Tanzbiennale Heidelberg

"Time Takes The Time Time Takes" in der Hebelhalle

Zwei Frauen und drei Männer sowie der Soundmagier Miguel Marin am Schlagzeug zeigen ein Wunder an Präzision, Geschmeidigkeit und filigraner Körper-Akrobatik.

01.03.2018 UPDATE: 02.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Perfekte Körperarbeit: Bei der Heidelberger Tanzbiennale wurde das Phänomen Zeit auf großartige Weise anschaulich gemacht. Foto: Alfred Mauve

Heidelberg. (voe) Mechanische Chronometer ticken so schön, wenn man sie ans Ohr hält. Eine sinnliche Kindheitserfahrung, die einen zeitlebens prägen kann. Bei einigen exquisiten Uhren kann man durch den Saphirglasboden schauen, um die Ursache des rhythmischen Geräuschs zu beobachten. Dann erkennt man Zahnrädchen und Federn, gebläute Stahlschräubchen und winzige Rubine, die den filigranen Teilen Halt geben. Solch ein "Manufakturkaliber", wie es die Fachleute nennen, verleitet zu philosophischen Gedanken über das Phänomen Zeit, das uns so flüchtig erscheint, sich aber bei extremer Beschleunigung auch ganz anders verhalten kann. Letzteres weiß man seit Albert Einstein.

Dass die Zeit unaufhörlich fließt, rhythmisch zu ticken vermag und dennoch relativ betrachtet werden kann, lehrt uns auch die faszinierende Tanztheater-Produktion mit dem sechsfachen "T" im Titel: "Time Takes The Time Time Takes" des spanisch-libanesischen Choreografenpaars Guy Nader und Maria Campos. Sie währt etwa eine Stunde, die dem Publikum äußerst kurzweilig vorkommt.

TIME TAKES THE TIME TIME TAKES trailer from Guy Nader | Maria Campos on Vimeo.

Zwei Frauen und drei Männer sowie der Soundmagier Miguel Marin am Schlagzeug ticken hier vollkommen richtig. Sie zeigen ein Wunder an Präzision, Geschmeidigkeit und filigraner Körper-Akrobatik. Alles wirkt so leicht, so behände und selbstverständlich, aber der schwingende, federnde, stets sprungbereite Bewegungsablauf erfordert ein Höchstmaß an Kondition. Kreisende Arme und pendelnde Beine, drehbare Körper und konzentrierte Blicke lassen für uns Zuschauer die Zeit wie im Fluge vergehen.

Keiner schaut während des Tanzbiennale-Gastspiels in der Heidelberger Hebelhalle auf die eigene Uhr oder das Smartphone-Display, denn alle sind gebannt von dieser äußerst sinnlichen Interpretation der Zeit. Man kann sich gar nicht sattsehen an dieser Truppe, dabei stecken die Tänzerinnen und Tänzer nur in schlichten, grau-weißen Schlafanzügen. Weißgrau auch die karge Ausstattung mit einem hellen Tanzboden und einer davon abgesetzten etwas dunkleren Seitenwand. Mehr braucht’s nicht, denn die Bewegung ist alles. Der Saal ist gefühlt zu 120 Prozent ausgelastet - und am Ende ganz aus dem Häuschen.

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