Dieter Hannig vom Verein "Gegenwind" gab beim Vorstellungsabend der Hirschberger Bürgerinitiative wertvolle Tipps und erläuterte, was mit der Energiegewinnung aus Windkraft nicht stimmt. Foto: Dorn
Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Leutershausen. Nach Weinheim hat nun auch Hirschberg eine Bürgerinitiative gegen Windkraft. "Bis vor zweieinhalb Wochen wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass jemand die Absicht hat Windräder auf der Hohen Waid zu errichten", berichtete der Hirschberger Karl Brand über das Zustandekommen der Bürgerinitiative bei einer ersten Informationsveranstaltung, zu der gut 30 interessierte Bürger in das Gasthaus "Zum Löwen" gekommen waren.
Als aber die Pläne zur Ausweisung von sogenannten Konzentrationszonen für Windkraftanlagen des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim öffentlich wurden, griff Karl Brand zum Telefonhörer. "Ich habe sofort Kontakt mit den Profis vom Verein ’Gegenwind-Weinheim’ aufgenommen", erläuterte Brand, denn ihm war klar, dass man auf die Erfahrungen aus der Nachbarkommune zurückgreifen muss, um in kürzester Zeit eine Bürgerinitiative in Hirschberg "ins Rollen zu bringen".
Die Pläne des Nachbarschaftsverbands weisen nämlich eine mögliche Konzentrationszone mit bis zu elf Windrädern an der Hohen Waid und in dem daran angrenzenden Gebiet "Zins" auf Schriesheimer Gemarkung aus. Als Termin für Einwendungen der Bürger bezüglich dieser Konzentrationszonen steht zudem der 16. November im Raum, denn bis dahin müssen die Einwände beim Nachbarschaftsverband eingegangen sein.
Unterstützung bekam die Hirschberger Bürgerinitiative von "Gegenwind Weinheim" auch an diesem Abend. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende, Dieter Hannig, gab viele Tipps zum weiteren Vorgehen und erläuterte, was aus seiner Sicht mit der Energiegewinnung aus Windkraft nicht stimmt.
So werde beispielsweise behauptet, ein Windrad könnte aufgrund seiner sogenannten Nennleistung 15 000 Bürger mit Strom versorgen. Doch die für ein Windrad angegebene maximale und die tatsächlich erzielte Leistung lägen sehr weit auseinander. So würde nach den Daten der Netzbetreiber in Deutschland von allen Windrädern an 182 Tagen im Jahr weniger als 11,7 Prozent der Nennleistung oder maximal möglichen Leistung erbracht. Für Baden-Württemberg sehe das noch schlechter aus. Hier lieferten die installierten Windräder an 182 Tagen sogar weniger 6,9 Prozent der Nennleistung.
Hannig sah den Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg vor allem als politisch gewollt an. So würde etwa im Falle des Roten Milans, dessen Vorkommen das Errichten von Windrädern ausschließt, in anderen Bundesländern das sogenannte Helgoländer Papier angewandt. Nach diesem sollen Windräder um einen Horst des Roten Milan einen Abstand von mindestens 1500 Metern einhalten. In Baden-Württemberg würden aber nur 1000 Meter von der Landesregierung vorgeschrieben.
"Vernetzung mit anderen Initiativen ist ganz wichtig", riet Hannig den Hirschbergern. Gleichzeitig schränkte er die Möglichkeiten ein, auf juristischem Weg etwas zu erreichen. Klagen wegen mangelnder Windhöffigkeit seien nicht aussichtsreich. Nur mit Argumenten zum Denkmal-, Arten- und Landschaftsschutz ließe sich etwas erreichen.
Jürgen Herrmann von der Interessengemeinschaft Fledermäuse erläuterte schließlich, dass die Fledermäuse zum jetzigen Zeitpunkt, bei dem es um die Ausweisung von Konzentrationszonen geht, noch keine Rolle spielten. Der Einfluss eines Windrades auf Fledermausvorkommen werde erst ganz am Ende des Verfahrens zur Errichtung einer Anlage berücksichtigt. Dabei kommen nach vorsichtigen Schätzungen jährlich etwa zehn Fledermäuse durch ein Windrad zu Tode. "Bei rund 25 000 Anlagen in Deutschland sind das 250 000 tote Fledermäuse", zeigte Herrmann die Auswirkungen von Windrädern auf die Population auf.
"Helft uns alle, diesen Wahnsinn zu stoppen", rief Karl Brand nicht nur die Hirschberger dazu auf gegen die Errichtung von Windrädern entlang der Bergstraße aktiv zu werden und versprach allen potenziellen Investoren von Windkraftanlagen: "Wir werden lange und intensiv dagegen kämpfen."