Das Airfield als Königsweg?
Die Grünen diskutierten bei einer Mitgliederversammlung den möglichen Standort - Entwicklung in Bergheim wünschenswert

Der ehemalige US-Flugplatz liegt zwischen dem Pfaffengrund im Norden und dem Pleikartsförster Hof im Süden (unten). Foto: Kay Sommer
Von Timo Teufert
Heidelberg. Die Grünen können sich einen neuen Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) auf dem Gelände des US-Flugplatzes in Kirchheim vorstellen. Das ist das Ergebnis eines Stimmungsbildes, das der Kreisvorsitzende Florian Kollmann bei einer Mitgliederversammlung am Freitag im Dezernat 16 abfragte. Die Prüfung einer Verlagerung auf das Airfield hatte bereits die Grünen-Gemeinderatsfraktion beantragt. In der Versammlung hatten vier Experten - Baubürgermeister Jürgen Odszuck, Nahverkehrsexperte Felix Berschin, Sebastian Olschewski vom Naturschutzbund und Stadtplaner Thorsten Erl - ihre Position zum Thema Betriebshof vorgestellt und an Thementischen mit den Interessierten diskutiert.
> Baubürgermeister Jürgen Odszuck plädiert für eine Verlagerung des Betriebshofes als Chance für Bergheim. "Für mich persönlich wiegen die städtebaulichen und die gesellschaftlichen Argumente stärker", begründete Odszuck seine Position. Am bisherigen Standort sei eine Stadtreparatur notwendig, denn Bergheim-West sei abgeschottet. "Mit einer Verlagerung des Betriebshofs entsteht die Gelegenheit, die gemachten Fehler nicht zu manifestieren."
> Nahverkehrsexperte Felix Berschin befürwortet eine dezentrale Abstellung der Fahrzeuge, und die 35.000 Quadratmeter große Grünfläche am Großen Ochsenkopf würde er gerne anders nutzen. In Verbindung mit der geplanten Radbrücke über den Neckar sei die Fläche hochattraktiv, zum Beispiel, um hier Pendlerparkplätze zu schaffen. "Schließlich sind es nur 600 Meter Luftlinie von dort bis ins Neuenheimer Feld. Mit dem Auto muss man 2,5 Kilometer fahren", so Berschin.
> Sebastian Olschewski vom Naturschutzbund will die Ochsenkopfwiese erhalten: "Sie hat eine bedeutende bioklimatische Funktion und ist wichtig für den Luftaustausch und die Kaltluftentstehung." Über 100 Pflanzenarten fänden sich dort, die wichtig für Vögel und Insekten seien. Statt die Überbauung der Grünfläche zu planen, solle Heidelberg lieber Vorreiter sein und den Großen Ochsenkopf zum Naturerlebnis- und Naturerfahrungsraum machen.
Auch interessant
> Stadtplaner Thorsten Erl geht es bei der nachhaltigen Stadtplanung um den Ausgleich von Ökologie, Ökonomie und Sozialem. "Der öffentliche Raum ist ein wichtiges Element, und es muss gute Flächen der Begegnung geben", so Erl. In Bergheim gebe es wenig davon, mit einer Verlagerung des Betriebshofes könne ein grünes Herz geschaffen werden, eine zentrale öffentliche Grünfläche.
> Die Diskussion: "Es gibt gute Gründe gegen den Betriebshof am Ochsenkopf, es gibt gute Gründe für eine Entwicklung Bergheims", fasste Stadtrat Christoph Rothfuß zusammen. Die Lösung sei seiner Meinung nach das Airfield. "Die Zukunft liegt in Patrick-Henry-Village. Dahin muss sich die Stadt entwickeln, da wäre das Airfield ein guter Brückenkopf", fand auch ein Teilnehmer. Für ihn ist das Airfield der Königsweg, Berschin allerdings fehlt dort ein Gesamtkonzept für den öffentlichen Nahverkehr zusammen mit dem Umland.
Kontrovers wurde auch eine Entwicklung des heutigen Standorts diskutiert. In Bergheim gebe es keine Grünflächen. Daher fände Stadträtin Luitgard Nipp-Stolzenburg es gut, wenn "ein Teil dieser toten Fläche Betriebshof" für eine "grüne Insel" und Wohnungen genutzt würde. "Eine Freifläche ist nicht gleich Grünfläche. Eine Wiese, die auf dem Betriebshof entstehen würde, hat nichts mit der Ochsenkopfwiese zu tun", ärgerte sich Rainer Zawatzky vom BUND.



