Dossenheim oder Ladenburg?

Biber sind auf jeden Fall Migranten

Verschiedene Theorien zur Herkunft - Laut Experte kommen sie meist aus dem Neckar - Pärchen war wohl nie in Dossenheim

27.01.2019 UPDATE: 28.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Dieses Foto einer Wildkamera zeigt den Dossenheimer Biber Justin. Foto: Weinhold

Von Lukas Werthenbach

Dossenheim/Ladenburg. In Dossenheim wurde er gleich ins Herz geschlossen und "Justin" getauft, in Ladenburg freuten sie sich über ein Pärchen als "teuerste Mitbürger der Stadt": Immer mehr Biber lassen sich an den Bächen und Flüssen der Region nieder. Speziell in jenen beiden Gemeinden gab es aber verschiedene Aussagen über die Herkunft der Nager.

Aus dem Ladenburger Rathaus hieß es zunächst, das Pärchen, das sich mindestens seit einem Jahr in der Römerstadt befindet, sei aus Dossenheim eingewandert. Dagegen ist man in der Bergstraßengemeinde davon überzeugt, dass Justin, der seinen Damm erst im Sommer 2018 am dortigen Humpelsgraben baute, hier der erste Biber überhaupt sei. Was stimmt denn nun?

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Ulrich Weinhold, Biologe und Biberbeauftragter vom Institut für Faunistik in Heiligkreuzsteinach, hat die Biber der Region im Blick. Die Gemeinden rufen ihn, um etwaige Maßnahmen abzustimmen - etwa, wenn es um den Umgang mit einem Biberdamm in einem Bach geht, der eine technische Funktion für die Kommune hat. Schließlich stehen die Nager unter Naturschutz.

Auf RNZ-Nachfrage erklärt Weinhold, dass die Wanderungen der Biber allgemein "schwer nachzuverfolgen" seien. Schließlich tragen die Tiere keine GPS-Sender und zeigen sich dem Menschen ohnehin eher selten. Zudem herrsche in der Bewegung der Nager eine "unheimliche Dynamik". Zur Biberfrage in Dossenheim und Ladenburg ist sich Weinhold aber sicher: "Die Biber waren zuerst in Ladenburg, von dort ist einer weiter nach Dossenheim gewandert." Bei diesem handelt es sich um Justin.

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Laut Weinhold leben schon seit längerer Zeit Biber im Neckar: "Von dort wandern die Jungtiere in die Seitenbäche und Zuläufe des Neckars und bewegen sich dann flussaufwärts." Dass der Weg vom Neckar in den Humpelsgraben nur über den Ladenburger Rombach führt, deutet also darauf hin, dass auch Justin zunächst die Gemarkung der Römerstadt überquert haben muss, ehe er sich in Dossenheim niederließ.

Umgekehrt gibt es keine Hinweise darauf, dass das Biberpärchen vor seiner Ankunft in Ladenburg schon einmal in der Bergstraßengemeinde unterwegs war. Zudem stellt Weinhold klar: "Ladenburg ist seit Dezember 2017 als Biberrevier bekannt, Dossenheim erst seit Mitte 2018."

Laut dem Biologen ist es gut möglich, dass Justin ein Nachkomme des Ladenburger Pärchens ist. "Vielleicht sind sie aber auch nicht verwandt und er hat in Ladenburg nur gesehen: ’Oh, da ist schon jemand, dann gehe ich eben noch ein Stück weiter’."

Nicole Ernst-Karch, Ladenburger Rathausmitarbeiterin und Ansprechpartnerin für das Thema Biber, hatte in einer Gemeinderatssitzung erklärt, dass das Biberpärchen aus Dossenheim eingewandert sei. Auf RNZ-Nachfrage weist sie ebenfalls auf die sehr schwierige Nachverfolgung der Nager hin und berichtet von "verschiedenen Theorien" zur Herkunft der Tiere, die nun in der Römerstadt leben. "Genau weiß es keiner, aber ich vertraue da auf die Informationen von Herrn Weinhold", sagt Ernst-Karch mit Blick auf die Erläuterungen des Experten.

Sicher ist am Ende vor allem, dass es sich bei allen drei Bibern um Tiere mit Migrationshintergrund handelt. Und, dass die süßen Nager - egal aus welcher Richtung sie letztlich kamen - in beiden Gemeinden gleichermaßen willkommen sind.

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