Choreografische Centrum Heidelberg

Seit 5 Jahren entsteht hier zeitgenössischer Tanz

Das Choreografische Centrum in Heidelberg feiert sein fünfjähriges Bestehen

14.11.2018 UPDATE: 15.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Auf die Gäste wartete ein eindrucksvolles Tanzprogramm; alle Stücke wurden in Heidelberg choreografiert. Foto: Krämmer

Von Isabelle von Neumann-Cosel

Heidelberg. Vor gar nicht so langer Zeit war hier ein Ramschladen. Aber die TanzAllianz - der Zusammenschluss der Tanzsparte am Theater der Stadt Heidelberg mit dem freien UnterwegsTheater - hat am Ende auch den Gemeinderat von der Notwendigkeit einer Produktionsstätte für zeitgenössischen Tanz überzeugt. Das Gebäude mit direktem Anschluss an die Hebelhalle ist von der Lage und den räumlichen Möglichkeiten her ideal: Direkt unter einem großzügigen Probenraum mit Foyer gibt es im Keller Übernachtungsmöglichkeiten für Künstler. So bieten Residenzen am CC ein Höchstmaß an Konzentration und beste Voraussetzungen für künstlerische Produktivität. In den fünf Jahren seit der Eröffnung des Choreografischen Centrums (CC) haben über 50 Choreografen hier die Chance für intensive Probenzeiten nutzen können.

Auch ein kleines Jubiläum ist Grund zum Feiern für die TanzAllianz, vertreten durch den Heidelberger Intendanten Holger Schulze, den Leiter der Dance Company Heidelberg, Iván Pérez, sowie Bernhard Fauser und Jai Gonzales vom UnterwegsTheater. Letztere hatten sich in der Gastgeberrolle wie gewohnt ins Zeug gelegt und 50 geladenen Gästen aus Politik und Kultur ein Fest mit Augen- und Gaumenschmaus serviert.

Was hat die Stadt Heidelberg eigentlich davon, dass sie Choreografen aus aller Welt bei der Produktion neuer Arbeiten unterstützt? Vier sehr unterschiedliche Arbeiten von ehemaligen Residenz-Künstlern gaben an diesem Abend überzeugende Antworten auf diese Frage. Denn ohne Mittel, vor allem aber ohne Raum kann kein neues Tanzstück entstehen - und auf diese Stücke ist auch in Heidelberg ein engagiertes Publikum höchst neugierig. Wie neuartig, originell, auf der Höhe der zeitgenössischen Tanzkunst und zugleich höchst attraktiv solche Arbeiten ausfallen können, wurde im Programm dieses Abends sehr überzeugend demonstriert.

Der Japaner Shumpei Nemoto hat sein Stück "It captures me, It moves me and It’s gone", in dem er mit seiner eigenen Videoprojektion tanzt - live aufgenommen und per Computergrogramm raffiniert zeitverschoben, gedoppelt, gespiegelt oder vervielfacht - komplett während seiner Residenz 2015 erarbeitet. Das veritable Ein-Mann-Stück (Nemoto ist Choreograf, Tänzer, Video-Programmierer, Beleuchter und Tontechniker in einer Person) hat absolut das Zeug zum Publikumsliebling auf jedem Tanzfestival.

Auch interessant
Heidelberg: Tanzen in der Hebelhalle
Tanzbiennale Heidelberg: Suche nach dem entscheidenden Impuls
Heidelberg: Lautenschläger-Stiftung unterstützt das UnterwegsTheater
Französische Woche 2018: Es begann mit einem großartigen "Boléro"
Heidelberg: Die dritte Heidelberger Tanzbiennale beginnt am heutigen Samstag
Unterwegstheater Heidelberg: Der hämmernde Beat einer verflossenen Liebe
Tanztheater Heidelberg: Aliens mit sozialer Kuschelkompetenz
Tanzbiennale Heidelberg: "Time Takes The Time Time Takes" in der Hebelhalle

Ebenso klug und originell, aber ganz auf archaische Bewegungssprache bauend ist das Duo "Alternative Bodies", das die griechischen Künstler Evangelous Poulinas und Christina Mertzani zusammen am CC erarbeitet haben. Die beiden bewegen sich wie ursprüngliche Tiere, scheinen unzertrennlich wie siamesische Zwillinge, können anscheinend nicht ohne einander und am Ende doch nicht zusammen sein. Sehr eindrucksvoll.

Schon festivalerprobt ist das Stück "Te Odiero" von Candelaria Antelo und Arthur Bernard Bazin über eine völlig aus dem Ruder laufende Tanzstunde, mit dem die Beiden einen ersten Preis beim leider unwiederbringlich abgeschafften Choreografie-Wettbewerb "No Ballet" in Ludwigshafen abräumen konnten. Es taugte ebenfalls schon zum Publikums-Hit beim Artort-Festival und schlug als charmanter Rausschmeißer beim Jubiläums-Programm die Brücke in die Zukunft, denn die beiden Spanier sind aktuelle Residenzkünstler im CC.

Der Heidelberger Architekt Nils Herbstrieth, der schon seit vielen Jahren mit seinen Video-Projektionen die Arbeiten im UnterwegsTheater bereichert, steuerte zur veritablen Tafel ein "Virtual Dinner" bei, das die Gäste augenzwinkernd bis nach Versailles entführte. Zuletzt konnten die Besucher in der Lounge bei einem kleinen Filmchen dem Staunen über Heidelberg eine Chance geben: Lihito Kmiya hatte es im Rahmen ihrer Residenz für ihr "Travelogue Projekt" aufgenommen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.