Biber in Ladenburg

Wenn Nager teuer werden können

Muss wegen Biber am Rombach ein Bypass gebaut werden? - Naturschützer informierten über Lebensraum der Tiere

26.02.2019 UPDATE: 26.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Mayra brachte ihren Stoff-Biber zur Führung mit. Fotos (2): Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Angeblich sollen die beiden Biber, die an der Bacherlebnisstation ihren Lebensraum eingenommen haben, "die teuersten Neubürger von Ladenburg" sein. So sagte es Bürgermeister Stefan Schmutz bei seiner Neujahrsansprache mit einem gewissen Augenzwinkern. Doch der Schutz des Biberpärchens, das in diesem Frühjahr vermutlich Nachwuchs bekommen wird, könnte wirklich einiges an Geld kosten. Auch darüber wurde bei der jüngsten Biberführung der Ladenburger Ortsgruppe des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) am Rombach gesprochen.

Mit dem in Ladenburg wohnenden Biologen Dietrich Nährig, der beim Regierungspräsidium in Karlsruhe eine Biberberatungsausbildung ablegte, begrüßte Alexander Spangenberg einen ausgewiesenen Fachmann. Der ehemalige BUND-Vorsitzende Spangenberg war übrigens der erste, der die Ankunft des Bibers in Ladenburg registrierte. Vor einem Jahr bemerkte er an der Bacherlebnisstation, dass eine Wiese überflutet wurde. Zunächst dachte er, einige Kinder wollten den Rombach aufstauen. Aber es waren keine Menschen, die den kleinen Stausee verursachten, sondern Biber.

Spangenberg schaltete die Stadtverwaltung und die Naturschutzbehörde ein, denn Biberhabitate sind streng geschützte Zonen. Und das muss auch in Ladenburg so bleiben, sagte der Umweltexperte. Das Biberpärchen, das bisher nur vom dort wohnenden Gartenbau-Ingenieur Markus Wolf gesehen wurde, ist extrem scheu. Der Biberbau kann nur durch das aufgestaute Wasser erreicht werden, erklärte Nährig.

Mittlerweile haben auch die Landwirte die Ansiedlung des größten in Deutschland beheimateten Nagetiers bemerkt. Am Rombach stehen nämlich schon die ersten Felder unter Wasser und können von den Pächtern nicht genutzt werden. Spangenberg ist froh, dass die betroffenen Landwirte an einer Lösung mitarbeiten.

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Zunächst soll ein Abflussrohr in den Ackerboden gerammt werden, um das Feld wieder trocken zu legen. Sollte das erfolglos bleiben, ist der Bau eines Bypasses geplant. Das allerdings muss mit der Naturschutzbehörde abgesprochen werden und könnte außerdem teuer werden. Denn es gibt zwar spezielle Fördertöpfe, um die Kommunen finanziell zu unterstützen, aber die sind nach Auffassung Spangenbergs nur spärlich gefüllt.

Spangenberg und Nährig sorgen sich, dass in Ladenburg eine Art Bibertourismus entstehen könnte. Erst vor ein paar Tagen sei ein Fußgänger durch das Schutzgebiet geschlendert, um die Tiere aufzustöbern. Noch größere Sorgen bereiten Spangenberg aber "unvernünftige Hundebesitzer", die ihre Tiere im Bibergebiet frei herumlaufen lassen. Dabei kann die Begegnung mit einem Biber für Hunde gefährlich sein. Kürzlich griff in Bayern ein Biber einen Hund an und biss ihm einen Lauf durch.

Für Nährig ist die Ansiedlung des Bibers eine Bereicherung. Es entstehen neue Lebensräume, in den Feuchtgebieten siedeln sich Fische, Molche, Nattern und Insekten wie Libellen und Schmetterlinge an. Das Biberpärchen findet in Ladenburg beste Bedingungen vor. Direkt neben dem Biberhabitat wird Mais angebaut, der zu den Lieblingsspeisen der Tiere gehört. Die braunen Nager mit dem extrem dichten Fell und den messerscharfen Zähnen haben eine Lebenserwartung von rund 15 Jahren. Jedes Jahr bringt ein Pärchen zwischen drei und fünf Junge zur Welt. Die Nachwuchssterblichkeit sei allerdings extrem hoch, sodass meist nur ein kleiner Biber pro Wurf überlebt. Nach drei Jahren suchen sich die jungen Biber dann einen eigenen Lebensraum, denn die Eltern dulden es nicht, dass der Nachwuchs allzu lange bei ihnen bleibt.

Bei der Führung wurde deutlich, dass die Ladenburger das Biberpärchen in ihr Herz geschlossen haben. Eine Teilnehmerin regte an, Schilder mit dem Hinweis "Achtung Biber" aufzustellen, denn pro Jahr werden im Rhein-Neckar-Raum bis zu zehn Biber von Autos überfahren. Und da die eigentlich für den Durchgangsverkehr gesperrte Straße durchaus stark befahren wird, leben die Biber am Rombach tatsächlich gefährlich.

Der Biologe Dietrich Nährig (mit Mütze) und Alexander Spangenberg (daneben) freuen sich über die Ansiedlung des Bibers in Ladenburg.

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