Hohe Zahl an Depressionen im Stadt- und Landkreis
2020 waren im Stadt- und Landkreis weit mehr als 25.000 AOK-Versicherte deshalb in Behandlung.

Heilbronn. (RNZ) Eine aktuelle Auswertung von wissenschaftlichen Untersuchungen zeigt, dass die Zahl derer, die innerhalb eines Jahres an einer Depression oder Angststörung erkrankt sind, während der Corona-Pandemie um rund ein Viertel zugenommen hat. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen für den Stadt- und Landkreis Heilbronn wider. Hier waren im Jahr 2020 insgesamt 25.585 AOK-Versicherte wegen depressiver Stimmungen oder Angststörungen in ärztlicher Therapie. Dies entspricht 13,5 Prozent aller Versicherten.
In Baden-Württemberg wurden 2020 insgesamt 604.939 AOK-Versicherte – dies sind 13,2 Prozent – mit der Diagnose "Depression" oder "Angststörung" behandelt, gegenüber 544.201 im Jahr 2016. Die Behandlungshäufigkeit steigt ab dem Jugendalter kontinuierlich an und erreicht mit etwa 60 Jahren ein Maximum. Über alle Altersgruppen hinweg sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Diese Daten sind alarmierend, denn die Erkrankungen verändern das Leben von Betroffenen nachhaltig negativ: Sie leiden häufig unter einer tiefen Niedergeschlagenheit, empfinden kaum noch Freude, fühlen sich innerlich leer, verlieren das Interesse an sozialen Kontakten, sind antriebslos und müde. Dr. Hans-Peter Zipp, Kinder- und Jugendarzt bei der AOK Baden-Württemberg, ergänzt: "Weitere Beschwerden, die auftreten können, sind unter anderem verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, übertriebene Zukunftsängste, Gedanken, sich selbst zu töten, Schlafstörungen und verminderter Appetit."
Ursachen, die Depressionen begünstigen und ihren Verlauf beeinflussen können, sind einerseits erblich bedingtes erhöhtes Risiko, belastende Erlebnisse und Lebensumstände oder Lichtmangel in den dunklen Herbst- und Wintermonaten. Andererseits auch chronische Angststörungen, biochemische Veränderungen im Gehirnstoffwechsel oder bei Botenstoffen und Hormonen, körperliche Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs. Psychische Belastungen und Störungen zählen zu den häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz.
"Bei leichten Depressionen ist es möglich, zunächst abzuwarten, ob die Beschwerden auch ohne Behandlung wieder abklingen", sagt Zipp. "Bei stärkerer Symptomatik, etwa bei lähmender Traurigkeit oder Lebensunwillen ist wichtig, sich umgehend an eine psychotherapeutische Einrichtung oder psychologische Beratungsstelle zu wenden."
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Wenn die Diagnose feststeht, sollten Arzt und Patient die Ziele der Behandlung gemeinsam festlegen. Um gesund zu werden, ist es wichtig, dass der Patient mitarbeitet. Studien weisen darauf hin, dass körperliche Bewegung Depressionen vorbeugen kann. Regelmäßiger Sport spiele dabei eine wesentliche Rolle. Zu den Zielen der Behandlung gehört unter anderem, dass sich die Beschwerden verringern, die Krankheit sich zurückbildet und die Betroffenen wieder am beruflichen sowie sozialen Leben teilhaben können.