Friedrich Merz tritt als Kanzlerkandidat der Union an
Die Union will mit CDU-Chef Friedrich Merz als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl 2025 gehen. CSU-Chef Markus Söder überlässt Merz die Spitzenkandidatur.
Von Jörg Blank und Christoph Trost
Berlin/München. Am Ende machen sie es kurz und schmerzlos – wobei: Für einen der beiden wohl durchaus schmerzhaft. "Die K-Frage ist entschieden: Friedrich Merz macht’s", sagt CSU-Chef Markus Söder und fügt hinzu: "Ich bin damit fein und ich unterstütze dies ausdrücklich." Merz dankt dem "lieben Markus", sagt fast schon beschwörend, man habe "eine große Verantwortung in der politischen Mitte unseres Landes" und schließt mit den Worten: "Auf gute weitere Zusammenarbeit vor allem in der vor uns liegenden Zeit, dann aber auch gemeinsam in der Regierungsverantwortung in Deutschland und für Deutschland."
Merz und Söder hatten immer angekündigt, im Spätsommer einen gemeinsamen Vorschlag machen zu wollen. Und trotz aller Wortmeldungen des ehrgeizigen CSU-Vorsitzenden Söder, dass auch er bereit wäre, Verantwortung zu übernehmen: Faktisch lief die K-Frage schon lange sehr klar auf Merz zu.
Für ihn dürfte es jetzt vor allem darauf ankommen, die eigenen Reihen zu schließen. Nur so dürfte er verhindern können, dass der mächtige Bayer doch noch Zeichen von Uneinigkeit nutzt, um Zweifel an Merz unter den Christdemokraten zu schüren. Denn nicht alle CDU-Landeschefs dürften rundum glücklich mit der Entscheidung sein.
Dass NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst am Montagabend eine klare Empfehlung für Merz ausgegeben hatte, dürfte eine wichtige und in der CDU-Spitze wohl nicht unabgesprochene Weiche für Merz gewesen sein. Der 49-jährige Nordrhein-Westfale gilt in der CDU auch als Kronprinz für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass sich der 68-jährige Merz – sollte er tatsächlich Bundeskanzler werden – nach vier Jahren aus Altersgründen zurückzieht.
Dass Söder gerne Kanzlerkandidat und Kanzler geworden wäre, daran zweifelt auch in der CSU niemand. Zumal nach dem gescheiterten Versuch von 2021, als er sich dem damaligen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet geschlagen geben musste. Anders als damals hatte Söder diesmal aber nun keine breite Unterstützerschar auch in der CDU hinter sich. Merz gilt in der CDU und auch als Unionsfraktionschef als unangefochten.
Wie loyal Söder und die CSU sind, muss sich aber erst noch zeigen. Zwar betonen beide am Dienstag, wie eng man zusammenstehe. Söder sagt, er unterstütze Merz "nicht zähneknirschend", der CDU-Chef habe seine volle Rückendeckung . Allerdings gibt es Zweifel in der CDU, ob der Frieden von Dauer ist.
Fakt ist: Merz ist im Wahlkampf massiv auf die Unterstützung von Söder angewiesen. Denn für ein starkes bundesweites Unions-Ergebnis braucht es ein starkes CSU-Resultat in Bayern. Es wird deshalb schon als Zeichen an die CSU gewertet, dass Merz für das Gespräch und die Pressekonferenz zu Söder in die Bayerische Landesvertretung in Berlin fuhr – und dass Söder als erster die Entscheidung verkünden durfte.
Dennoch geben sich etliche in der CDU keinen Illusionen hin: Söders Hauptaugenmerk sei immer Söder selbst, sagt ein erfahrener CDUler. Der CSU-Chef, der seinen Traum vom Kanzleramt nun schon zum zweiten Mal vorläufig begraben musste, dürfte sich für den – aus heutiger Sicht unwahrscheinlichen – Fall einer Wahlniederlage als Ersatzmann sehen. Und nur sich. Wie sagt er doch am Dienstag: "Beide Parteivorsitzenden bilden am Ende das Zentrum der Union. Es gibt viele Ministerpräsidenten, aber nur zwei Parteivorsitzende in der Union." Ein neuer Seitenhieb wohl auch auf Hendrik Wüst.
Bei Wüst lohnt es sich aber ebenfalls immer, genau zuzuhören. "Ein Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist immer ein möglicher Kanzlerkandidat", sagte er am Montagabend – aber er stehe "aktuell und unter den gegebenen Umständen" nicht für eine Kanzlerkandidatur zur Verfügung. Damit wirft er die Tür zum Kanzleramt nicht ganz zu – etwa für den Fall, dass Merz in den kommenden Monaten doch noch straucheln sollte. In der CDU ist jedenfalls verbreitete Meinung: Auch in diesem Fall solle Söder nicht zum Zug kommen.