Das Baugebiet "Lindig" im Nordosten Walldürns wächst und wächst. Die "gegen den Trend forcierte Erschließung neuer Bauplätze" feierte Bürgermeister Markus Günther beim Jahresrückblick im Gemeinderat als großen Erfolg für die Stadt. Archivfoto: Janek Mayer
Walldürn. (jam) "Wer hätte 2012 gedacht, dass unsere Kindergärten aufgrund unerwartetem Kindersegen fast aus allen Nähten platzen, unsere Bevölkerung seither schon fast um 500 Personen wieder zugenommen hat oder unsere Werkrealschule einen regelrechten Boom erlebt?" Bürgermeister Markus Günther hat bei seinem traditionellen Jahresrückblick im Gemeinderat die Entwicklungen in Walldürn zusammengefasst. Als besondere Erfolge bezeichnete er dabei die "gegen den Trend forcierte Erschließung neuer Bauplätze", den Ausbau der Kinderbetreuung in Schulen und Kindergärten sowie die "Standhaftigkeit, sich gegen den sanften Zwang zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zu wehren".
Sorgen bereiten dem Bürgermeister vor allem äußere Einflüsse wie der Stillstand in der Regierungsfindung. Er prangerte an, dass deshalb trotz der "katastrophalen Fehlplanung im Pflegebereich und im Bereich der ärztlichen Daseinsvorsorge im ländlichen Raum" eigentlich unaufschiebbare Entscheidungen weiter hinausgezögert werden. Günthers Meinung: "Daseinsvorsorge kann man nicht einfach dem ,freien Spiel der Marktkräfte’ überlassen!" Darunter leidet auch Walldürn, das seit geraumer Zeit versucht, Ärzte für ein geplantes Gesundheitszentrum am Bettendorfring zu finden.
Als Höhepunkte im beinahe abgelaufenen Jahr nannte Bürgermeister Günther unter anderem die Einweihung des Osterbrunnens auf dem Schlossplatz, den Empfang für die dreifache Welttrainerin Silvia Neid, die Einweihung des "Hauses der Bahngeschichte", die Eröffnung des Agrar- und Technik-Standorts der ZG Raiffeisen im VIP, die symbolische Freischaltung des "schnellen Internets" und die Verleihung des Bürgerpreises der Denkmalpflege an den Heimatverein Altheim. Bei den wichtigsten Investitionen zählte er die Sanierung des Bildungszentrums und des Kindergartens Glashofen, den Ausbau der Otto-Hahn-Straße, den Baubeginn in der Unteren Vorstadtstraße sowie die Notsicherungsmaßnahmen am Stadt- und Wallfahrtsmuseum auf, das noch auf unbestimmte Zeit geschlossen ist.
Das Stadtbild prägt man mit der Erschließung des Baugebiets "Lindig", neuen Parkmöglichkeiten am "HdoT" und in der Untergasse sowie vor allem mit dem Großprojekt Untere Vorstadtstraße. Auch in den Stadtteilen bewegt sich einiges: In Rippberg wird die bei einem Brand beschädigte Sporthalle saniert, Gerolzahn erhält ein Bürgerhaus samt Räumlichkeiten für die Feuerwehr, in Altheim wurde der Eingangsbereich der Grundschule erneuert, und Reinhardsachsen bereitet sich auf die Flurneuordnung vor.
Auf das bevorstehende Weihnachtsfest eingehend, appellierte der Rathauschef dann, Menschen in Not beizustehen: "Nicht oft hat die weihnachtliche Geschichte von der Herbergssuche eine solche Aktualität gehabt wie heute", sagte er mit Blick auf die vielen Menschen, die aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak nach Walldürn geflüchtet sind.
Abschließend dankte er allen, die sich in das Gemeindeleben förderlich einbringen. "Es sind oftmals die vielen kleinen unerwähnten und nicht immer sichtbaren nachbarschaftlichen Hilfen und Beziehungen, die das Miteinander, das Leben bei uns so lebenswert machen", sagte Günther.
Stadtrat Theo Staudenmaier ergriff im Anschluss für seine Ratskollegen das Wort: "Wir haben trotz negativer Prognosen scheinbar unmögliche Vorhaben umgesetzt", so seine Bilanz des Jahres. Dennoch forderte er für die Zukunft mehr Mut zum Risiko. Das Gremium soll sich an dem Leitwort "Das Gemeinwohl steht über allem" orientieren, so Staudenmaier. Im Namen der Ortsvorsteher dankte schließlich Hubert Mühling (Altheim) für die harmonische Zusammenarbeit und insbesondere für die Erschließung weiterer Bauplätze im Stadtteil. "Nur so können wir junge Familien in Walldürn halten."