Tanzbiennale Heidelberg

Suche nach dem entscheidenden Impuls

Die Heidelberger Tanzbiennale wurde mit "All Ways" von Sharon Fridman eröffnet

25.02.2018 UPDATE: 26.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden

Stimmungsvolle Szene aus Sharon Fridmans Choreografie "All Ways", mit der die Heidelberger Tanzbiennale in der Hebelhalle eröffnet wurde. Foto: Ignacio Urrutia

Von Isabelle von Neumann-Cosel

Heidelberg. Manchmal, so erzählt der in Madrid lebende Choreograf Sharon Fridman, reicht ein einziger äußerer Referenzpunkt, um einem Körper genügend Orientierung für ein sicheres Gleichgewicht zu geben. Er hat diese Erfahrung im Umgang mit seiner erkrankten Mutter gemacht, und die Suche nach dem Zusammenspiel zweier Körper hat sein vielfach preisgekröntes Schaffen geprägt. Als Tänzer hat der gebürtige Israeli das Crossover vieler Stile im eigenen Körper kennengelernt, als Choreograf bevorzugt er Alltagsbewegungen. Die untersucht er mit Hilfe der Mitglieder seiner siebenköpfigen, spannend divers besetzten Company präzise und virtuos, immer auf der Suche nach dem einen entscheidenden Impuls.

Seine Arbeitsmethode ist Contact-Improvisation, und es ist beeindruckend, wie furchtlos sich seine Tänzer aufeinander einlassen, im Vertrauen darauf, dass der eine Körper weiß, was der andere tut. In seiner Choreografie "All Ways" zieht Fridman Bilanz seiner zehnjährigen choreografischen Arbeit, und es ist kein Zufall, dass mit genau diesem Stück die Heidelberger Tanzbiennale in der Hebelhalle eröffnet wurde. Das hier beheimatete UnterwegsTheater, zusammen mit dem Theater und Orchester Heidelberg Gastgeber des Tanzfestivals, verfolgt und präsentiert die Arbeiten von Sharon Fridman seit Jahren.

Zwar beginnt "All Ways" mit einer Tänzerin, die ihren Bewegungsraum auf der Bühne abzustecken versucht und dabei von Anderen unterstützt oder gestört wird, aber der heimliche Hauptdarsteller dieses Abends ist die gesamte Gruppe. Und so endet das Stück, das die verschiedenen Stadien des Aufbruchs ins Neue, Unbekannte thematisiert, mit organisch anmutenden Körperkonstellationen - bei denen nicht mehr unterscheidbar ist, wo der eine aufhört und der andere beginnt. Dazwischen gibt es eine traumartige Sequenz mit raffinierten Videoprojektionen und das Nebeneinander dreier wunderbar fließender Pas de Deux - eine Hommage an den innigsten Kontakt zweier Körper.

Die Macht der Gruppe einerseits und das Zusammenspiel des Tanzes mit unterschiedlichsten Medien andererseits formulierten die beiden für das Biennale-Programm verantwortlichen Choreografinnen Nanine Linning (Theater Heidelberg) und Jai Gonzales (UnterwegsTheater) als inhaltliche Leitlinien des Festivals.

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Das Programm folgt wie schon bei den vorangegangenen Festivals dem Dreiklang "International" (Gastspiele), "Regional" (Baden-Württemberg-Gala) und "Lokal" (vor Ort arbeitende Choreografen). Für Letztere gibt es mit der "Late Night" am Freitag in der Hebelhalle erstmals eine Plattform für die Präsentation eigener Arbeiten.

Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Bauer war eigens zur Eröffnung der Tanzbiennale in die Hebelhalle gekommen und stellte weitere Förderung für den Tanz im ganzen Land in Aussicht. Auch für die Zukunft der Tanzbiennale fand die Ministerin ermutigende Worte: Mit der dritten Durchführung habe das Festival die Hürde zur festen Institution übersprungen. Das Publikum vernahm’s mit Begeisterung - schließlich war der Run auf die Karten riesengroß. Wenigstens für die kommende Woche ist Heidelberg Tanzstadt.

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