Unterwegstheater-Festival 2019 auf dem ehemaligen US-Airfield
Die Themen werden Nahrung, Umwelt, Migration sein - Kunst, die bleibt

Von Anica Edinger
Heidelberg. Kommt der Betriebshof auf das ehemalige US-Airfield zwischen Pfaffengrund und Kirchheim? Oder entsteht dort ein Landschaftspark? Ein Zeppelinhangar? Ein Kinderferiendorf? Oder wird die Vision eines Stadtparks real? Über die Nachnutzung des Militär-Flughafens wird gerade heftig diskutiert - zumal am Donnerstagabend die Entscheidung über die Verlagerung des Betriebshofes fällt und zumindest die Grünen ihn am ehesten auf dem Airfield sehen.
Jai Gonzales und Bernhard Fauser sehen all den Entwicklungen gelassen entgegen. Denn die beiden wissen längst, was mit dem Airfield passieren soll - jedenfalls an zwei Wochenenden im Juli kommenden Jahres: Dann findet dort auf einem Teil des gut 15,6 großen Areals das Festival "Artort" des Unterwegstheaters statt. Noch in dieser Woche soll die Bestätigung des finalen Termins von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) - sie ist noch Inhaber - eingehen. Die Vor-Ort-Begehung fand bereits im Sommer statt - mit viel positiver Resonanz, auch vonseiten der Stadt, wie Bernhard Fauser beteuerte.

Jai Gonzales und Bernhard Fauser gehen mit "Artort" aufs Airfield. Foto: Unterwegstheater
Gemeinsam mit seiner Frau Jai Gonzales gründete Fauser einst das Unterwegstheater - und kam auch mit der Idee zu "Artort" auf. Seit 2002 inszenieren die beiden an verschiedenen Orten in der Stadt, seit 2006 unter dem Label "Artort". Auch gerade deshalb sei das Airfield als nächster Tatort für "Artort" wie gemacht, wie Fauser erklärt. Denn: "Ein Flughafen ist der Projektionsort für das Unterwegssein - genauso wie ,Artort‘ immer unterwegs ist."
Und überhaupt: Ein Flughafen könne so viele Geschichten erzählen - von Trennung und Wiedersehen, von Abreise und Ankunft. "Luft - Liebe - Liberty" heißt deshalb auch der vorläufige Arbeitstitel, unter dem Gonzales und Fauser das Festival nun bis Juni mit Kunst füllen. Und eines ist sicher: Bei der 13. Auflage von "Artort" wird es nicht nur um Tanz - die eigentliche Profession von Gonzales und Fauser gehen -, sondern um viele andere Formen von Kunst gehen.
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Lichtinstallationen, Videoprojektionen, Performances oder auch Akrobatik: Auf dem Airfield wird etwas Einzigartiges entstehen. Denn: "Artort ist immer einmalig", erklärt Gonzales. Und das ist auch gut so. "Denn Kunst, die nicht permanent ist, bleibt", ist Gonzales überzeugt. Schließlich verstärkten sich Bilder, die das Publikum vom Festival im Kopf behielten, mit der Zeit - "und sie bleiben lebendig", so Gonzales. Das mache auch die Schönheit von "Artort" aus.
Im Mittelpunkt des Festivals stehen dabei im kommenden Jahr die Themen Umwelt, Nahrungskette und Migration. Und natürlich geht es bei "Artort" immer irgendwie auch um die Frage des öffentlichen Raums. "Wie öffentlich ist eigentlich der öffentliche Raum, und ist er in Gefahr?", fragt Fauser. Schließlich eigneten sich vermehrt Immobilienkonzerne oder Wirtschaftsunternehmen öffentlichen Raum an. Um dem entgegenzuwirken, brauche eine Stadt vor allem eines: "Mündige und wache Bürger, die sich für ihre Räume engagieren", sagt Fauser. So wie er das mit seiner Frau tut.
Für sie ist die Suche nach dem Raum zur Leidenschaft geworden. Dabei ginge es auch immer um die Geschichte eines Ortes: "Durch das Festival haben wir gelernt, dass der Bismarckplatz früher ein Hafen war und unter dem Karlsplatz eine Kapelle liegt", sagt Fauser. In Sachen Airfield müsste zwar noch ein wenig historische Recherche betrieben werden. Aber: "Wir sind mittendrin", verspricht Fauser.