Initiative "Landwirtschaftspark" möchte die Fläche südlich der Bahnstadt erhalten
Statt Betriebshof oder Zeppelinpark, soll rund um das "Airfield" die Landwirtschaft erhalten bleiben – Erholung der Anwohner und Bildung der Kinder

Rund um das "Airfield", den ehemaligen Flugplatz der US-Armee zwischen Bahnstadt, Pfaffengrund und Kirchheim, bauen Landwirte Getreide an. Eine Initiative möchte in dem Areal einen Landwirtschaftspark einrichten. Foto: Philipp Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Viele haben ein Auge auf die etwa 350 Hektar große Fläche zwischen Bahnstadt, Pfaffengrund und Kirchheim geworfen: Mittendrin liegt schließlich das "Airfield", das nach dem Abzug der Amerikaner viel Potenzial für zukünftige Projekte bietet. Rundherum aber bewirtschaften Landwirte ihre Felder, halten Tiere oder erzeugen Biogas. Es wird wohl nicht alles bleiben, wie es ist: Die Bahnstadt erwartet 7000 und das Patrick Henry Village gar 10.000 neue Einwohner. Die vor zwei Jahren gegründete Initiative "Landwirtschaftspark" hat nun mit Unterstützung der Internationalen Bauausstellung (IBA) ihre eigenen Pläne bei einer Fahrradtour vorgestellt.
"Die Stadt braucht Landschaft - ohne funktioniert es nicht", erklärt Steffen Becker, bevor die knapp 50 Besucher zur Radtour aufbrechen. Dem Landschaftsarchitekten schwebt statt versiegelter Böden ein Landwirtschaftspark vor, in dem die Bauern weiter ihre Felder bewirtschaften, aber auch Schulkinder etwas lernen und die Bewohner der angrenzenden Stadtteile ausspannen können. "Das Klassenzimmer ist da draußen", betont Becker. Und das zu nutzen, sei heute wichtig: Jeden Tag würden Flächen so groß wie 73 Fußballfelder versiegelt - gerade um die Städte herum -, und das, obwohl regional erzeugte Lebensmittel im Hinblick auf den Klimawandel wichtiger würden. Den Menschen in der Stadt die Arbeitsweise und Nöte der Landwirte näher zu bringen, sei deshalb von zentraler Bedeutung.
Über mehrere Stationen führte die dreistündige Tour. Vor allem beim "Airfield" gab es Diskussionsbedarf. Der Betriebshof könnte dorthin verlegt werden oder ein Zeppelinpark entstehen. Die Initiative schlägt verschiedene Möglichkeiten vor: Gastronomie, ein Marktplatz oder ein gemeinsamer Hofladen der ansässigen Bauern könnten dort entstehen. Wie bei den anderen Stationen steht aber auch hier noch nichts fest.
Moritz Bellers und Katrin Bohn von der IBA sind für das Projekt zuständig. Bellers betont: "Das ist kein fertiges Bild, sondern ein Prozess, in dem verhandelt wird." Die etwa 30 aktiven Mitglieder der Initiative wünschen sich, dass innovative Projekte einen Platz auf der Fläche finden: Marco Tidona experimentiert zurzeit noch in einem Gewächshaus von Roland Pfisterer. Sein Start-Up entwickelt vertikale Pflanzentonnen, in denen Salate und Kräuter ohne Erde und in hoher Dichte angebaut werden können. Ganz klassisch dagegen ist die Idee für den Bohnengarten, der gemeinsam mit der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und dem Ökogarten der Pädagogischen Hochschule entstehen soll. Ein paar Bohnen sind bereits gepflanzt und können am Radweg südlich der Bahnstadt besichtigt werden.
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"Es geht darum, den Park zu erhalten und erlebbar zu machen", fordert auch Karlheinz Rehm. Dabei ist der Landwirt aus Kirchheim auch auf Konflikte vorbereitet: "Man will zeigen, was produziert wird - das heißt aber nicht, dass es ein Freizeitpark werden soll." Gerade Hunde, die in Biotopen Rebhühner aufscheuchen oder ihr Geschäft dort verrichten, wo Gemüse angebaut wird, sieht er skeptisch. Märkte dagegen würden die Bauern unterstützen: "Sowas muss wachsen - aber da bin ich optimistisch!"