Die Asiatische Tigermücke kann potenziell tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Foto: zg
Weinheim/Rhein-Neckar. (RNZ) Wenn es richtig Sommer wird, schaltet die Asiatische Tigermücke in den Angriffsmodus. Jetzt hat "Aedes albopictus" – so der wissenschaftliche Name – ideale Temperaturen zur Entwicklung und Eiablage – mit gefährlichem Potenzial. Denn die Mücke, über Handelsketten oder als blinder Passagier in Fahrzeugen eingeschleppt und sich langsam verbreitend, kann potenziell tropische Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren übertragen, warnt das Landratsamt.
Dieses Risiko sei zwar in Deutschland noch sehr gering und bei einem Stich bestehe meist kein Grund zur Sorge, doch die Gefahr nehme mit steigenden Sommertemperaturen und milderen Wintern stetig zu. Zudem sei die Tigermücke sehr lästig, denn das Tier greift die Menschen auch tagsüber aggressiv an.
Nach dem ersten Auftreten einer Population in Weinheim wird das exotische Insekt seit 2019 im Auftrag des Ordnungsamts Weinheim und Gesundheitsamts Rhein-Neckar-Kreis systematisch biologisch bekämpft. Auch in diesem Jahr kontrollieren die zuständigen Mitarbeiter der Tigermücken-Bekämpfung seit Ende April potenzielle Brutstätten im betroffenen Gebiet.
> Die Mitarbeiter der Tigermückenbekämpfung haben ein Schreiben des Ordnungsamtes Weinheim, das sie dazu legitimiert, die Bürger in den betroffenen Straßenzügen darum zu bitten, ihnen zur präventiven Grundstückssichtung Zutritt zu gewähren. Denn nur im Larvenstadium, in dem die Moskitoart sich im Wasser entwickelt, kann sie effektiv biologisch bekämpft werden. Brutstätten sind alle Arten von Wasseransammlungen, die sich in Vorgärten, Grundstücken, Schrebergärten oder auch Gullys befinden und mindestens eine Woche stehen bleiben. Die Anwohner betroffener Bereiche wurden durch ausgeteilte Flyer über die Maßnahmen informiert.
> Mithilfe der Bürger entscheidend – Tigermücken erkennen und melden: Doch nicht nur durch die Zutrittsgewährung zu den Grundstücken können die Bürger entscheidend zum Bekämpfungserfolg beitragen. Auch um den Befall und neue Populationen feststellen zu können, sind die Mitarbeiter der Tigermückenbekämpfung auf die Mithilfe der Bürger angewiesen: Diese sollten verdächtige Mücken melden.
> Wie erkennt man Tigermücken? Die wichtigsten optischen Merkmale: Die Tigermücken, immer kleiner als eine Ein-Cent-Münze und nicht größer als einheimische Stechmücken, sind grundlegend schwarz (nicht bräunlich) mit weißen, prägnanten Streifen auf Körper und Beinen. Das letzte Glied der Hinterbeine ist immer weiß. Entgegen anderer Mückenarten, die vor allem zur Dämmerung aktiv sind, sticht die Tigermücke auch tagsüber aggressiv. Einige Anwohner haben das im vergangenen Sommer schmerzhaft erlebt: Sie berichteten, dass sie buchstäblich verfolgt wurden und den Aufenthalt in ihrem Garten nicht mehr genießen konnten.
> Weil verwandte Arten sehr ähnlich aussehen, ist es notwendig, dass Spezialisten etwaige Funde begutachten, um über die Bekämpfung zu entscheiden. Als Beleg dienen Fotos oder reale Exemplare. Dazu betäubt oder tötet man die Mücke mit einem leichten Schlag, gibt sie in ein Schraubglas und legt sie mindestens 15 Minuten in das Tiefkühlfach. Meist reicht schon, gut aufgelöste Fotos (aus verschiedenen Winkeln) an die Adresse weinheim@tigermuecke.info zu senden. Falls sich der Verdacht erhärtet, wird das Exemplar abgeholt, um es eindeutig unter dem Mikroskop zu bestimmen. Falls jemand keine Tigermücken "fangen" kann, jedoch den Verdacht – beispielsweise aufgrund verstärkter Stechbelästigung tagsüber – hat, können die Experten auch kommen, um potenzielle Brutstätten zu besichtigen.
> Sind die Vorkommen nachgewiesen, wird der erprobte Wirkstoff B.t.i. auf potenzielle Brutstätten ausgebracht. B.t.i. ist ein biologisch abbaubares Eiweiß, das spezifisch im Darm von Mücken reagiert und die Mückenlarven dadurch abtötet. Es wird bereits seit Jahrzehnten weltweit eingesetzt und ist für andere Insekten, Tiere, Menschen und Pflanzen ungiftig.
> Weitere präventive Maßnahmen: Was können Bürger neben dem Melden eventueller Tigermückenfunde noch tun? In den betroffenen Gebieten ist es wichtig, in allen Ecken des Gartens und Außengeländes versteckte Brutstätten ausfindig zu machen und sie gegebenenfalls zu beseitigen. Brutstätten sind alle Gefäße, in denen sich Regen- oder Gießwasser sammelt, das mindestens eine Woche stehen bleiben kann: Regentonnen, Eimer, demontierte Autoreifen, auch Blumenkübel, hohle Zaunpfähle oder Sonnenschirmständer. Da die Eier an Gefäßen anhaften, sollten diese niemals ungereinigt (ausbürsten oder mit heißem Wasser ausspülen) oder unzerstört entsorgt werden. Belebte Gartenteiche oder Tiertränken (sofern diese regelmäßig geleert werden) sind in der Regel unproblematisch.
> Die Bürger im Umkreis werden entsprechend informiert. Wer entsprechende Faltblätter im Briefkasten findet, gehört zu den Betroffenen. Zudem kontrollieren die Mitarbeiter der Tigermückenbekämpfung die Grundstücke der Bürger betroffener Stadtteile in dreiwöchigem Rhythmus bis Ende September und behandeln potenzielle Brutstätten. Denn würde die Kontrolle und Bekämpfung nicht erfolgen, könnten sich die Tigermücken innerhalb einer Saison massiv ausbreiten, da jedes Tigermücken-Weibchen mehr als hundert Eier ablegen kann. Hat sich die Population einmal gefestigt, ist es natürlich weitaus schwieriger, sie wieder einzudämmen. Deshalb verfolgen die Bekämpfer das Ziel, der Verbreitung bereits in den Anfängen zu verhindern.
> Die Bekämpfungsaktion in Weinheim wird von der Firma Icybac GmbH koordiniert, die Tigermückenkontrollen auch in anderen Städten und Gemeinden durchführt.
Info: Für Meldungen oder Fragen rund um das Insekt kann man sich an weinheim@tigermuecke.info wenden. Weitere Informationen und Ansprechpartner findet man unter: www.rhein-neckar-kreis.tigermuecke.info.