"Wir wurden von Anfang an mit offenen Armen begrüßt"
Interview mit dem Kommandeur des Panzerbataillons 363, Oberstleutnant Pascal Pane - Anfang September kommen die ersten Panzer in die Carl-Schurz-Kaserne

Hardheim. (dore) Es war eigentlich ein großer Tag für den Bundeswehrstandort Hardheim, doch wegen der Corona-Pandemie konnte die Übergabe der Truppenfahne an Oberstleutnant Pascal Pane statt wie geplant bei einem großen Appell am 3. April auf dem Schlossplatz nur ganz unspektakulär unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Carl-Schurz-Kaserne stattfinden. Seitdem führt Oberstleutnant Pascal Pane das Panzerbataillon 363 in Hardheim nun offiziell. Bevor die ersten Panzer Anfang September in Hardheim anrollen, haben wir mit ihm über die ersten Monate und den Standort Carl-Schurz-Kaserne gesprochen.

Herr Oberstleutnant Pane, wie haben Sie sich in Hardheim eingelebt?
Die Gegend rund um Hardheim ist mir nicht ganz fremd, da ich bereits für drei Jahre in Külsheim stationiert gewesen bin. Auch wenn das nun schon einige Zeit her ist, habe ich mich wieder schnell zurechtgefunden – mit vielen guten Erinnerungen. Aber zu einem Einleben im Sinne von "ruhig ankommen" kam es durch die aufkommende Corona-Krise insgesamt dann doch nicht.
Von 1999 bis 2001 waren Sie als Zugführer der 2. Kompanie des ehemaligen Panzerbataillons 363 in Külsheim stationiert. Nun kehren Sie in die Region zurück. Was ist in Hardheim jetzt anders als damals in Külsheim?
Die heutigen Voraussetzungen sind grundsätzlich andere. Das Bataillon in Külsheim bestand bereits seit vielen Jahren und lief wie eine geölte Maschine. Das Personal kannte sich gut und die Arbeitsabläufe waren eingespielt. Man konnte sich also auf den militärischen Kernauftrag konzentrieren. Hier in Hardheim müssen wir zunächst alle Bereiche strukturell neu aufbauen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Parallel müssen wir aber bereits die notwendigen Ausbildungen durchführen – zusätzlich auch noch unter Corona-Bedingungen. Diese Situation wird sich im nächsten Jahr nochmal zuspitzen, da ab Januar 2021 die neuen Panzerbesatzungen ausgebildet werden. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich der Aufwand letztlich für jeden von uns lohnen wird.
Was für einen Eindruck haben Sie: Steht die Hardheimer Bevölkerung positiv zur Bundeswehr? Wurden Sie gut aufgenommen?
Ich kann wirklich nur sagen, dass wir von Anfang an mit offenen Armen begrüßt worden sind. Ich habe das vor allem bei meinen Gesprächen mit dem Bürgermeister, Herrn Rohm, erlebt. Das Ganze ist natürlich durch Corona überschattet. Ich hoffe, dass ein besseres Kennenlernen und Zusammenleben auch bald wieder möglich sein wird.
Im September sollen die ersten vier Panzer in Hardheim anrollen. Wie geht es dann mit der Aufstellung des Panzerbataillons 363 weiter?
Der Bataillonsstab sowie die 1. Kompanie werden Ende 2020 im Kern aufgebaut sein und grundlegende Befähigungen vorweisen. Beginnend ab Oktober folgt dann nacheinander bis Ende 2021 der Aufbau der Kampfkompanien. Das dafür benötigte Personal und Material wird uns zu festen Terminen, jedoch über das Jahr 2021 hinweg zugeführt. Hier gilt es, für jede Kompanie einen eigenen Plan zu erstellen. Dieser Plan stellt den strukturellen Aufbau sowie die gesamte Ausbildung sicher. Unser Ziel ist es, am Ende des Jahres 2021 die ersten voll ausgebildeten Panzerzüge vorzuweisen.
Das Panzerbataillon 363 ist noch in der Aufstellungsphase. Im Herbst soll die 4. Kompanie des Gebirgspanzerbataillons 393 aus Bad Frankenhausen nach Hardheim umziehen. Wie viele Soldaten des Bataillons sind aktuell in der Carl-Schurz-Kaserne?
Im Panzerbataillon 363 dienen derzeit ca. 160 Soldatinnen und Soldaten. Mit dem schrittweisen Aufbau der Kampfkompanien wird das Bataillon weiter wachsen. Bis Ende 2022 soll das Panzerbataillon 363 eine Stärke von fast 500 Soldatinnen und Soldaten erreichen.
Wie viele von Ihnen leben in der Kaserne und wie viele im Hardheim und anderen Gemeinde im Umkreis?
In der Carl-Schurz-Kaserne wohnen aktuell ca. 60 Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 363. In Hardheim und Umgebung haben ca. 50 Soldatinnen und Soldaten ihren Lebensmittelpunkt. Alle anderen haben einen Zweitwohnsitz außerhalb der Kaserne und pendeln regelmäßig am Wochenende. Mit Sicherheit wird die Zahl des Personals, das am Standort oder in der Umgebung wohnen wird, größer werden. Aber das braucht seine Zeit und wird nicht von heute auf morgen passieren.
Was haben Sie schon von Hardheim gesehen? Gibt es einen Lieblingsplatz?
Leider bleibt dafür noch nicht wirklich Zeit, vor allem in der zurückliegenden Phase des Corona-Lockdown. Bis jetzt konnte ich mir das Walter-Hohmann-Denkmal, also das Modell der Ariane-5-Rakete, anschauen. Vor einigen Tagen war ich auch mal mit zwei meiner Offiziere in Hardheim zum Abendessen. So etwas braucht man eben auch mal, um sich etwas ungezwungener austauschen zu können. Im Moment genieße ich es aber, am Abend in der Umgebung von Hardheim einfach mal Laufen zu gehen.
Wie sind Sie mit den Bedingungen in der Kaserne Hardheim zufrieden?
Die Voraussetzung in der Kaserne, um das Bataillon aufzubauen und auszubilden, sind grundsätzlich gegeben. Das ist hilfreich, um dem eigentlichen militärischen Auftrag nachgehen zu können. Dennoch muss schrittweise die Infrastruktur noch modernisiert und unseren Erfordernissen angepasst werden. Unterm Strich bin ich mit den Gegebenheiten hier vor Ort sehr zufrieden.
Insgesamt will der Bund in den nächsten Jahren 55 Millionen in die Carl-Schurz-Kaserne investieren. Wie sind sie aktuell infrastrukturell aufgestellt und was fehlt Ihnen noch?
Wie gesagt, es müssen noch einige Modernisierungsarbeiten erledigt werden, insbesondere um für alle Soldatinnen und Soldaten den gleichen Standard bei den Unterkünften sicherstellen zu können. Die Anpassung der Kaserne an die Erfordernisse des Kampfpanzers Leopard ist ebenfalls notwendig. Das Ganze wird sicherlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen, bin ich jedoch im Hinblick auf die geplanten Zeitlinien zuversichtlich.
Das Bataillonswappen besteht aus einem Büffel und einer Kirche mit zwei Türmen. Welche Bedeutung hat das Wappen für das Bataillon und warum wurden diese Symbole ausgewählt?
Die Bundeswehr hat bald eine 65-jährige Tradition, auf die ich persönlich stolz bin. Dazu gehören eben auch die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 363 aus Külsheim mit einer immerhin über 42-jährigen Geschichte. Wir, die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillon 363 in Hardheim, haben nun die einmalige Chance, an diese Tradition anzuknüpfen. Wir können sie sozusagen in die neue Geschichtsschreibung unseres Bataillons mit aufnehmen. Und das äußert sich auch in unserem Bataillonsschild, der den Büffel aus dem Wappen des ehemaligen Bataillons aus Külsheim zeigt. Daneben soll die Verbundenheit zur Garnisonstadt Hardheim dargestellt werden. Das wird durch die "silberne Kirche mit zwei Türmen auf rotem Grund" erreicht. So vereinen wir unsere beiderseitige Verbundenheit zur und Verpflichtung gegenüber der Gemeinde sowie dem ehemaligen Verband.