Ein Ausflug auf die Windeck hat einen Gast aus Bayern zu diesem Schnappschuss inspiriert. Apropos Tourismus: Nach der am Ende erfolgreichen Verlegung des Stadtmarketings befasst sich die Kommunalpolitik wohl bald mit den Angeboten von Hotelinvestoren. Foto: Tobias Schwander
Von Philipp Weber
Weinheim. Tobias Schwander ist diese Woche ein herrlicher Schnappschuss gelungen. Der Bayer hatte Bekannte in der Zweiburgenstadt besucht. Ein Spaziergang auf die Windeck war Pflicht: So vereinigen sich auf Schwanders Bild die Steine der Burgruine, das Altstadtpanorama und das Grün der Odenwaldhänge zu einem stimmigen Gesamteindruck - und das in doppelter Ausführung. Das Foto gelangte zu Weinheims Pressesprecher Roland Kern - der es flugs weiterleitete. Für die RNZ war dies der Anlass nachzufragen, was sich in Sachen Tourismus tut.
Die gute Nachricht: Die Verlegung der Touristenanlaufstelle an den Marktplatz Ende Juli macht sich bezahlt. Verglichen mit der Besucherfrequenz am alten Standort, rennen die Gäste dem Stadt- und Tourismusmarketing jetzt die Bude ein. Laut City-Managerin Maria Zimmermann erkundigen sich bis zu 100 Menschen am Tag nach den Attraktionen der Stadt. Die Broschüre unter dem Titel "Sehenswert", die eine Tour durch die Innenstadt beschreibt, laufe bestens. Auch die Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergstraße/Odenwald und dem Tourismusservice Bergstraße habe sich bewährt, so die Marketingchefin in einer schriftlichen Zusammenfassung: "Weinheim wird immer öfter zum Ausgangspunkt für Reisen in die Region."
Von dem Erfolg der Weinheim-Führungen gar nicht zu reden: Allein 2015 haben Fremdenführer-Legende Franz Piva und seine Kollegen rund 600 Besuchergruppen durch die Stadt begleitet - und den Interessierten das Gerberbachviertel, den Marktplatz oder den Schlosspark gezeigt. Dabei schlüpften sie in die Rollen von Kurfürsten, Sophisten und - selbstredend - Gerbern.
Hotelkapazitäten werden Thema im Gemeinderat
Dass die Stadtverwaltung Weinheim in Sachen Tourismus um jeden Zentimeter kämpft, belegt auch diese Tatsache: Seit Anfang des Sommers bietet die Zweiburgenstadt einen Stellplatz für Wohnmobilisten an. Stadtsprecher Kern erklärt dazu: "Statistiken sagen, dass pro Tag und Wohnmobilplatz 75 bis 100 Euro Umsatz im Umfeld der Stellflächen entstehen." Die Reisenden kaufen ein, gehen essen, nutzen Freizeiteinrichtungen; in diesem Fall in der Innenstadt: Der Stellplatz für Wohnmobile liegt direkt an der Schlossparkmauer. Auch die Großveranstaltungen dieses Jahres - etwa die Schlossparkkonzerte - hätten Gaststätten- und Übernachtungsgäste in die Stadt gelockt, "das wurde uns von den Markplatzgastronomen bestätigt", bricht Kern eine Lanze für weitere Konzerte mit bekannten Interpreten.
In Sachen Übernachtungen dürfte Weinheim auch im laufenden Jahr die Spitzenposition im Kreis einnehmen. Aber: Die Hotelkapazitäten sind begrenzt. "Der Rhein-Neckar-Kreis musste zwei Weinheimer Hotels erwerben, um Flüchtlinge unterzubringen. Die Übernachtungszahlen 2015 stagnierten - erstmals seit mehreren Jahren", so Stadtsprecher Kern. 2015 waren zuerst im früheren G.U.P.S.-Hotel im Bezirk Waid, dann im Ebert-Park-Hotel in der Weststadt Unterkünfte für Asylbewerber entstanden. Jetzt benötige der Tourismusbetrieb Ersatz, findet auch der OB: "Wenn Investoren neue Ideen einbringen, stehen wir dem sehr offen gegenüber", sagte Heiner Bernhard bereits bei der Eröffnung der neuen Touristenanlaufstelle.
Tatsächlich hätten sich Hotelinvestoren gemeldet, so Stadtsprecher Kern gegenüber der RNZ. Auch der Gemeinderat solle sich demnächst mit dem Thema befassen. Die Verwaltung will noch im laufenden Jahr eine entsprechende Vorlage für den Gemeinderat erstellen.