Klappstuhl-Krach

Die Community freut sich mit dem 104-Jährigen (Update)

Auch die Petition wird immer noch unterschrieben. Neben Spott und Häme gibt es viel Humorvolles in den Kommentarspalten.

14.07.2021 UPDATE: 16.07.2021 16:24 Uhr 3 Minuten, 34 Sekunden
Samstagmittag wurde vor dem Haus eine "Dankeschön"-Flagge gehisst. Damit wollen sich die Bewohner bei allen Unterstutzern und auch der Stadtverwaltung für das Einlenken bedanken. Foto: Münstermann

Von Paul Pflästerer

Heidelberg. Große Freude innerhalb der RNZ-Community, nachdem unsere Zeitung am Donnerstagabend berichtet hatte, dass die Stadtverwaltung im Klappstuhl-Krach einlenkte. Kurt Baust, Heidelbergs ältester Bürger, darf nun doch weiterhin vor seinem Haus in der Altstadt sitzen. Zuvor wurde der 104-Jährige mehrfach vom Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) von seinem Stammplatz vertrieben.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Geschichte im Laufe der Woche, begleitet von unzähligen Kommentaren auf den Plattformen der Sozialen Medien (siehe RNZ-Facebook-Seite oder @rnzonline auf Instagram). Rund 170.000 Mal ist der Beitrag auf www.rnz.de bislang gelesen worden. Der vorläufige Höhepunkt: Eine Petition wurde gestartet, in der die Initiatoren forderten, den Betroffenen wieder auf seinen Stammplatz zurückkehren zu lassen. 1400 Unterschriften wurden auf der Plattform www.change.org bislang gesammelt, und obwohl die Stadtverwaltung längst weichgeworden ist, beteiligen sich die Menschen weiterhin.

Präzedenzfall für Heidelberger

Eine RNZ-Facebook-Nutzerin hätte die Petition, die sich ausschließlich für den 104-Jährigen starkmacht, etwas anders formuliert: "Ich hätte mir gewünscht, dass das Recht, vor dem Haus zu sitzen, nicht nur für Herrn Baust gefordert worden wäre, sondern grundsätzlich." Immerhin gibt es nun einen Präzedenzfall, auf den sich die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger im Falle eines Falles berufen können.

Auch interessant
Heidelberg: Klappstuhl-Krach empört bundesweit, Ordnungsdienst lenkt ein (Update)
Heidelberg: E-Roller blockieren Gehwege in der Altstadt
Mannheim: Das "Beetmobil" darf parken (Update)
Heidelberg: Möbel, E-Roller, Autos - Nichts darf den Gehweg blockieren (Update)
Heidelberger Altstadt: Antirassismus Netzwerk fordert Konsequenzen nach Erichson-Aussagen (Update)

Trotzdem wurde mehrheitlich gejubelt und beglückwünscht. Begleitet von immer noch wütenden Usern, die merklich sauer auf die Heidelberger Stadtverwaltung sind. Der Begründung des KOD, man habe nur aufgrund von Anwohnerbeschwerden einen Kontrollgang zu Bausts Haus unternommen, wollten einige Nutzer nicht so richtig glauben: "Ach, jetzt sollen es angeblich sich beschwerende Nachbarn gewesen sein?", kommentierte eine Nutzerin. Für sie ist klar: Die Stadt wolle mit dieser Argumentation "vom eigenen Fehlverhalten" ablenken.

Parkschein für Klappstuhl?

Neben den vielen Kommentaren, die nur wenig warme Worte für die KOD-Mitarbeiter übrig haben, bot die Debatte auch viel Raum für Heiterkeiten. "Muss er jetzt ein Parkticket für seinen Klappstuhl lösen?", fragte sich ein RNZ-User auf Facebook. "Und ich habe mich schon auf die Klappstuhl-Solidaritäts-Demo gefreut, mit Kerzen und Rotwein, schade 🌝🍷", schrieb ein anderer. 

Und auch dieser Bildbeitrag soll den RNZ-Lesern nicht vorenthalten bleiben: 

Update: Freitag, 16. Juli 2021, 13.49 Uhr


Petition für 104-jährigen Heidelberger

Von Paul Pflästerer

Heidelberg. Die Stadtverwaltung kommt derzeit nicht zur Ruhe. Nach der Aufreger-Aussage des Bürgermeisters Wolfgang Erichson zur Neckarwiesen-Debatte, hagelt es am Mittwoch erneut Kritik. Diesmal geht es um einen 104-Jährigen, der vom Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) mehrfach von seinem Lieblingsplatz, einem Klapptisch und -Stuhl vor seinem Haus in der Pfaffengasse, vertrieben worden ist. Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen. Rund 140.000 Mal ist der Artikel auf www.rnz.de seit Mittwochmorgen gelesen worden. In der Kommentarspalte unter dem Beitrag sowie in den Sozialen Netzwerken wurde seither hundertfach kommentiert. Am Donnerstag ist man auf der Stadt vermutlich wegen des großen öffentlichen Drucks eingeknickt - der KOD hat angekündigt, in der Sache zurückrudern zu wollen. 

Die Solidarität ist riesig, mittlerweile gibt es sogar eine Petition: "Der älteste Heidelberger soll weiterhin vor seinem Haus sitzen dürfen!" heißt die Unterschriftenaktion auf der Plattform www.change.org. Rund 800 Menschen haben bereits mitgemacht.

Längst sorgte die Causa Klappstuhl auch überregional für Aufsehen und hat es bis in die Hauptstadtpresse geschafft: Die Berliner Zeitung berichtete ebenfalls und beruft sich auf den RNZ-Artikel zu dem 104-Jährigen.

Ist Einbetonieren die Lösung?

Auch auf der Plattform "Instagram" sind innerhalb weniger Stunden viele Kommentare unter dem Beitrag eingegangen. Häufig fallen die Schlagworte "unglaublich" oder "einfach nur traurig". Eine Nutzerin fordert eine "Sondersitzplatzgenehmigung" für den betroffenen Kurt Baust. Ein anderer bietet pragmatische Hilfe an: "Kurt, ich komme und betoniere dir deinen Stuhl auf die Straße". Kein Verständnis haben die RNZ-Follower für diese Art der "Überkorrektheit". "In Amsterdam gehört das zum gesellschaftlichen Leben dazu, sich mit den Nachbarn mit Stuhl und Tisch vor die Tür zu setzen", kommentiert der User @pogomips. 

E-Roller wieder im Fokus

Rund 500 Mal wurde unter dem Beitrag der RNZ-Facebook-Seite auf das traurige und wütende Emoticon geklickt. Das Stimmungsbild ist deutlich, viele Nutzerinnen und Nutzer reagierten erzürnt. "Heidelberg schafft mal wieder den eigenen Charme ab", schreibt eine Followerin, und erhält wiederum viel Zustimmung aus der Community. Immer wieder verweisen die Leser auf einen weiteren RNZ-Artikel zu E-Rollern, die in der Altstadt Gehwege blockieren. Der Vorwurf eines weiteren Nutzers hierzu: "Und hierfür fühlt sich die Stadtverwaltung nicht verantwortlich?" 

Klappstuhl-Streik aus dem Gemeinderat

Eine Welle der Solidarität geht durch die Sozialen Netzwerke. Und mündet schließlich auch im Heidelberger Gemeinderat: Felix Grädler gehört der Fraktion "Bündnis90/Die Grünen" an und sitzt in ebendiesem Gremium. Auf seinem Instagram-Profil hat der Kommunalpolitiker zum "Klappstuhl-Streik" aufgerufen. "Wir brauchen eine Klappstuhl-Revolution", schreibt er. Wer sich an dem friedlichen Aufstand beteiligen wolle, der soll ein Bild von sich, auf einem Klappstuhl auf dem Gehweg sitzend, schießen und anschließend via Instagram übermitteln. 

Es gibt sogar Heidelberger Bürger, die ähnliche Erfahrungen wie der 104-jährige Kurt Baust machen mussten, wenn auch nicht in der Altstadt: "Wir wurden vor Jahren auch vor unserem Haus am Heumarkt vertrieben. Autos stehen herum, Restaurants nehmen viel Platz weg, aber Anwohner werden schikaniert", schildert ein Nutzer. 

Ort des Geschehens

So reagierte die Twitter-Community:

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.