"Mit nur einer Gehirnhälfte geht es nicht"
Soziologischer Vortrag an der Universität Heidelberg über das "Phänomen Plöck" - Straße folgt einer "spontanen Ordnung"

Richard Kaum in seinem soziologischen Untersuchungsgegenstand - der Plöck, die zum Großteil Fahrradstraße ist. Foto: Hentschel
pne. Ordnung oder Chaos? Welche Beschreibung passt besser zur Plöck? Beide gleich gut, meint der Soziologe Richard Kaum. Für seine Masterarbeit fuhr der 29-Jährige die Fahrradstraße über mehrere Monate mit einer Kamera ab, um dem "Phänomen Plöck" näherzukommen. Im Rahmen der Interdisziplinären Vortragsreihe gab er den Zuhörern nun einen ausführlichen Einblick in seine Forschungserkenntnisse, nachdem er diese bereits in einem RNZ-Interview vorgestellt hatte.
"Die Situation ist menschengemacht und von ihrem Wesen her sozial", erklärt Kaum, warum er als Soziologe die Fahrradstraße untersuchte. Um vom Verhalten der Verkehrsteilnehmer auf die bestehende Ordnung zu schließen, bediente er sich der Videographie: Er befestigte eine Kamera am Fahrradlenker und fuhr ein halbes Jahr lang die Straße ab - "fast jeden Tag, zu verschiedenen Uhrzeiten".
Das Ergebnis sei nicht so überraschend, wie Kaum zugibt: "Die Plöck folgt einer spontanen Ordnung." Im Vergleich zu anderen Verkehrsachsen sei sie ein recht sicheres Pflaster. So gebe es bei einer Zahl von 1,8 Millionen Radfahrern im Jahr gerade einmal 18 dokumentierte schwere Unfälle.
Dennoch gebe es Gefahrenzonen: Die Kreuzung von Plöck und Sofienstraße, der Beginn und das Ende der Fußgängerzone am Hölderlin-Gymnasium, der Zebrastreifen kurz vor der Uni-Bibliothek sowie die oft irritierende Beschilderung. In der Straße wirkten vor allem informelle Regeln - in Form von Blickkontakt, Mimik, Gestik. Klassische Gebote des Straßenverkehrs müssten hier befolgt werden: "Mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren, Rücksicht nehmen, nachgeben." Kaum: "Mit nur einer Gehirnhälfte geht es nicht."
Eine "ideale Plöck", nach der ein Zuhörer fragte, werde es so schnell wohl nicht geben, sagt Kaum. Dafür sorgte schon allein der Parkplatzmangel in der Altstadt und dass die Strafen für Falschparker zu gering seien. Seine Forschungserkenntnisse könnten nicht auf andere Probleme angewandt werden: "Dafür ist die Plöck zu besonders."