Hintergrund Neidenstein Deportation nach Gurs
Vor allem die Jugend wird in die Projekte mit einbezogen
Wichtige Erinnerungsarbeit
Neidenstein/Kraichgau. (bju) Das Gedenken an die Deportation nach Gurs ist in Baden-Württemberg und insbesondere in Baden mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur, die auch als Mahnung dienen soll.
Projekte gibt es auch in der Region. So zum Beispiel in Neidenstein. Im Oktober 2010 wurden im Burgdorf die ersten zehn Stolpersteine zur Erinnerung an die jüdischen Opfer durch den Künstler Gunter Demnig verlegt. Auf den Steinen sind jeweils Name und die wichtigsten Lebensdaten eines Opfers zu lesen. Er wird vor dem Haus, in dem ein Opfer lebte, in den Gehweg eingelassen. Auf diese Weise wird die Erinnerung an die Menschen aufrechterhalten. Es folgten sieben weitere Stolpersteine in Waibstadt (2012) und 15 in Neckarbischofsheim (2017). Für das Jahr 2021 plant Eppingen die Verlegung dieser kleinen messingfarbenen Quader. Über 70.000 Stolpersteine erinnern bereits in rund 1300 deutschen Städten und Gemeinden an die Opfer des Nationalsozialismus.
Zahlreiche Initiativen für diese wichtige Gedenkarbeit gehen von Schulen oder Projektgruppen sowie Vereinen aus, wobei großer Wert auf die Jugendarbeit gelegt wird. Dabei soll der jüngeren Generationen verdeutlicht werden, welche Verantwortung Deutschland, gerade in einer Zeit des stärker aufkommenden Antisemitismus, trägt, damit nie wieder solche Grausamkeiten geschehen können.
Auch beim acht Kilometer langen "Menachem-und-Fred-Wanderweg", der von Hoffenheim nach Neidenstein führt, lag 2012 der Fokus auf der Jugendarbeit . Die beiden Brüder haben den Weg als Kinder beim Besuch ihrer Großmutter im Burgdorf sonntäglich zurückgelegt.
Doch die Erinnerungsarbeit und damit verbundene Projekte gibt es schon länger. Am 23. Oktober 2005 wurde in Neckarzimmern ein Mahnmal für die 65 Jahre zuvor deportierten badischen Jüdinnen und Juden eingeweiht. Entstanden ist es ebenfalls in einem Projekt an dem zahlreiche Jugend- und Schülergruppen mitgewirkt haben. Dabei haben die Teilnehmer je einen Gedenkstein aus den badischen Deportationsorten gesammelt. Während einer der zwei gleichartig gestalteten Gedenksteine in der jeweiligen Ortsgemeinde bleibt und dort einen angemessenen Standort erhält, wird der andere Stein Teil des zentralen Mahnmals in Neckarzimmern. Das Denkmal – einem 25 Meter mal 25 Meter großen, als Betonband in den Boden eingelassenen Davidstern mit individuell gestalteten "Memorialsteinen", finden sich auch Mahnmale aus Neidenstein, Neckarbischofsheim, Waibstadt, Hoffenheim und Sinsheim.
Regelmäßige Veranstaltungen wie Vorträge, Ausstellungen und Gedenkfeiern sind einerseits ein Zeichen dafür, dass das frühere blühende jüdische Leben im Kraichgau nicht in Vergessenheit geraten wird, andererseits dienen sie auch als Mahnung.