Heidelberg

Muayad Alayans Film "Der Fall Sarah & Saleem" in der Gloriette (plus Trailer)

Hier wird das Private politisch - Lebenswelten in Jerusalem

20.03.2019 UPDATE: 21.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 13 Sekunden

Adeeb Safadi (l.) und Sivane Kretchner in "Der Fall Sarah & Saleem". Foto: zg

Von Wolfgang Nierlin

Heidelberg. Kurze Szenen des Zukünftigen, zwischen die Vorspanntitel montiert, eröffnen den Film, der von wahren Begebenheiten inspiriert ist. Das weckt die Neugier auf eine Geschichte, in der das Private politisch ist. Die getrennten Lebenswelten der geteilten Stadt Jerusalem drücken das unmissverständlich aus. Muayad Alayan entwickelt in seinem Film "Der Fall Sarah & Saleem" die Komplexität der Verschiedenheit und findet in lichten Momenten doch auch das Verbindende.

Sarah (Sivane Kretchner) aus dem jüdischen Westteil der Stadt und der Palästinenser Saleem (Adeeb Safadi) aus dem arabischen Osten treffen sich heimlich zu leidenschaftlichem Sex. Saleems Kastenwagen, für das Liebesspiel nachts auf einem Parkplatz abgestellt, charakterisiert die Ortlosigkeit dieser prekären Beziehung zwischen den Lebenswelten mit ihren politischen und religiösen Ideologien ganz gut. Saleem benutzt das Auto sonst als Lieferant einer Großbäckerei, für die er auch Sarahs Café beliefert.

Beide sind verheiratet: sie mit einem hochrangigen Offizier der israelischen Sicherheitspolizei; er mit einer schwangeren Studentin. Während Sarah mit ihrem Mann und der gemeinsamen kleinen Tochter geräumigen Wohlstand genießt, in ihrer Beziehung aber unglücklich erscheint, bewohnt Saleem, ungewollt abhängig von der Familie seiner Frau, eine kleine, weniger komfortable Wohnung.

Auch die Straßenbilder zeigen diese Differenz der Milieus. Als die beiden bei einem unvorsichtigen Ausflug nach Bethlehem in einem Café "enttarnt" werden, kommt es zu tragischen, höchst komplizierten Verwicklungen. Aus den Fängen der palästinensischen Geheimpolizei kann sich Saleem nur mit einer schriftlich beglaubigten Lüge befreien, die ihn aber später, von israelischen Sicherheitskräften verhaftet, mit aller Härte einholen wird.

Verdächtigt, Sarah als Spitzel angeworben zu haben, gerät Saleem unter dem Druck perfider Verhöre immer tiefer in einen Strudel aus ohnmächtigen Lügen und falschen Vorwürfen. Der Fall zieht immer weitere Kreise und erfasst schließlich auch Sarah mit ihrer Familie. Ein spannender Politthriller, der am Ende trotz allem doch noch einen kleinen Lichtblick vermittelt.

Info: Heidelberg, Gloriette: 21., 23., 25. und 27. März, jeweils 21.10 Uhr.

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