Dieser "Justin" Biber ist in Dossenheim schon ein kleiner Popstar
Der Nager ist der erste seiner Art in der Bergstraßengemeinde - Damm an "sensibler Stelle" gebaut - Familiengründung gestattet

Der Biber isteiner Kamera vor die Linse gelaufen. Foto: Wimmer/Weinhold
Von Lukas Werthenbach
Dossenheim. Justin stammt vermutlich aus Ladenburg und hat sich nun im Westen Dossenheims niedergelassen. Dort hat er einen Bauplatz in attraktiver Lage gefunden, sein selbst gebautes Eigenheim steht bereits. Was ihm nun noch fehlt, ist die passende Partnerin: Nach Informationen der RNZ möchte Justin eine Familie gründen. Generell sind Neubürger in Dossenheim ja immer willkommen. Wie aus dem Rathaus zu erfahren ist, wurde Justin hier aber ganz besonders ins Herz geschlossen. Es handelt sich nämlich um den ersten Biber in der Bergstraßengemeinde. Mitarbeiter der Verwaltung verliehen ihm seinen Namen in Anspielung an den kanadischen Popsänger Justin Bieber.
Zur Herkunft des Bibers Justin gibt es verschiedene Informationen. Laut Dermot O’Connor, Vorsitzender des BUND Dossenheim, lebt eine Biberfamilie schon länger am Rombach in Ladenburg. Seit Sommer vergangenen Jahres ist Justin - wohl ein Mitglied der Ladenburger Familie - am Humpelsgraben heimisch, wie Bürgermeister Hans Lorenz auf Nachfrage erklärte. Die Gemeindeverwaltung schaltete sofort Ulrich Weinhold ein, den Biberbeauftragten des "Instituts für Faunistik" in Heiligkreuzsteinach. Mit ihm stehe man seither in "engem Kontakt".
Dies ist laut Lorenz vor allem nötig, weil der Bach für die Gemeinde eine wichtige technische Funktion als Wasserablauf hat. "Auch mit dem Bauwerk des Bibers im Humpelsgraben muss weiterhin der Abfluss gewährleistet sein", so Lorenz. Schließlich steht der Biber unter Naturschutz, seine Dämme dürfen nicht einfach zerstört werden.

Angenagt und erwischt: Diesen Baum am Humpelsgraben hat Justin bearbeitet. Foto: Wimmer/Weinhold
Zudem hat das etwa zweijährige Männchen seinen Damm an einer "relativ sensiblen Stelle" des Humpelgrabens gebaut, wie der Biberbeauftragte Weinhold beschreibt. Der Bach trete an dieser Stelle bei Starkregen ohnehin häufig über die Ufer, die angrenzende Straße werde oft überschwemmt. Daher sei man hier nach Sichtung des Damms von einer "gesteigerten Hochwassergefahr" ausgegangen.
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Also riet Weinhold zur Errichtung einer sogenannten "Dammdrainage": In den Bau des Bibers wurde ein Rohr integriert, das zumindest einen Teil der angestauten Wassermassen um den Damm herum leitet. Die Arbeiten übernahm der Bauhof der Gemeinde im vergangenen Herbst. "Die Zuständigen nahmen das auch mit Humor", berichtet Lorenz.
Der Biberbeauftragte Weinhold lobt die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ausdrücklich als "vorbildlich". "Bei aller Kritik, die Biber allgemein sonst einstecken müssen, ist das mal ein schönes Beispiel dafür, wie man gemeinsam Lösungsansätze finden kann", findet Weinhold. Als es zuletzt stark regnete, hätten ihn die Mitarbeiter des Bauhofs informiert.

Oft bekommt man Biber in freier Natur nicht zu sehen. Foto: Gabbert
"Dann standen wir nachts zusammen da und haben beobachtet, wie sich der Starkregen auswirkt", berichtet der Biberbeauftragte. Ergebnis: Der Damm war "überspült", vereinzelt seien Teile von den Wassermassen mitgerissen worden. Aber darauf seien Biber eingerichtet, "der flickt das dann halt wieder", so Weinhold.
Außerdem habe man in dieser Nacht gesehen, dass der Damm - im Vergleich zu starken Niederschlägen vor dessen Bestehen - nicht für eine zusätzliche Überschwemmung gesorgt habe. Eine gute Nachricht für Justin, denn: "Im Katastrophenfall dürften wir den Damm einreißen", erklärt Weinhold.
Von dieser Seite steht der Gründung der ersten Dossenheimer Biberfamilie also vorerst nichts im Wege. "Auf unbestimmte Zeit" müssten der Biber und seine Umgebung weiterhin auf Veränderungen hin beobachtet werden, wie Lorenz berichtet. Weinhold hat dafür eine Wildkamera am Humpelsgraben installiert, die regelmäßig Fotos liefert. Für die Mitarbeiter der Gemeinde dürfte Justins Überwachung zu den beliebteren Aufgaben zählen.



