetrieb sei zum Teil ausgelagert ins NKG (drei Klassen) bzw. finde im Erdgeschoss und Keller der Schule statt.
Mit dem Einsatz der von der Stadt bereitgestellten Sandsäcke hätten viele Privatleute Schlimmeres verhindert, weiß die Pressesprecherin, die jedoch von "kleineren Wassereinbrüchen" an einigen städtischen Einrichtungen (Museum oder Jahnhalle) und Unterspülungen von Straßenabschnitten (Alte Bergsteige) berichtet.
Heftig erwischt hat das "desaströse Unwetter" (Bürgermeister Volker Rohm) die Erftalgemeinde Hardheim. Verheerend sind die Schäden unter anderem bei einem örtlichen Gartenbaubetrieb (siehe auch Metropolregion).
Im Museum und im Rathaus wurden Fensterscheiben vom Hagel regelrecht zerschossen. Stark betroffen sind auch Schulzentrum und mehrere gemeindliche Gebäude wie das Rathaus in Bretzingen. Doch auch unzählige Bürger beklagen hohe Schäden, etwa an ihren Autos und an Dächern, den Vordächern und sogar an den Fassaden ihrer Häuser, der Strom war stellenweise komplett weg.
Auch die Landwirtschaft traf das Unwetter: "Das zieht sich von Höpfingen über Schweinberg bis nach Königheim", sagt Landwirt Klaus Keim aus Schweinberg. "Bei den Anbauflächen sind vor allem Getreide, Mais und auch Raps betroffen. In der Umgebung um Schweinberg wurde fast alles beschädigt. So etwas haben wir schon lange nicht mehr gehabt."
In der Gemeinde Höpfingen sei nahezu jedes Haus von den Hagelschäden betroffen, "allerdings lokal unterschiedlich stark", wie Lisa Bender vom Hauptamt/Bauamt der Gemeinde erklärt. Auf Gemarkung Walldürn erwischte es den Ortsteil Reinhardsachsen wohl am schlimmsten. Dort hatten die Feuerwehrmänner mit einer Schlammlawine, die in den Ort gespült wurde, zu kämpfen. In Walldürn selbst habe es Schäden an der Straße Richtung Hornbach gegeben, wie Stadtbauamtsleiter Christian Berlin mitteilt. Auch Teile des Gewerbegebiets in Glashofen seien leicht überflutet worden, viele Firmen und Betriebe vor Ort melden Schäden.
Schaden richtete das Unwetter auch bei den Autohäusern in Hardheim, Höpfingen und Walldürn an, wo die eiergroßen Hagelkörner teilweise ganze Front- und Heckscheiben der ausgestellten Autos zerstörten und an allen Fahrzeugen große Dellen hinterließen.



