Heidelberger Bluttest-Skandal

"Die Uniklinik hat ihrer Reputation geschadet"

Die CDU-Landtagsabgeordnete Marion Gentges stört sich vor allem an der PR-Kampagne - Zweiter Antrag an Landesregierung

17.04.2019 UPDATE: 18.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Marion Gentges.

Foto: CDU

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Marion Gentges sitzt für die CDU im baden-württembergischen Landtag. Die Juristin aus Lahr ist Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft und befragt in dieser Funktion die Landesregierung - zu den Ungereimtheiten rund um den Brustkrebs-Bluttest am Heidelberger Uniklinikum.

Frau Gentges, die CDU-Fraktion stellt bereits den zweiten Antrag in Sachen Uniklinikum Heidelberg. Was macht Sie denn so wissbegierig?

Das Uniklinikum ist eine Einrichtung des Landes und steht unter der Aufsicht von zwei Landesministerien. Insofern sollten wir uns schon dafür interessieren, was dort passiert.

Sie wollen unter anderem wissen, wer den Auftrag für die 80.000 Euro teure PR-Kampagne gegeben hat. Inwiefern ist das wichtig für die Aufklärung?

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Die PR-Kampagne ist ein Schlüsselaspekt in der gesamten Affäre. Immerhin wurde sie in Auftrag gegeben, noch bevor der Brustkrebs-Bluttest überhaupt marktfähig war. Das hat den Stein ins Rollen gebracht. Da wollen wir genau hinschauen. Denn die gesamten Abläufe werfen Fragen auf.

Sind solche PR-Kampagnen unüblich an Unikliniken?

Auffällig ist vor allem der Zeitpunkt. Das Ganze wäre weniger merkwürdig, wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse bereits veröffentlicht und der Test marktfähig gewesen wären. Mit ihrem Vorgehen durch die verfrühte PR-Aktion hat die Uniklinik ihrer wissenschaftlichen Reputation erheblich geschadet.

Welche Frage drängt Sie am meisten?

Neben dem frühen Zeitpunkt geht es auch um die Art und Weise, wie man veröffentlicht hat …

… also über die "Bild"-Zeitung?

… und dann stellt sich die Frage nach der Rolle der verschiedenen Firmen und der wirtschaftlich beteiligten Akteure. Außerdem: Wieso wurde das Forscher-Team 2017 ausgetauscht? Je mehr Fragen man stellt, desto interessanter wird es. Es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass sich jetzt die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität einschaltet.

Wie sehen Sie die Compliance-Problematik, wenn Wissenschaftler privatwirtschaftlich aktiv werden?

Wir wollen natürlich Ausgründungen aus Universitäten. Hier muss man aber nachfragen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Uns interessiert: Welche Kriterien gibt es für die Auswahl von Gesellschaftern - ganz allgemein und konkret in diesem Fall? Und wer trifft die Entscheidungen? Wurden Compliance-Regeln und andere rechtliche Vorschriften eingehalten und wer hat dies überwacht?

Haben Sie - gerade als Juristin - Hoffnung, dass der mögliche Verdacht auf Insiderhandel aufgeklärt werden kann?

Für mich hat das Ganze auch eine politische Dimension. Es geht darum, wie Forschungsergebnisse einer steuerfinanzierten Einrichtung vermarktet werden, wie dabei öffentliche Interessen gewahrt werden und wie Missbrauch verhindert werden kann.

Sie wollen sich auch über die Rolle des Aufsichtsrates aufklären lassen. Gibt es Ansatzpunkte, dass er seine Kontrollfunktion nicht ausreichend ausgeübt hat?

Genau das wollen wir herausfinden. Deshalb frage ich nach, in welchen Abständen und wie sich der Aufsichtsrat informieren lässt.

Und das Wissenschaftsministerium?

Das Wissenschaftsministerium und das Sozialministerium sind die Aufsichtsbehörden. Ich möchte schon wissen, wann wer welche Kenntnisse über die Abläufe gehabt hat.

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